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Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum

Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum

Titel: Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum
Autoren: Volker Ferkau
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zappelten im Wasser, alles war durcheinander, und in den Gesichtern schimmerten weiße Murmeln der Furcht, die sich nun auch auf den roten Drachen konzentrierte, den die meisten erst jetzt wirklich wahrnahmen und der sie maßlos verschreckte.
    » Flüchtet! Rennt weg! Drachen! Wir werden von Drachen angegriffen!«, brüllten einige. Saymoon zog Cybilene in die Höhe, um den verzweifelten Wesen die Angst zu nehmen.
    » Die Drachen haben das Feuer gemacht!«, hörte man von unten.
    » Sie haben Trugstedt angezündet!«, echote es hin und her.
    » Was sind Drachen?«, brüllte ein anderer.
    » Große Vögel, du Narr!«
    » Vögel tun einem nichts!«
    » Meine Kinder, meine Kinder! Wo sind meine Kinder?«
    Alle liefen durcheinander, kopflos, ohne klaren Verstand, ohne Erinnerung. Viele schrien vor Schmerzen.
    Dann sahen Saymoon und Jamus etwas, dass einem Wunder glich: Wohin man blickte, war das Feuer erloschen, lediglich einige kleine Herde flackerten oder glühten noch.
    » Die Explosion«, stieß Jamus hervor. »Ihre Druckwelle hat das Feuer ausgepustet!«
    » Nur so kann es ein«, gab Saymoon zurück.
    Unten kümmerten sich einige stämmige Zwerge um die Ölfässer , und die ersten Überlebenden schienen nun zu bemerken, dass sie außer Gefahr waren.
    Der rote Schein des Todes war erloschen.

16
     
    Grodon, Lehrmeister der Diebesgilde von Loreon auf der Insel Dalven, war zufrieden. Er legte die Schrift auf den Tisch und strich mit den Fingerspitzen über das anachronistische Pergament.
    Er beugte sich zur Tischplatte und las im flackernden Maguslicht: Erinnerungen sind das Fenster, durch das man sehen kann, was man will. Er richtete sich auf und lächelte. Jede Begegnung, welche die Seele berührt, hinterlässt eine Spur, die nie ganz verweht, las er weiter.
    Er kannte diese Sätze in- und auswendig, doch stets erfreute er sich an der Aussage und daran, dass sie ihm ein Ziel geschenkt hatten. Für viele ist die Erinnerung ein Friedhof, der blüht. Für andere die Hölle.
    Jene, für die es die Hölle war, sollten sich glücklich schätzen, wenn sie ihre Erinnerungen verloren.
    Grodon rollte die Abschrift zusammen und lächelte still. Ging man davon aus, dass Erinnerungen auch die Wächter des Verstandes sein sollten, stand fest, dass sie das Sein eines Wesens ausmachten. Ohne Erinnerungen war man nur noch eine Hülle. Was also lag näher, als Lebewesen die Erinnerungen zu nehmen, um sie zu beherrschen, indem man ihnen neue schenkte, die ihren Ursprung in der Gegenwart hatten? Wer nichts mehr wusste, würde sich an alles klammern, das man ihm darbot.
    Die Idee war ihm gekommen, als er begriff, wie groß die Gabe seines Schülers Chargos L’okien war. Und nun stand er kurz vor seinem größten Erfolg. In aller Stille hatte er daran gearbeitet.
    Er trat zum Fenster und blickte über die Mauern der einfachen Festung hinunter aufs Meer. Im Hof trainierten Schwertkämpfer, und das Hämmern der Holzwaffen drang zu ihm hoch. Er suchte das Meer ab und schalt sich einen Narren. König Rod Cam würde noch mindestens einen Tag benötigen, bis er zurückkehrte.
    Grodons Stellung als Herr der Diebesgilde und einige stechende Intrigen, mit denen er andere Gildenmänner ausgebootet hatte, war von Rod Cam nicht übersehen worden, was ihm einigen Einfluss schuf. Das mochte weniger mit seinen politischen Fähigkeiten zu tun haben, als vielmehr der Tradition geschuldet. Cam hatte zuerst versucht, die Macht der Diebesgilde zu brechen, doch die meisten Diebe waren vermögend und einflussreich, und der König hatte schnell begriffen, dass er besser fuhr, er vergewisserte sich deren Gewicht.
    Ohne Grodon gab es keinen Zusammenhalt, er war sozusagen der Leim, der alles zusammenhielt. Der Mittler zwischen König und Gilde, sowie derjenige Lehrer, der Talente fand und sie ausbildete. Darunter waren, je älter Grodon wurde, vermehrt junge Frauen mit dem Wunsch, irgendwann in die Gilde aufgenommen und ausgebildet zu werden, die er deren Eltern abschwatzte und ihrem Wunsch Genüge tat, ohne sich zu vergewissern, ob die Fähigkeiten der Novizinnen ausreichend oder nur kindisches Wunschdenken waren.
    Es tockerte, als habe ein Vögelchen den Mut aufgebracht, an des Habichts Tür zu klopfen. Und so sah das Mädchen auch aus. Das Vögelchen trat ein, den Kopf gesenkt, die Hände hinter dem Rücken.
    »Wenn du stehlen willst, solltest du dir deine Scheu abgewöhnen«, sagte Grodon leise und begriff sogleich, dass des Diebes Furcht ist, die anderen
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