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Das Ende eines Dämons

Das Ende eines Dämons

Titel: Das Ende eines Dämons
Autoren: Hugh Walker
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Westländern.«
    O’Braenn starrte ihn an, und die Wahrheit kam über ihn, daß der Barbar recht hatte. Ugaliener, Dandamarer, Tainnianer, selbst die Caer, die als Eroberer gekommen waren - sie alle waren nur Knechte. Nur dieses stolze, wilde Volk aus den Wildländern war frei. Und da war einer, der nicht wartete, bis die Dämonenanbeter kamen, sondern anzugreifen wagte.
    Bewunderung für den Barbarenführer wuchs in ihm.
    »Deine Krieger murren über mich, wenn sie mir zu essen bringen. Ich kann an ihren Blicken sehen, daß sie auf meine Haut aus sind. Würden sie mich denn als deinen Verbündeten akzeptieren?«
    Nottr grinste. »Nein. So wenig, wie sie Daelin akzeptieren. Sie würden dich zu Tode hetzen, wenn du zu fliehen versuchtest.«
    »Was ist das denn für eine Freiheit, die du mir anbietest?« fragte der Caer ironisch.
    »Es wird eine sein, die ich meinen Kriegern begreiflich machen kann. Wenn du dir anhören willst, was ich von dir erwarte, laß es mich wissen.«
    Maer O’Braenn nickte grübelnd. Als Nottr sich abwandte, um zu seinem Schlafplatz zurückzugehen, rief ihm O’Braenn nach: »Daelin fragte nach dem Licht, das am See zu sehen ist. Wenn du Verstand hast, meidest du den See Theaur. Es gibt eine Insel in seinen Wassern, auf der Vassander wohnt. Er…«
    »Vassander«, unterbrach ihn Nottr nachdenklich. Da war eine vage Erinnerung an diesen Namen in ihm.
    »Er ist ein Xandor…«
    »Ein Xandor!« entfuhr es Nottr.
    O’Braenn nickte. »Ich weiß nicht viel über ihn. Es heißt, daß er ohne Verstand ist. Aber ich weiß, daß Amorat ihn mehrmals besucht hat. Er ist wohl nicht ungefährlich, sonst wären die Ansiedlungen an den Ufern nicht verlassen worden. Sei auf der Hut, Lorvaner!«

2.
    Als Nottr in der Morgendämmerung erwachte, glaubte er, daß es Todesschreie gewesen waren, die ihn geweckt hatten. Doch dann wich die Schlaftrunkenheit von ihm, und er erkannte, daß der Schamane ihn rüttelte.
    Calutts Gesicht war bleich, seine Augen glänzten dunkel, tief in den Höhlen, sein Geist war weit fort gewesen, seine Hand zitterte, und seine Stimme war heiser. Er flüsterte mit schwerer Zunge, noch tief im Griff der Gifte des Alppilzes:
    »Ich sah… unsere… Krieger… sterben… Hordenführer…«
    »Wo?« entfuhr es Nottr.
    »Unten im See… in den Fluten… etwas… holte sie…«
    Nottr sprang auf. Die meisten der Krieger schliefen noch. Aber einige hatten sich aufgerichtet und lauschten angestrengt.
    Das Licht am See war erloschen. Nun, in der Dämmerung, war der See kaum zu erkennen im düsteren Wäldermeer.
    »Es war nur ein Traum, Schamane…«
    »Kein Traum!« Calutt schüttelte entschieden den Kopf.
    »Wie viele Krieger?«
    »Zwei Dutzend oder mehr…«
    »Die vermißte Vorhut!«
    »Nein… sie gingen hier aus dem Lager, als der Mond unterging. Ich sah sie gehen, doch nicht mit den Augen. Ich glaubte, sie wollten die Wachen ablösen. Aber als mein Geist ihnen folgte, sah ich keine Wachen. Und ich spürte mit ihnen den Befehl, hinabzugehen zum See und in die Fluten zu waten. Dort sah ich sie sterben auf schreckliche Weise…«
    »Alle?« fragte Nottr grimmig.
    »Alle. Etwas, das ich nicht erkennen konnte, fraß sie lebendigen Leibes.«
    Nottr sah das Grauen in den Zügen des Schamanen und fühlte seine eigene Furcht wachsen.
    »Weshalb weckst du mich erst jetzt, bei Imrirr?« rief er fluchend.
    »Der Alppilz lähmt die Gewalt über den Körper, Hordenführer. Es lag nicht in meiner Hand, in die Wirklichkeit zurückzufinden.«
    »Fluch über diesen Pilz, der aus Männern Krüppel macht…!«
    »Ohne ihn hätte ich sie nicht sehen können, und wir wüßten nicht, was mit ihnen geschehen ist«, erwiderte Calutt tadelnd.
    Aber Nottr war bereits dabei, das Lager auf die Beine zu bringen. Nach und nach stellte sich heraus, daß neunundzwanzig Krieger fehlten. Und das Entsetzen wurde noch größer, als sich herausstellte, daß kein einziger Wachtposten mehr um das Lager stand. Damit waren mehr als fünf Dutzend Krieger verschwunden.
    Nottr sandte einen Botentrupp zur Hauptmacht, um zu erfahren, ob es auch dort Verluste gab.
    Er untersagte Calutt, auch nur einem der Krieger von seinem Alppilztraum zu erzählen, und berichtete ihm, was Maer O’Braenn über den Xandor gesagt hatte.
    »Ein Xandor?« murmelte Calutt. »Ich habe davon gehört…«
    »Sie sind halb Mensch, halb Dämon«, erklärte Nottr.
    Calutt nickte. »Ich habe nie eines dieser bedauernswerten Geschöpfe gesehen. Aber ich weiß, was
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