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PR TB 229 Im Tödlichen Schatten

PR TB 229 Im Tödlichen Schatten

Titel: PR TB 229 Im Tödlichen Schatten
Autoren: Perry Rhodan
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1.
    Schneidend fuhr kalter Wind durch die langen Schwungfedern der
Flügelenden. Der Seeadler äugte nach unten. Der mächtige
Vogel stieß einen scharfen, kurzen Schrei aus und kippte über
den Flügel schräg aufwärts, rüttelte auf der
Stelle und raste dann auf die große, stille Bucht zu. In dem
düsteren Zwielicht warf das Schiff keinen Schatten. Zwei
Pfeilschüsse weit lag es vom sandigen Ufer entfernt vor
doppeltem Anker. Das Segel war gerefft und sauber an der mächtigen
Rah angeschlagen. Zwei braunhäutige, frierende Männer saßen
im Heck des Vierundzwanzigruderers. Die Bärtigen flickten
schweigend Netze und besserten Tauwerk aus. Leise klatschend schlugen
Wellen an die dünne Kupferschicht des Schiffsbodens; die AXT DES
    MELKART besaß jetzt, nachdem die schwerste Ladung von Bord
und weit auf die Uferfelsen hinaufgeschafft worden war, nur wenig
Tiefgang.
    Die scharfen Augen des Raubvogels bemerkten andere,
bedeutungsvolle Kleinigkeiten:
    Einige Flöße lagen am Strand. Zerrissenes Tauwerk
ringelte sich zwischen den Haufen des Treibguts. Tiefe Schleifspuren
führten ins Ufergebüsch und durch zerfetzte Büsche.
Quer darüber zeichneten sich die harten Spuren scharf gerittener
Pferde. In den Baumstämmen der Flöße und den
aufgerissenen Rollen steckten abgebrochene Pfeile mit dreikantigen
Spitzen. Der Strand war sandig und sichelförmig, Geröll,
tote Möwen und Fischgerippe lagen da, ein Pferdeschädel,
dessen Knochen weiß und salzverkrustet waren. Hundertfünfzig
Schritt jenseits der winzigen Brandungswellen begann schütteres
Buschwerk, dahinter erhoben sich die zerzausten Wipfel der Bäume.
Schließlich, am Ende der flachen Hänge, zwischen den
weißen Felsen, standen riesige Bäume regungslos da.
    Die gesamte Natur war farblos und schien dem Sterben näher
als dem frischen Grün des Frühlings.
    Die Wellen mit den winzigen Schaumkronen wirkten stumpf. Der Sand
des Strandes, einst weiß und strahlend, schien grau geworden zu
sein. Feuchtes Moos breitete sich aus. An den Sträuchern hingen
fahle, vertrocknete, verschrumpelte und ausgefranste Blätter.
Fahle Insekten krochen an den Zweigen und spannen lange, klebrige
Fäden. Aus dem dunklen Wald kam der Geruch nach Fäulnis,
Nässe, Moder. In den meisten Nestern lagen tote Vögel mit
verklebten Federn.
    Seit langer Zeit hatte das Land zwischen dem nördlichen Ufer
der See und dem riesigen, leeren Land, bis hinauf zu jener Zone, in
der selbst an den Tagen die lodernden Schleier der farbigen Lichter
zu sehen waren, keinen Sonnenstrahl gesehen.
    Zwei riesige, tief hängende Wolken breiteten sich unter dem
Himmel aus. Seit den Tagen, an denen sie gewachsen waren und immer
mehr Licht verschluckt hatten, terrorisierten sie Menschen und
Getier, vertrieben die Jagdbeute und erfüllten das riesige Land
mit Nässe, Kälte und den Folgen kleiner und großer
Unwetter.
    Der Seeadler beendete einen Kreis, stemmte sich gegen den Wind und
stieg höher. Er war von den Schwungfedern aus gezählt
breiter als fünf skythische Ellen und fast zwei Ellen vom
Hakenschnabel bis zu den Schwanzfedern.
    Nicht einmal die Kleidung und die Waffen der Männer, die auf
der Sandfläche arbeiteten, vermochten etwas Farbe in das Bild
des Elends und des schleichenden Todes zu bringen. Ein Turm war aus
Baumstämmen errichtet worden, aus sauber gefugten und
miteinander verbundenen Stücken verschiedener Länge. Männer
mühten sich ächzend an Seilbündeln und Umlenkzügen
ab. Zwei Reiter, gespannte Bögen in den Händen und gefüllte
Köcher an den Sätteln, ritten langsam und wachsam entlang
der Lichtung. Durch einzelne, kalt fauchende Windstöße
hallten kurze Zurufe. Als
    der reglos schwebende Raubvogel seinen Blick wieder auf die
schlanke Säule richtete, stand sie zwischen den Baumstämmen
bereits wieder senkrecht im Gerüst.
    Der Seeadler, Haliaet, sandte einen lauten, aggressiven Schrei
hinunter. Hinter einigen Felsen, an deren Flanken Nässe
heruntersickerte, standen die beiden Jäger. Hinter ihnen, die
Köpfe durch straffe Zügel zu Boden gezwungen, versteckten
sich die Pferde zwischen den Gewächsen. Kahomaze und Stanja
sprachen leise miteinander. Ihre bärtigen Gesichter drückten
aus, daß sie nicht wußten, was sie von den Fremdlingen zu
halten hatten. Dennoch steckten kurze Wurfspeere im nassen Boden,
hielten die zwei Skythen ihre Bögen schußbereit in den
Fäusten.
    Der Raubvogel drehte ab, und seine scharfen Augen konzentrierten
sich wieder auf das Schiff in der Bucht. Ein
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