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Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin

Titel: Das Erbe der Braumeisterin - Thomas, C: Erbe der Braumeisterin
Autoren: Charlotte Thomas
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Gelegenheit diese dumme Sache aus dem Kopf zu schlagen. Oder ihr wenigstens mehr Zeit zu geben. Doch seine ernste Miene verhieß nichts Gutes.
    »Leider kann ich nicht bleiben, Kind. Ich muss gleich weiter, zu einer dringenden Sitzung der Bruderschaft.«
    Grollend vernahm sie seine Worte. Wie es schien, hatten die geschäftigen Umtriebe, denen er sich mit Vorliebe widmete, durch die Übernahme des Schöffenamts eher noch größere Ausmaße erreicht. Seit ein paar Jahren trafen sich die Kölner Brauer in der Stolkgasse im Kloster der Dominikaner, aus deren Reihen auch ihr neuer Schutzpatron stammte. Dort besprachen sie sich und legten die Bestimmungen der Zunft fest, alle möglichen Regeln und Vorschriften, mit deren Hilfe sie ihre Rechte gegenüber dem Rat besser durchsetzen und sich gegenüber anderen Handwerkern abgrenzen konnten. Madlen war noch nicht dorthin eingeladen worden, was niemanden verwunderte, sie selbst am allerwenigsten – schließlich war sie nur eine Frau, und eine viel zu junge obendrein. Nicht etwa, dass Frauen in Köln keine Brauerei betreiben durften; es gab tatsächlich mindestens zwei Witwen, von denen Madlen wusste, dass sie mit Billigung der Bruderschaft und des Rats nicht nur Bier brauten (was ohnehin in Köln jeder durfte), sondern es auch ausschenkten und fassweise verkauften, also Geld damit verdienten. Bei Madlen dagegen lag die Sache ein wenig anders, und Eberhard kleidete es in Worte – als ob sie es nicht schon mehrmals aus seinem Mund gehört hätte.
    »Du weißt, dass du nicht viele Möglichkeiten hast«, sagte er in verständnisvollem Ton. »Die Fortführung des Braugewerbes ist als lebenslanges Wittumsrecht möglich, doch hätte Konrad es entsprechend urkundlich verfügen müssen.«
    »Das hätte er bestimmt getan, wenn er nicht zufällig in jungem Alter meuchlings ermordet worden wäre!«
    »Die zweite Möglichkeit wäre das Fortführungsrecht um eines Sohnes willen«, fuhr Eberhard fort, als hätte er ihren zornigen Einwurf nicht gehört. »Doch leider hast du keinen.«
    »Es ist nicht recht, mir das zum Nachteil auszulegen«, begehrte Madlen entrüstet auf. »Ich habe mir weiß Gott ein Kind gewünscht, und gewiss haben wir alles darangesetzt, eins zu kriegen!«
    Eberhard räusperte sich verlegen. »Dir bleibt ja immer noch die dritte Möglichkeit.«
    Diese Möglichkeit war genau diejenige, welche Madlen seit Monaten Bauchgrimmen bereitete. Und dabei war die Bruderschaft noch gnädig gewesen, denn sie hatte rücksichtsvoll einbezogen, dass Madlen das Brauhandwerk von Kindesbeinen an gelernt hatte. Sie beherrschte es mindestens so gut wie jeder Zunftbruder der Stadt, wenn nicht besser. Auf einer ihrer fragwürdigen Sitzungen in der Stolkgasse hatte die Bruderschaft folglich nun besagte dritte Möglichkeit für Madlen ausgeheckt, weil man, wie Eberhard betont hatte, es gut mit ihr meine, denn schließlich wisse man, wie sehr sie am Brauwesen hänge. Irgendwer aus der Bruderschaft wollte anlässlich einer Reise in den Norden herausgefunden haben, wie die Zünfte anderenorts verfuhren, wenn eine kinderlose Witwe ein Braugewerbe fortführen wollte – man gestattete es ihr zwar, aber nur befristet auf ein Jahr. Innerhalb dieser Zeit musste sie sich mit einem anderen Brauer verheiraten, oder die Erlaubnis verfiel. Von dieser salomonischen Lösung hatten alle sich begeistert gezeigt. Nur Madlen nicht.
    Dabei konnte sie noch von Glück sagen, dass sie nicht unter Vormundschaft gestellt werden musste – was indessen allein daran lag, dass ihr Großvater mütterlicherseits noch lebte. Der allerdings bedauerlicherweise kein Brauer war, sondern Holzschnitzer.
    »Mein Sohn ist vielleicht nicht der beste Brauer unter der Sonne«, fuhr Eberhard fort. »Aber Jacop ist lernfähig, und bestimmt gibt es schlechtere Ehemänner. Und meine Frau würde sich sehr freuen, dich als unsere Schwiegertochter in die Arme schließen zu können.«
    Madlen zuckte zusammen; sie hatte gewusst , dass er wieder davon anfangen wurde! Allein die Vorstellung, mit Jacop in einem Bett schlafen zu müssen und Anneke zur Schwiegermutter zu haben, war so erschreckend, dass sie Ausschlag davon bekam. Leider nicht nur im übertragenen Sinne, sondern in Wirklichkeit, wie immer, wenn sie eine schwere Zeit durchmachte. Als Eberhard ihr zum ersten Mal seinen Sohn Jacop als Ehemann angedient hatte, waren an ihrem Hals und ihren Armen juckende Pusteln aufgeblüht. So schlimm hatte sie seit Konrads Tod nicht
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