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Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum

Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum

Titel: Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum
Autoren: Volker Ferkau
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flüstern zu sehen. Er schälte sich aus seinem Oberteil aus Wildleder. Obwohl er über fünfzig war, wirkte er hager und sehnig. Seine Haut war schneeweiß, und schwarze Haare kräuselten sich auf Brust und Schultern. Das Mädchen sollte gleich lernen, dass geschah, was er wollte, und zwar ohne Kompromisse. Je älter man wurde, desto mehr ähnelte Zeit einem Luxus, den man sich nicht erlauben konnte. »Und jetzt trete näher und lass dich anschauen.«
    Sie war nicht älter als vierzehn, also alt genug, um Sprösslinge in die Welt zu setzen. Andererseits jung genug, um Grodon eben jenes Vergnügen zu bereiten, dass er sich selten entgehen ließ, seitdem er Zola den Weg weisen musste.
    Vielleicht, weil ich in jedem Mädchen Zola sehe, rieche und spüre.
    Vielleicht aber auch, weil ich ein Mistkerl bin!
    Die Alternative interessierte ihn nicht.
    »Zieh dich aus.« Sanft und leise.
    Schüchtern entledigte sich das Mädchen seiner Kleidung , und Grodon überlegte, ob er es ihr leicht machen sollte. Zärtlich sein. Sie auf das, was kam, vorbereiten.
    Zuerst der Anfang, dann werden wir sehen. Schließlich bist du noch zehn Jahre bei mir! Zeit genug, um zu sehen, ob deine Finger und dein Körper auch einen Teil meiner Seele stehlen können.
    Tränen liefen dem Mädchen über das Gesicht, obwohl es eine trotzige Miene aufgesetzt hatte, die Unterlippe vorgeschoben, was ihn erneut an Zola erinnerte, die er
    (verdammt!)
    nicht vergessen konnte.
    Er machte eine herrische Handbewegung , und sie begriff, dass er wünschte, sie solle sich auf den Teppich legen. Sie tat es. Dabei wirkte sie verletzlich, dünn und jung. Sie hatte eine Gänsehaut. Sie lag auf dem Rücken, die Beine leicht angewinkelt und gespreizt, die Arme lang neben sich ausgestreckt. Die kurzen, schwarzen Haare und das grobschlächtige Gesicht, außerdem die hervortretenden Rippen und winzigen Brüste, wirkten weder erregend, noch empfänglich.
    Für Grodon zählte das nicht. Er war kein Ästhet. Er entledigte sich seiner Beinkleider, und ihm entging nicht ihr ängstlicher Seufzer, als sie sah, was sie würde ertragen müssen. Sie würde Schmerzen leiden, doch hin und wieder kam es vor, dass eine Novizin später Freude empfand und sich als leidenschaftliche Liebhaberin erwies. Deshalb ließ Grodon ihr keine Zeit, um nachzudenken, sank auf die Knie, tunkte seine Finger in einen bereitstehenden Topf voller Fett, machte sie geschmeidig und drang in sie ein. Er schloss die Augen und die Gegenwart schwamm weg. Er war nicht mehr hier, sondern seine Erinnerungen trugen ihn weit zurück. Er stieß zu, ohne auf etwaige Widerstände zu achten.
    Er schwebte zurück.
    Zola.
    Zurück in die Zeit, als er Chargos L’okien kennenlernte.
    Zola.
    Zurück in die Zeit, als er beschloss, etwas Großes zu schaffen.
    Zurück in die Zeit, die derzeit bei vielen in Vergessenheit geriet.
    Unter ihm schrie das Mädchen.
    Für viele ist die Erinnerung ein Friedhof, der blüht.
    Für andere die Hölle.

17
     
    Connor legte die Brille vor sich auf den Tisch und starrte das Gestell an, als wolle er es mit seinem Blick rösten. Er sah auf , und seine Mundwinkel zuckten. Zornesadern glühten auf seiner Stirn. Er schlug mit der flachen Hand auf die Tischplatte und flüsterte: »Wer auch immer dafür verantwortlich ist, ich werde ihn persönlich zur Rechenschaft ziehen.« Er musterte Bluma. »Hoffentlich muss ich dafür nicht nach Unterwelt.«
    Die Begrüßung war nicht lange her. Bluma drückte sich mit Freude an Darius, Bob starrte seine Freunde mit großen Augen an, als könne er es noch immer nicht glauben, Frethmar war leise und wirkte düster, wütend und verzweifelt gleichermaßen. Sein Gesicht schien noch von der Hitze des Feuers zu glühen, die auch der furchtbare Drachenritt nicht hatte löschen können. Saymoon und Jamus nippten Beerenwein, die Gesichter noch dunkel vom Ruß. Bluma hatte Darius noch nichts von John Verfehlung berichtet, und Trevor zog es vor, zu schweigen. Aichame und Ceyda saßen nebeneinander, die Hände im Schoß.
    » Du hast eine Ahnung?« Connors Blick schoss zu Trevor, der unwillkürlich zusammenzuckte.
    » Mein Vater würde so etwas niemals tun«, stellte der Meisterdieb fest.
    » Was macht Euch so sicher? Ihr kennt ihn doch gar nicht«, fragte Connor scharf. »Ein ganzes Volk, das seine Erinnerungen verliert! Bei den Göttern ... Sagtet Ihr nicht, Euer Vater stehle Erinnerungen?«
    Trevor nickte dumpf. »Aber ein ganzes Volk? Und dann auch noch gleichzeitig?
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