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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin
Autoren: Charlotte Thomas
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begriffen? Du warst doch immer mein Mädchen.«
    Sie blickte sich angstvoll um, schätzte ihre Möglichkeiten ab, ihm zu entkommen oder um Hilfe zu rufen.
    »Caspar, tu es nicht«, murmelte sie. Er hörte nicht auf, ihren Hals zu streicheln. Sie merkte, wie die Beine ihr wegknickten, ihr wurde schwarz vor Augen, und das Letzte, was sie vor sich sah, war sein von Kummer und Liebe erfülltes Gesicht.
    Als Johann zu Hause eintraf, war er außer Atem vom Rennen. Bei seiner Rückkehr auf den Heumarkt hatte er sich, von Euphorie erfüllt, darauf gefreut, Madlen die guten Neuigkeiten zu erzählen, die er aus dem Palast mitbrachte, aber seine Hochstimmung war bei Cuntz’ Bericht augenblicklich in blanke Angst umgeschlagen. So schnell wie eben war er noch nie im Leben gelaufen. Auf sein heftiges Pochen hin öffnete ihm die Begine Sybilla.
    »Der alte Mann hat mich hergebeten«, begann sie, doch Johann hielt sich nicht mit Höflichkeiten auf, er drängte an ihr vorbei ins Haus. »Wo ist Blithildis?«
    Die Begine legte einen Finger auf die Lippen und deutete in die Richtung von Cuntz’ Schlafkammer. »Sie braucht Ruhe. Ich habe ihre Wunde genäht und ihr einen Schlaftrunk verabreicht. Sie wird sich bald erholen.«
    »Und der Kerl? Ist er tot?«
    Die Begine nickte. »Ich habe ihn mithilfe Eures Freundes in den Schuppen geschleift, wobei mir durch den Kopf ging, wie häufig hier im Haus in der letzten Zeit Menschen zu Tode gekommen sind.« Ihr war anzusehen, dass sie diese Zustände in hohem Maß missbilligte.
    »Wo ist meine Frau?«
    »Die liegt oben in ihrer Kammer. Euer Knecht hat sie hinaufgetragen. Sie hatte einen kleinen Schwächeanfall, aber Grund zur Sorge ist das nicht, denn sie ist …«
    Johann hörte nicht mehr hin, er hetzte mit gewaltigen Sprüngen die Stiege hinauf. Ohne innezuhalten, stürzte er in die Schlafkammer und kniete neben dem Bett nieder, und erst, als Madlen mit flatternden Lidern die Augen aufschlug, beruhigte sich sein rasender Herzschlag wieder.
    »Was machst du für Sachen?«, stieß er hervor.
    »Wo ist Caspar?«, flüsterte sie.
    »Keine Ahnung. Bestimmt im Sudhaus.«
    Sie versuchte sich aufzusetzen. »Johann, du musst …«
    »Johann?«, kam Veits Stimme von unten.
    »Was ist?«, rief er zurück.
    »Komm runter. Jetzt sofort.« Es klang ungewohnt gebieterisch. Johann drückte Madlen aufs Lager zurück und küsste sie auf die Stirn. »Ruh dich aus. Ich bin gleich wieder da.«
    Veit wartete an der Hintertür, er streckte die Hand aus. »Führe mich, dann geht es schneller.«
    »Wohin?«
    »Zum Sudhaus.«
    Befremdet gehorchte Johann. Er nahm den Freund beim Arm und führte ihn über den Hof zum Sudhaus. Durch die offenstehende Tür fiel Sonnenlicht in die Braustube, auf den ersten Blick sah alles nach der aufgeräumten Handwerksidylle aus, in der er die letzten Monate gelebt und gearbeitet hatte. Doch dann sah er den leblosen Körper von der Tenne herabbaumeln und verharrte mitten im Schritt.
    »Allmächtiger.«
    »Ist es Caspar?«, fragte Veit leise.
    »Ja«, sagte Johann, erschüttert von dem Anblick des Erhängten. »Was zum Teufel ist hier passiert?«
    »Er hat Madlen nach Hause gebracht, kurz bevor du kamst. Sie war wohl ohnmächtig geworden. Die Begine hat ihm befohlen, sie ins Bett zu bringen, was er auf der Stelle tat. Er sprach nicht viel, aber das bisschen, das ich hörte, klang irgendwie … verzweifelt. Er ging ins Sudhaus, und ich bin ihm nach. Ich hörte ihn auf der Tenne rumoren und hab nach ihm gerufen, aber dann kam auch schon das Röcheln. Ich habe mich zu ihm hingetastet und stieß gegen seine zappelnden Beine. Gleich darauf war es vorbei.« Veit schüttelte in hilfloser Wut den Kopf. »Ich konnte nichts mehr tun. Nimm ihn ab, bevor Madlen ihn so sieht.«
    Johann kletterte die Stiege zur Tenne hoch und schnitt den Strick durch. Das dumpfe Poltern, mit dem der Körper unten aufschlug, fiel mit Madlens entsetztem Aufschrei zusammen. Sie stand schreckensbleich in der Tür, beide Hände vor den Mund gepresst.
    Veit hatte ihr lauschend den Kopf zugewandt. »Bring sie weg, Johann. Ich kümmere mich mit der Beginenmeisterin hier um alles.«
    In Windeseile war Johann wieder nach unten geklettert und zu Madlen geeilt, bevor sie näher kommen konnte. Ohne zu zögern hob er sie auf die Arme und trug sie ins Freie. Sie klammerte sich mit aller Macht an ihn und schluchzte haltlos, ihr ganzer Körper bebte davon. Statt sie ins Haus zu bringen, ging er mit ihr nach hinten in den Garten und
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