Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Erbe des Greifen

Titel: Das Erbe des Greifen
Autoren: Carl A. DeWitt
Vom Netzwerk:
können. Aber nein, ich fand nichts. Nur Ratten und Taubendreck.«
    Argor sah an seiner Kleidung herab. »Taubendreck gibt es hier in der Tat reichlich. Müsste man den Bruch vor dem Schienen nicht zuerst richten?«
    »Ich glaube, das ist üblich«, nickte Knorre und sah seufzend auf seinen offenen liegenden Knochen herab.
    »Wenigstens sieht es so aus, als hätte ich Glück im Unglück gehabt.«
    Argor stand auf und ging zu dem Stuhl hinüber, zog an einem seiner Beine und nickte zustimmend. »Scheint stabil zu sein.« Er zog fester, bis es knirschte und er ein Stuhlbein in der Hand hielt. Einen Moment später hatte er auch das zweite Bein gelöst. »Wie meintet Ihr eben? Das nennt Ihr Glück haben?«
    »Es hätte auch eine Ader zertrennt werden können, dann hätte es schlecht um mich gestanden«, antwortete der Artender. Er beugte sich vor und umfasste vorsichtig seinen Fuß, bewegte ihn leicht und zog erneut scharf die Luft ein.
    »Das Wadenbein ist noch ganz«, stellte er heiser fest. »Ich muss nur …« Er zog fester, stöhnte leise auf und sackte schwer atmend nach hinten in den Stuhl. Argor stand da, die Stuhlbeine in den Händen, und fühlte sich nutzlos.
    »Kann ich …?«, begann er, aber Knorre schüttelte den Kopf.
    »Nein. Ich merke selbst am besten, wenn der Knochen richtig sitzt.« Er sah mit einem schiefen Grinsen zu Argor auf. »Es wird mir überdeutlich gemeldet.«
    In insgesamt vier Anläufen, unterbrochen von mehreren Pausen, in denen er versuchte, erneut Mut und Kraft zu sammeln, richtete Knorre seinen Knochen wieder. Beim dritten Anlauf verschwand der weiße Knochen endlich unter der Haut. Doch als der hagere Mann zum letzten Mal Hand anlegte und man Knochen auf Knochen knirschen hörte, wurde Argor beinahe schlecht davon.
    Er hatte währenddessen das Leder des alten Stuhls, den er vollkommen auseinander genommen hatte, in doppelt daumendicke Streifen geschnitten. Das Leder war alt, aber war noch gut genug, um damit die Schienen an Knorres Bein zu befestigen.
    »Fertig?«, fragte Argor leise, als Knorre sich schweißgebadet, aber mit einem erleichterten Seufzer zurücklehnte. Der junge Zwerg betrachtete die Wunde an Knorres Bein. Das Bein wirkte gerade, wenn auch ein wenig dürr. Kein Wunder, dachte er, dass Menschen so zerbrechlich sind. Blut trat aus der Wunde aus, aber es war überraschend wenig.
    »Ich habe geglaubt, dass es stärker bluten würde«, stellte Argor fest. »Kann ich etwas für Euch tun?«
    »Es ist nur die Haut, die durchstoßen wurde, ich sagte ja, dass ich Glück gehabt habe, aber Ihr könnt tatsächlich etwas für mich tun. Unter uns befindet sich ein Schlafzimmer. Dort gibt es einen großen Schrank, in dem Ihr feine Bettwäsche aus Seide finden werdet. Ich wäre Euch sehr verbunden, würdet Ihr sie mir bringen.«
    »Die dürfte mittlerweile wohl verrottet sein«, mutmaßte Argor, stand aber dennoch auf.
    »Es liegt Magie auf dem Schrank«, erklärte Knorre geistesabwesend, während er vorsichtig seine Wundränder abtastete. »Wie Ihr ja bereits wisst, ist der Turm verwunschen.«
    Argor nickte und beeilte sich, nach unten zu gehen.
    Etwas später kam er mit weit aufgerissenen Augen und einem Seidenlaken in der Hand wieder zurück.
    »Im Raum unter uns ist ein Skelett in den Boden eingebrannt!«
    »Ich weiß«, meinte Knorre. »Das ist der Magier, der zuletzt versucht hat, die Geheimnisse des Turms zu entdecken. Wie Ihr seht, ist es ihm nicht gut bekommen. Ich muss allerdings zugegeben, dass es eine überaus tückische Falle war, die mich beinahe auch erwischt hätte. Ist die Seide noch gut?«
    »Sieht so aus. Wie seid denn Ihr der Falle entkommen?«, erkundigte sich Argor neugierig, während Knorre die Seide aufschnitt, zusammenfaltete und vorsichtig auf die Wunde presste.
    »Ganz einfach. Der Magier ging mir voran, also traf es ihn zuerst«, antwortete Knorre leichthin. »Könnt Ihr mir helfen, die Schienen anzulegen?«
     
    »Geht es so?«, fragte Argor etwas später, als der Artender, schwer auf seinen weißen Stab gestützt, aufzustehen versuchte. Vorsichtig belastete Knorre seinen Fuß und nickte dann grimmig.
    »Es muss einfach gehen.« Zweifelnd blickte er auf den Treppenabgang. »Einhundertundzwölf verdammte Stufen«, grummelte er.
    »Habt Ihr sie gezählt?«
    »Ich habe jede einzelne untersucht. Manchmal verstecken die Leute ja auch etwas unter den Stufen.«
    »Sagtet Ihr nicht, Ihr hättet nichts gefunden?«
    »Richtig.«
    »Habt Ihr Euch nicht gewundert, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher