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Das Ende eines Dämons

Das Ende eines Dämons

Titel: Das Ende eines Dämons
Autoren: Hugh Walker
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seine Kräfte zu teilen.«
    »Ja, du hast recht. Eine Weile wenigstens mag Amorat glauben, daß die Horde auf dem Weg nach Ugalien ist. So wird Ottans Haufen zwar keinen leichten Stand haben, aber ich denke, das ist ohnehin ganz nach seinem Geschmack. Und wir führen den Hauptschlag gegen Darain…« Er schlug mit der Faust in die flache Hand und nickte in plötzlichem Enthusiasmus. »Wie lange werden wir nach Darain reiten?«
    »Gut zehn Tage, wenn wir diesseits der Silda bleiben… was ich für unbedingt notwendig halte, wenn die Täuschung gelingen soll.«
    Bei der Versammlung hatte Nottr unerwarteterweise die Schamanen geschlossen auf seiner Seite. Sie verurteilten Ottans eigenmächtige Handlungsweise scharf. Es war ein schwerer Schlag gegen die Einheit der Horde und des lorvanischen Volkes, und Spaltungen wie diese könnten leicht zum Untergang der Stämme führen. Es war auch eine unentschuldbare Mißachtung der Götter und Geister und der Toten, die dieser Horde ihren Segen gegeben hatten.
    Solcherart bereits kleinlaut geworden, scheuten die Häuptlinge davor zurück, mit ihrem auserwählten Anführer zu argumentieren. Zudem war Nottrs Plan einleuchtend. Während Ottan die Aufmerksamkeit der Caer auf sich lenkte, konnte die Große Horde unbehindert tief nach Dandamar vordringen und würde überraschend vor den Toren Darains stehen. Und eine Stadt wie Darain zu nehmen und zu plündern, das war nach ihrem Geschmack. Es sah so aus, als würden sie die bessere Beute machen, und sie waren mit ihrem Anführer wieder zufrieden.
*
    Nottr hielt seine Horde gut verborgen.
    Seine Kundschafter ritten in kleinen Gruppen von drei oder vier Viererschaften. Der Kundschafterring spannte sich in weitem Bogen bis in die Flanken der Horde und war so dicht, daß keine Caer-Späher durchschlüpfen konnten. Ziemlich dichtauf folgte die Vorhut in kleinen Scharen von drei oder vier Dutzend Kriegern. Dann erst folgte in weitem Abstand die Horde selbst. Dazwischen ritten die Trupps der Jäger.
    Caer-Kundschaftern mußten sie wie kleine verstreute Haufen von Barbaren erscheinen, die wie in jedem Frühjahr ihre Raubzüge in dandamarisches Gebiet unternahmen. Bestenfalls mochte Amorat aus den Berichten seiner Späher schließen, daß es sich um versprengte Trupps jener Horde handelte, die eine blutige Spur durch Ugalien zog.
    Sie stießen kaum auf Caer, aber sie fanden Spuren größerer Scharen, die nach Westen, über die Silda, führten. Die Kundschafter berichteten von Schiffen auf dem Visond-See und einer stark befestigten Ansiedlung am Seeufer.
    Nottr beschloß, seine Täuschung zu verdichten.
    Er schickte ein halbes Hundert Krieger auf die Rodung und ließ sie eine Weile außerhalb Pfeilschußweite von den Barrikaden lungern. Es waren hauptsächlich Dandamarer, die die Ansiedlung bewohnten. Schmährufe flogen hin und her, und die Lorvaner drohten mit ihren Äxten und machten sich daran, Feuer zu legen. Die Verteidiger machten dennoch keine Anstalten, die Barbaren zum Teufel zu jagen. Es zeigte sich auch bald, warum. Sie gaben den Schiffen Zeichen, die Kurs auf die Bucht nahmen.
    Die Schiffe waren voll mit Caer, und als sie an Land sprangen, zogen sich die Lorvaner auf Nottrs Geheiß zurück. Die Caer machten sich keine große Mühe mit der Verfolgung der paar Barbaren. Das Triumphgeschrei der Dandamarer, das ihnen durch den Wald nachhallte, verbitterte die Lorvaner beträchtlich; und Nottr hatte es nicht leicht, seinen Kriegern klarzumachen, daß es ihm nur darum ging, die Caer in dem Glauben zu lassen, sie hätten es nur mit einer kleinen Zahl von Barbaren zu tun.
    Er ließ zwei Dutzend Späher zurück, die die Ansiedlung und die Schiffe noch eine Weile beobachten sollten, um sicherzugehen, daß sie die in größerem Bogen vorbeiziehende Horde nicht entdeckten.
    Zwei Tage später, als sie von den Hügeln aus den See Theaur ausmachen konnten, bemächtigte sich eine seltsame Unruhe der Krieger. Auch Nottr verspürte sie. Eine düstere Drohung ging von der silbernen Fläche des Sees aus.
    An diesem Tag ließ Nottr früher lagern als sonst. Das Unbehagen war so stark, daß er sich erst darüber klar werden wollte. Er fragte Daelin, ob er wüßte, was das zu bedeuten hätte. Aber Daelin verstand es ebensowenig.
    Er befragte Calutt, den Schamanen, doch Calutt war dem unheimlichen Einfluß noch stärker erlegen als die Krieger. Er vermochte keine Erklärung dafür zu geben, aber er sprach von einer starken Magie.
    In dieser Nacht nahm
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