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Das Ende eines Dämons

Das Ende eines Dämons

Titel: Das Ende eines Dämons
Autoren: Hugh Walker
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Schatten blieb unvollendet. Dann löste sich der Schatten in Dilvoogs Fäusten auf.
    Nottr hatte bei Dilvoogs Warnruf instinktiv Seelenwind hochgerissen und den Schatten abgewehrt. Die Klinge erbebte in seiner Faust bei dieser Berührung und gab den Schatten nicht mehr frei. Es war, als ob sie miteinander rangen, und die Seelen im Eisen der Klinge waren die Stärkeren. Heulend verschwand der Schatten im blutigen Stahl.
    Aber neben Nottr war der dritte Schatten zwischen die Krieger gefahren. Ihre gewöhnlichen Klingen und Äxte vermochten nichts gegen ihn. Seine Berührung raubte ihnen den Verstand und sandte sie wimmernd zu Boden, bis Nottrs Klinge ihm ein Ende machte.
    »Die Priester!« schrie Dilvoog. »Tötet die Priester!«
    Diese hatten ihre Beschwörung wieder aufgenommen.
    Grauen trieb die Barbaren vorwärts. Die Akolythen fielen unter ihrem Ansturm, als sie sich schützend vor die Priester stellten.
    Die Priester brachen ihre Beschwörung ab und blickten hilfesuchend auf Amorat, der auf den Altar gestiegen war. Aber Amorat war mit seinem Dämon beschäftigt, der in ihm wütete wie nie zuvor.
    Klingen und Äxte vermochten nichts gegen die Mäntel der Priester. Nur Seelenwind durchhieb sie mühelos. Die Lorvaner rissen die Priester zu Boden und töteten sie. Nottr sprang auf den Altar und stieß Seelenwind tief in das steinerne Idol, dessen Körper nun weich wie etwas Lebendes war.
    Wieder erklang ein Heulen, gewaltiger diesmal, ein Heulen von unirdischer Pein.
    Das Schwert antwortete mit einem wütenden Windstoß, der Nottr fast vom Altar fegte. Die Klinge war heiß in Nottrs Faust, aber er vermochte den Griff nicht zu lösen. Das Idol erstarrte, wurde zu leblosem Stein und zerbarst in tausend Stücke.
    In der Stille, die folgte, war nur das keuchende Atmen der Krieger zu hören - und gedämpft von draußen die Geräusche des Kampfes in den Straßen.
    Dann sprach Amorat vom Altar herab, und wiewohl es die Stimme des Priesters war, wußte jeder, daß es die Worte des Dämons waren.
    »Gewürm! Ihr lebendes Gezücht wagt es, euch gegen Duldamuur zu wenden?«
    Die Barbaren wichen furchtsam zurück, nur Nottr stand unsicher. Auch er empfand Furcht.
    »Jeder von euch wird mein Sklave sein über sein erbärmliches Leben hinaus! Seht her, wie es ist, mir zu dienen und zu versagen!«
    Amorat krümmte sich und schrie. Er brach in die Knie. Seine Schreie wurden so schrill, daß sie nicht mehr menschlich klangen. Seine Qualen mußten unvorstellbar sein.
    Dilvoog sprang auf den Altar. Er hatte seinen Priestermantel geöffnet, daß Amorats brechende Augen das silberne Vlies sehen konnten. Amorats Sterben hörte auf.
    »Du kennst dieses Vlies, nicht wahr?« rief Dilvoog. »Du hast es am Leib deines Schergen Kyerlan verspürt. Erinnerst du dich, Dämon? Alptraumritter haben es geschaffen, um deinesgleichen zu vernichten. Nun ist deine Stunde gekommen, Duldamuur!«
    Mit hastigen Griffen löste er die Riemen des Vlieses und zog es unter seinem Mantel hervor. »Helft mir!« rief er.
    Nottr sprang zu seiner Hilfe. Und Lella, die geschworen hatte, Nottr selbst in die Hölle zu folgen. Gemeinsam versuchten sie, dem sterbenden Hohenpriester das Vlies anzulegen.
    Der Dämon wütete in dem gebrochenen Körper. Dann fuhr er ins Freie mit einem Kreischen purer Wut, das die Lorvaner vor Grauen schreiend zum Eingang zurückstolpern ließ. Auch Lella und Nottr ließen los und wichen zurück vor dem rasenden, zuckenden Ungeheuer, das sich in seinem Grimm dem zuwandte, der ihn zu bedrohen gewagt hatte.
    Das zuckende Gebilde fuhr herab und verschmolz mit Dilvoogs Körper.
    Dilvoog krümmte sich. Einen Atemzug lang sah es aus, als zwänge ihn Duldamuur in die Knie. Dann zuckte sein Körper. Ein Schrei kam aus seinem Mund und versiegte in einem Stöhnen.
    »Gewürm!« sagte Dilvoog mit kraftloser, tonloser Stimme. Seine geballten Fäuste öffneten sich. Er öffnete die Augen. Sie waren von einer Schwärze erfüllt, die Lella aufschreien ließ. Aber noch während sie ihn anstarrten, wich die Schwärze und machte Triumph Platz.
    »Die Regentschaft Duldamuurs ist zu Ende«, flüsterte Dilvoog.
    »Tot?« fragte Nottr.
    »Mehr als das, Nottr. Er hat aufgehört zu sein… für alle Zeiten!«
    Die Erleichterung ließ alle Erschöpfung von Nottr weichen.
    »Du hast keinen Zweifel?«
    »Keinen. Darain gehört wieder den Lebenden!«
    Die Barbaren, die es hörten, trugen die Botschaft hinaus in die Straßen, wo es keinen Widerstand mehr gab.
    »Aber…
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