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Das Ende eines Dämons

Das Ende eines Dämons

Titel: Das Ende eines Dämons
Autoren: Hugh Walker
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verstand nicht, weshalb er Furcht empfunden hatte, denn dies war seine Bestimmung.
    Er sah, daß Lella einen Schritt vorwärts tat, daß Baragg verwundert den Kopf schüttelte, und Keir bereits mit den Füßen im Wasser stand.
    Dann sah er undeutlich Gestalten neben sich, die Lella und Keir zurückrissen und Baragg zu Boden zerrten. Ein Schlag raubte ihm die Besinnung.
    Als er zu sich kam, sah er das Seeufer weit entfernt und die Palisaden ganz nah. Jemand hatte ihn zurückgebracht. Sein Schädel schmerzte, aber er fühlte sich klar. Keir und zwei andere Krieger standen in einiger Entfernung dem See zugewandt. Sie wollten vorwärts, aber etwas schien sie zu halten. Lella und Baragg lagen neben ihm ohne Bewußtsein. Aber sie waren nicht tot. Sie atmeten flach.
    Urgat war auf Knien nicht weit von ihm. Er hatte die geballten Fäuste an die Schläfen gepreßt und stöhnte. Und Calutt stand neben ihm und hatte die Arme beschwörend ausgebreitet. Welche Geister er immer anrief, sie schienen nicht ohne Macht zu sein, denn die Szene war erstarrt wie in einem Gleichgewicht der Kräfte.
    Dann aber sank der Schamane in die Knie. Seine Arme knickten wie lahme Flügel. Kraftlos stützte er sich am Boden auf.
    Gleichzeitig kam wieder Bewegung in die Szene.
    Keir und die beiden Krieger schritten auf das Wasser zu. Nottr erhob sich und folgte ihnen.
    Urgat erhob sich taumelnd. Er schüttelte sich wie ein Alkbulle. Er tat ein paar Schritte auf den See zu, dann hielt er inne und schrie: »Verleugnet es! Es ist nicht wirklich! Verleugnet es…!« Aber keiner hörte ihn. Zwei Krieger stapften ins Wasser, dicht gefolgt von Keir und Nottr.
    Urgat begann zu laufen. Aber er würde zu spät kommen, um einen der vier aufzuhalten.
    Da fegte ein Wind über das Seeufer.
    Während die beiden vordersten Krieger brüllend im schäumenden Wasser verschwanden, taumelte Keir unter der Wucht eines Windstoßes zurück auf den trockenen Sand. Ein erneuter Stoß fegte ihn zu Boden, pfiff über ihn hinweg gegen Nottr.
    Nottr taumelte. Das Heulen und Pfeifen des Windes war voller Stimmen, die auf ihn einschrien, bis der dunkle Bann brach, und er wieder klar denken konnte. »Illagh!« rief er dankbar. Und Illagh, der ihn seit vielen Tagen als Wind verlorener Seelen aus Horcans Tal begleitete, wirbelte triumphierend auf und fegte heulend der Wolke entgegen, die die Sonne verdunkelte.
    Er hinterließ breite Spuren von Licht in ihr, wo er sie zerriß.
    Der Schatten zerfloß. Einen Augenblick lang fiel strahlendes Sonnenlicht auf See und Ufer. Doch dann strömte die Wolke zusammen, ballte sich und schloß sich um den Wind, der in ihren schwarzen Eingeweiden wie ein Berserker wütete.
    Kleiner und kleiner wurde sie dabei und so dicht und schwarz wie die tiefste Finsternis in den tiefsten Abgründen der Welt.
    Der Wind erlahmte in ihr. Es war kein Platz für Bewegung mehr in dem schwarzen Ball, der wie eine Sonne der Finsternis über dem See hing.
    Während die Menschen voll Grauen erstarrten, begannen schwarze Tropfen aus der Kugel herabzufallen. Ein schwarzer Regen, der die Kugel rasch kleiner werden ließ.
    Sobald die Tropfen das Wasser berührten, stürzten die Fische sich auf sie und verschlangen sie mit hungrigen Mäulern. Das Wasser schäumte schwarz. Ferne, nicht mehr menschliche Schreie hallten über den See.
    Die Seelen! dachte Nottr hilflos. Ein Regen von Seelen! Horcans Geschöpfe waren nicht unbesiegbar. IIlagh hatte in der Magie dieses Xandors seinen Meister gefunden.
    Es bedeutete, daß auch der Seelenwind, den Horcan in sein Schwert gesandt hatte, nicht unbesiegbar war.
    Mit hilflosem Grimm beobachtete Nottr Illaghs Sterben. Er empfand es als Sterben, auch wenn Illagh nichts wirklich Lebendes mehr war, nur eine Zusammenballung rächender Seelen zu einem geisterhaften Wind.
    Doch Illagh starb nicht allein. Der schwarze Ball schrumpfte und verschwand mit ihm.
    Und als die letzten Tropfen im Wasser verschwunden waren, spürten die Menschen, wie der Alpdruck schwand. Die Sonne brannte heiß herab, als wäre der Sommer schon da.
    Calutt hatte sich aufgerichtet und deutete stumm auf den Turm.
    Eine weißgekleidete Gestalt stand an einer der Fensteröffnungen.
*
    Die Lorvaner kamen auf die Beine. Es war, als ob sie aus einem Traum erwachten.
    Sie kamen auch zögernd aus den Hütten.
    Der Schamane winkte sie heftig zurück.
    Urgat sagte mit seltsamer Stimme: »Es ist keine Gefahr mehr, Schamane.«
    Calutt starrte ihn erstaunt an.
    »Wer immer diese Magie
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