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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin
Autoren: Charlotte Thomas
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setzte sich mit ihr auf die Bank, wo sie ihm unter Tränen alles erzählte.
    Er hielt sie fest umfangen und wiegte sie, und er sagte ihr, dass er sie liebe und dass nun alles gut sei.
    Doch sie konnte nicht aufhören zu weinen. »Wie hätte ich wissen können, dass er …« Sie stockte schluchzend. »Hätte ich doch nur … Er war so lange bei uns! Er war fast wie mein Bruder!«
    »Was hättest du denn tun können, außer ihn fortzuschicken?« Er presste sie an sich. »Es ist vorbei. Wir können nichts mehr daran ändern. Nur noch versuchen, damit fertigzuwerden. Und was Jacop angeht …« Er rang nach Worten, doch was ließ sich darüber schon groß sagen? »Es ist vorbei«, wiederholte er schließlich leise.
    Irgendwann hörte sie erschöpft auf zu weinen, und er erzählte ihr, worüber der Erzbischof mit ihm gesprochen hatte.
    »Er hat mir alles zurückgegeben und noch mehr. Ich kriege mein Erbe zurück. Er hat die Briefe bekommen und danach gehandelt. Er meinte, er habe sowieso nur auf den erstbesten Grund gewartet, den Hardefust loszuwerden und wünscht mir und Blithildis alles Glück dieser Welt.« Er hielt inne. »Heute war ein schrecklicher Tag, Madlen. Aber wir können jetzt nach vorn blicken. All das Schlimme – es liegt hinter uns.«
    Als er geendet hatte, blieben sie lange dort sitzen, ohne ein Wort zu sagen. Schließlich war sie es, die das Schweigen brach und ihm sagte, dass sie ein Kind erwartete. Es war dieser eine Satz, der alles, was vorher gewesen war, in die Schranken zu weisen schien. Er half ihnen, dem Tod und dem Schrecken und der Angst eine neue Hoffnung entgegenzusetzen. Ein Gefühl von Verheißung bannte das Leid und die Dunkelheit, es nahm Gestalt an in den Sonnenstrahlen, die warm auf ihre Haut trafen, und in dem Wind, der durch die Obstbäume strich. Der Kirschbaum, unter dem sie saßen, schäumte über vor Blüten, wie ein Symbol für das, was sein würde. Gemeinsam blickten sie hinauf in das Geäst und verfolgten traumverloren das Spiel des flirrenden Lichts. Erst als die Schatten länger wurden und der Wind sich abkühlte, erhoben sie sich, um gemeinsam ins Haus zu gehen.
    Fünf Monate später, Oktober 1260
    Madlen ging um das neue Küchenhaus herum und begutachtete es von allen Seiten. Es war genau so geworden, wie sie es sich vorgestellt hatte, mit einem Schornstein über einem großen Rauchfang, einem gemauerten Herd, in dem man auch backen konnte, einer breiten, hölzernen Anrichte und einer angebauten Speisekammer. Dumm war nur, dass Irmla sich immer noch nicht aufs Kochen verstand und Johann höchstens ein oder zwei Mal in der Woche Lust dazu hatte, denn er mochte es womöglich noch weniger als das Brauen. Obwohl es, was das Letztere betraf, nach Madlens Empfinden noch Grund zur Hoffnung gab. In der letzten Zeit hatte sie ihn häufiger dabei ertappt, wie er das von ihm unter Zusatz von Hopfen gebraute Bier probierte, und ihr war es so vorgekommen, als munde es ihm sogar.
    Von nebenan war ein Rascheln zu hören, und wie nicht anders zu erwarten, hatte Agnes sich im Garten eingefunden und starrte herüber, doch außer einem erbosten Schnauben drang kein Laut über ihre Lippen. Schon seit Monaten kam kein Gezeter mehr von drüben. Madlen hatte ausgiebige Vermutungen angestellt, welches die Gründe für Agnes’ ungewohnte Friedfertigkeit sein mochten, angefangen von den schlimmen Schicksalsschlägen, die womöglich Agnes’ Mitleid erweckt hatten, bis hin zu Madlens sichtbar fortschreitender Schwangerschaft, die Hans’ Bewunderung für ihren weiblichen Liebreiz bestimmt abgekühlt hatte. Irgendwann hatte Johann zwinkernd erklärt, es liege einzig und allein an dem einleuchtendsten aller Gründe – an Agnes’ Habgier. Fassungslos hatte Madlen zur Kenntnis nehmen müssen, dass er an jedem Monatsersten drei Pfennige an die Nachbarin zahlte, damit diese an sich hielt.
    »Natürlich kriegt sie es nur, wenn sie wirklich still geblieben ist«, hatte er ihr vergnügt erläutert.
    Ein solches Übermaß an Geldverschwendung hatte Madlen die Sprache verschlagen, denn sie hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass Johann ein reicher Mann war. Der Erzbischof hatte ihm nicht nur sein Erblehen wieder überschrieben, sondern ihm auch aus dem beschlagnahmten Vermögen des Hardefust eine schwindelerregende Summe als Schadensersatz ausgezahlt. Johann und sie hätten in Samt und Seide gehen und vornehm Hof halten können, doch sie hatten an ihrem Leben nur wenig geändert. Es gab ein
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