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Das Ende eines Dämons

Das Ende eines Dämons

Titel: Das Ende eines Dämons
Autoren: Hugh Walker
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fest. »Ich hab’ es dir gesagt, Hordenführer.«
    Nottr nickte. »Reine Vorsicht.«
    Sie beobachteten, wie die beiden Viererschaften weit ausgefächert auf die Palisaden zugingen und unangefochten das offenstehende Tor erreichten.
    Sie debattierten einen Augenblick und winkten, dann verschwand eine Viererschaft im Innern, während die andere wartete. Kurz darauf winkten sie, daß keine Gefahr bestand, und die Lorvanerschar ritt über die Rodung. Als sie die Palisaden erreichten, hatten sie auch den ersten Blick auf jenen Teil des Sees, in dem sich die Insel des Xandors befand. Ein grauer, steinerner Turm erhob sich dort zwischen noch frühfrühlingskahlen Laubbäumen.
    Die Blockhütten der Ansiedlung waren verlassen und von Gestrüpp des letzten Sommers überwuchert, das jetzt wieder die ersten Knospen trieb.
    Rindenboote lagen am Seeufer, doch sie waren in keinem tauglichen Zustand mehr. Überwuchert von Seegras lag ein Floß einige Schritte vom Ufer. Das Wasser war trüb, und die Lorvaner wateten voller Unbehagen in den Uferschlamm, um es an Land zu ziehen. Flöße und Schiffe waren etwas, womit die Nomadenreiter der Wildländer selten zu tun hatten, aber die beiden Caer wiesen sie an, wie das halbverfaulte Geflecht, das die Stämme zusammenhielt, ausgebessert werden konnte.
    Nichts regte sich auf der Insel, während dies geschah, so daß Nottr bereits an Calutts Worten zu zweifeln begann.
    Doch mit einemmal fiel ein dunkler Schatten über den See und das Ufer. Sie blickten hoch und sahen einen rauchigen schwarzen Schleier vor der Sonne, der die Kraft ihrer Strahlen lähmte.
    »Zurück in die Palisaden!« rief Calutt alarmiert.
    In ihrer Panik gehorchten ihm die Krieger augenblicklich. Sie liefen auf die Bäume zu, und der Schatten folgte ihnen über den grasbewachsenen Boden.
    Nottr zögerte, aber er sah, daß alle anderen rannten, und dachte, daß Calutt wohl wußte, was zu tun war. Da waren plötzlich Lella und Baragg und Keir bei ihm und zerrten ihn mit sich zwischen die hohen, schützenden Stämme.
    Der Schatten holte ein halbes Dutzend Lorvaner ein, die am Floß gearbeitet hatten. Sie verhielten mitten im Lauf, standen unsicher, sahen einander an, lachten, winkten, riefen, daß es nur ein Schatten war - der Schatten einer Wolke, nicht mehr.
    Sie gingen langsam weiter auf die Palisaden zu. Ringsum begannen die Männer wieder aus den Hütten zu kommen, bis Calutts kreischender Ruf sie zurückhielt.
    Auch Nottr hatte zwischen den Palisaden und den ersten Hütten innegehalten und stand mit seiner Viererschaft abwartend.
    Auf den zweiten warnenden Ruf des Schamanen wichen die Krieger wieder in die Hütten zurück. Der Schatten kroch immer noch vorwärts und hatte bereits die hintersten Hütten erreicht.
    Nottr spürte eine Kälte, als hätte die Sonne jegliche Kraft verloren.
    »Komm, Nottr«, drängte Lella und zog ihn am Arm mit sich auf eine der Hütten zu. Baragg und Keir folgten eilig.
    Die sechs Lorvaner hatten das Palisadentor erreicht, als sie plötzlich anhielten und zurück zum See blickten. Sie standen einen Atemzug lang, als wären sie von etwas fasziniert, das sie dort sahen.
    Nottr riß sich los und hastete auf sie zu. Als er sie fast erreicht hatte, setzten sie sich langsam in Bewegung auf das Wasser zu.
    Nottr starrte auf den See, vermochte aber nichts zu sagen.
    »Wo geht ihr hin? Zurück!« rief er.
    Aber die Krieger achteten nicht auf ihn. Keiner wandte sich um. Nottr sah, wie sich die Oberfläche des Wassers bewegte unter Hunderten von dunklen Punkten.
    Fische!
    Die Köpfe von Fischen, die auftauchten - ungeduldig. Hungrig!
    »Zurück!« brüllte er mit überschlagender Stimme. »Ihr Narren! Bleibt stehen!«
    Aber sie achteten nicht auf ihn.
    Nottr stürmte vorwärts. Hinter ihm schrie der Schamane etwas mit gellender Stimme, aber Nottr achtete nicht darauf. Seine Viererschaft war plötzlich neben ihm, als er die Männer dicht am Wasser erreichte.
    Er riß einen der Männer zurück und schlug ihn zu Boden. Die drei vordersten stapften in die grünen Fluten. Das Wasser um sie schäumte.
    Baragg und Keir rangen ebenfalls einen zu Boden. Lella brachte einen dritten zu Fall, aber sie taumelte selbst.
    Die drei im Wasser sackten plötzlich gurgelnd unter die Oberfläche.
    Das Wasser färbte sich rot unter den heftigen Bewegungen von unzählbaren kleinen Körpern, die hungrig an ihrer Beute rissen.
    Trotz des Grauens verspürte Nottr das Verlangen, ebenfalls hineinzugehen. Das Wasser lockte. Er
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