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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin
Autoren: Charlotte Thomas
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atemlose Stille. Hermann hielt das Schwert mit beiden Händen umfasst, einen Fuß vorgestreckt, die Hüfte seitlich gedreht, und als er ausholte, kniff Madlen fest die Augen zu und wandte sich ab. Als im nächsten Moment ohrenbetäubender Jubel aufbrandete, öffnete sie die Augen wieder, aber sie sah nicht zur Richtstätte hin, sondern ging stolpernd hinter ihr Fuhrwerk und erbrach sich dort zwischen den Rädern.
    Blithildis hatte für Veit und Cuntz eine kleine Mahlzeit hergerichtet, Brot mit Schinken und ein paar hart gekochten Eiern, und sie wollte gerade in die Schankstube hinübergehen, um dort frisches Bier für die Männer zu zapfen, als es heftig an der Tür klopfte.
    »Wer ist da?«, rief sie.
    »Lud… Ludwig«, kam es kläglich zurück. »Ludwig hat Angst! Ludwig will das nicht.«
    »Ach du je. Was hat der Junge denn? Eben hat er doch noch ganz ruhig draußen auf der Gasse gespielt!« Sie ging zur Tür und schob den Riegel zurück. Ludwig stand vor ihr und glotzte sie mit weit aufgerissenen Augen an, am ganzen Körper zitternd vor Furcht. Im nächsten Moment wurde er grob zur Seite gestoßen, und Jobst trat in die Stube. Blithildis wich mit einem Aufschrei zurück. Jobst schloss die Tür hinter sich und schob den Riegel vor.
    »Sieh einer an«, sagte er. »Da hatte ich doch den richtigen Riecher. Genau dich wollte ich haben, Blithildis von Bergerhausen. Bis jetzt habe ich noch immer zu Ende gebracht, was ich angefangen habe.«
    Er sah grauenhaft aus. Sein Hemd und seine Beinlinge waren mit Blut besudelt, ein Wams trug er nicht. In seinem Gesicht wucherte tagealter Bart, die Augen lagen tief in den Höhlen.
    Veit war aufgesprungen, seine Augen versuchten den Eindringling zu fixieren.
    Jobst lachte. »Ja, schau nur, blinder Mann. Und kämpf mit mir, wenn du kannst. Oh, zu dumm, du hast nur eine Hand! Das sieht schlecht für dich aus, würde ich meinen.« Er grinste teuflisch. »Es würde mir gefallen, wenn du zusiehst. Oder sollte ich sagen: zuhörst? Vorher solltest du es dir aber ein wenig bequemer machen.« Er schlenderte gelassen auf Veit zu und trat ihm zwischen die Beine, und während Veit stöhnend zusammenknickte, wandte Jobst sich wieder zu Blithildis um.
    Sie war dort stehen geblieben, wo er sie hingeschubst hatte, als er das Haus betreten hatte. Sie konnte sich nicht bewegen. Der Atem war in ihren Lungen gefroren, ihr Herz hatte aufgehört zu schlagen. Er hatte das Messer gezogen und strich ihr sacht mit der Klinge über das Gesicht, fuhr behutsam herab zur Kehle, drückte die Spitze in die Haut, bis Blut hervorquoll. Er seufzte, als seien ihm soeben Erinnerungen gekommen, in denen es sich trefflich schwelgen ließ. Im nächsten Moment hatte er mit einem heftigen Schnitt ihr Gewand von oben bis unten aufgeschlitzt. Das, was ihren Körper noch bedeckte, riss er mit der Hand zur Seite. Ihr nackter Leib war seinen Blicken schutzlos preisgegeben. Bewundernd pfiff er durch die Zähne. »Donnerwetter, nicht viel anders als damals. Obwohl – diese ganzen Narben … Das ist nicht sehr hübsch. Wo hast du dir die denn geholt?« Er schlug ihr brutal in den Magen und trat ihr die Füße weg. Sie fiel flach auf den Rücken und wusste, sie würde gleich sterben. Nein, das war nicht richtig. Sie war bereits tot. Er hatte sie damals schon umgebracht. Ihr Blick wandte sich zur Decke, und es war ihr, als könne sie von dort oben auf sich selbst herabsehen, wie eine Seele, die den Körper schon verlassen hatte. Das war nicht mehr sie, die dort auf dem Boden lag, während er seine Bruche aufnestelte und sich auf sie stürzte. Das da unten war nur eine Hülle. Nicht ihr Fleisch war es, das er grob zu weiten versuchte, um seinem aufgerichteten Schaft den Weg zu bereiten.
    Von irgendwoher tönten raue Schreie, auf einmal konnte sie wieder atmen. Sie war wieder in ihrem Körper, und Jobst lag nicht mehr auf ihr, hatte sie nicht vergewaltigt. Die Vergangenheit hatte sich nicht wiederholt.
    Cuntz stand mitten in der Stube, er hatte eine Armbrust in der Hand. Ein lächerlich kleines Ding, mit einer Hand zu bedienen. Eben hatte er noch daran geschnitzt und es ihnen stolz vorgeführt. Ein Geschenk für Johann, der sich aus Heiligen nichts machte, aber für Waffen viel übrighatte. Diese könne er in die Gürteltasche stecken, hatte Cuntz erklärt, so wie andere ihre Heiligenfiguren.
    Der Bolzen hatte Jobst zwischen den Schulterblättern getroffen, war aber nicht tief genug eingedrungen. Er hatte sich aufgerichtet und
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