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Das Ende eines Dämons

Das Ende eines Dämons

Titel: Das Ende eines Dämons
Autoren: Hugh Walker
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O’Frankaeri war ein deutliches Beispiel dafür, wie sehr die Führung des Heeres den Priestern Untertan geworden war. Es gab nicht mehr viele der großen Männer Caers, die frei waren und sie in den Kampf führen konnten, von dem ihr verletzter Stolz in den Nächten träumte.
    Als O’Braenn sie fragte, ob sie ihm folgen wollten - bedingungslos und ohne zu fragen - da zögerte keiner.
    Er sagte ihnen, daß er einen großen Plan habe, aber daß sie ihm vertrauen müßten, denn die Priester hätten ihre Spitzel überall.
    Sie sollten sich bereithalten und ihm folgen, wenn er sie eines Nachts rief. Und es mochte bereits morgen nacht sein.
    Als eine der Lagerwachen eine Nachricht brachte, löste sich auf ein warnendes Wort O’Cardwells die Versammlung der Clanhäuptlinge rasch auf.
    Sie waren in der Dunkelheit verschwunden, und nur O’Cardwell und ein Dutzend seiner Gefolgschaft saßen mit O’Braenn am Feuer. Von einer Wache eskortiert, kam Waerin ans Feuer und nickte grüßend, was für einen priesterlichen Hochmut erstaunlich war.
    Er trug den dunklen Mantel der Priester, der mit einer gewöhnlichen Klinge oder einer Axt nicht zu durchschlagen war. Er war zu jung und wohl auch zu rangniedrig für den knöchernen Helm der Oberen. Er war es durchaus gewohnt zu befehlen, dennoch klang es mehr wie eine Bitte, als er sagte: »Laßt mich allein mit Maer O’Braenn. Wir haben etwas zu bereden.«
    Gewöhnlich hätte O’Cardwell sofort gehorcht, denn das war so üblich geworden in der neuen Hierarchie der Caer, doch nun war bereits der Geist der Revolte in ihm. Er sah fragend auf O’Braenn. Als dieser nickte, zog er sich mit seinen Männern zurück.
    Waerin nahm gegenüber O’Braenn Platz und musterte ihn einen Augenblick.
    »Es kann nur Nottrs Verdienst sein, daß du die Gefangenschaft bei den Lorvanern überlebt hast…«, sagte er.
    O’Braenn kämpfte, um sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. »Was weißt du von Nottr?«
    Waerin ließ diese Frage unbeantwortet. »Ich habe auch Daelin gesehen. Gehört er zu deinen Männern?«
    »Wenn es so wäre?«
    »Würde es bedeuten, daß du in Nottrs Auftrag hier bist…«
    Erneut konnte O’Braenn sein Erschrecken nur mit Mühe verbergen. War bereits alles verraten und verloren?
    Waerin ließ ihm wenig Zeit zum Nachdenken.
    »Zeig mir deine Male«, verlangte er.
    »Weshalb?«
    »Ich bin neugierig, O’Braenn. Es gibt nicht viele Menschen, die Berührungen, wie du sie erlitten hast, überlebten. Zeig sie mir. Ich bin nicht gegen dich, sonst wäre ich mit einem halben Hundert der Stadtgarde angerückt. Dein Geheimnis ist noch nicht verraten. Nur ich weiß, daß du hier bist.«
    Zögernd schlug O’Braenn seine Kapuze zurück und streckte den Arm vor.
    Waerin betrachtete ihn einen Augenblick und berührte die Hand. Er schüttelte den Kopf.
    »Das waren Schatten, nicht wahr?«
    O’Braenn nickte zustimmend.
    »Spürst du etwas?«
    »Ja…« Er zögerte verwundert. »Manchmal, wenn ich das Schwert schwinge, spüre ich sein Gewicht nicht… es ist, als hätte ich eine Kraft in diesem Arm wie nie zuvor…«
    Waerin nickte. »Dieses Fleisch wird nie wieder weiß werden. Dein Geist hat keinen Schaden genommen. Aber hüte dich vor dieser Kraft in deinem Arm. Sie kann dich verzehren. Und dein Auge. Es ist zur Hälfte gezeichnet. Siehst du manchmal Dinge damit, die du fürchtest… die dich entsetzen?«
    »Nein…«
    »Es mag noch geschehen. Und wenn es geschieht, dann bezwinge deine Furcht, und versuche nicht mit deinem Verstand zu deuten, was du siehst. Trau nur dem, was du wirklich siehst.« Unvermittelt ließ er O’Braenn los und beugte sich vor. Er sprach leiser und beschwörend, wie es oft die Art der Priester war.
    »Ich bin Waerin, einer der Priester in deinem Heer, das am Broudan-See zerschlagen wurde. Aber ich bin auch Dilvoog. Kennst du diesen Namen?«
    »Nein…«
    »Als Dilvoog ritt ich eine Weile an Nottrs Seite. Du magst Daelin darüber befragen. Und Dilvoog war es, der Ottans Horde von dreitausend Wildländern durch die Fallen deiner Priester führte. Dafür habe ich noch einen Handel mit Nottr. Du wirst mich zu ihm führen, wenn du von seiner Ankunft weißt!«
    O’Braenn starrte ihn nur an. Die Bestimmtheit, mit der der Priester sprach, ließ seinen Unglauben rasch schwinden und seine Verwirrung wachsen - eine Verwirrung, die nicht ohne Entsetzen war.
    Waerin erhob sich. »Cyr magst du wieder behalten. Ich erbeutete ihn von einer Schar Barbaren nach der
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