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Das Ende - Alten, S: Ende

Das Ende - Alten, S: Ende

Titel: Das Ende - Alten, S: Ende
Autoren: Steve Alten
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AUGUST
    Chartres, Frankreich
00:03 Uhr
     
    Die Stadt erhob sich über den golden wogenden Weizenfeldern wie eine mittelalterliche Insel. Tausend Jahre alte Mauern, deren Mörtel die Jahrhunderte geglättet hatten, zeigten unübersehbar das Alter des ehemaligen Fürstensitzes an. Fachwerkhäuser begrenzten die schmalen Kopfsteinpflasterstraßen. Uralte Brücken führten über die Eure, deren drei tintendunkle Zuflüsse von Steinbögen überwölbt wurden.
    Chartres. Etwa neunzig Kilometer südwestlich von Paris gelegen, war die Stadt geradezu ein Magnet für wichtige historische Ereignisse, und sie war Zeugin einiger der düstersten Tage der Menschheit.
    Der Schwarze Tod. Das Große Sterben.
    Den Hügel, auf dem der Ort errichtet worden war, krönte Notre-Dame de Chartres, eine der beeindruckendsten Kathedralen Europas. Zwei schwindelerregend hohe Kirchtürme, deren faszinierende Gestaltung so typisch für die Architektur des 12. bis 16. Jahrhunderts sein sollte, ragten über einhundert Meter hinauf in den Himmel und waren schon aus vielen Kilometern Entfernung aus allen Richtungen zu erkennen. Strebebögen umgaben die gotische Basilika und die mächtige romanische Krypta,
deren Fundamente eine Fläche von fast 12 000 Quadratmetern umschlossen. Mittelalterliche Skulpturen schmückten die Fassade und Portale, Buntglas die Fenster.
    Es war kurz nach Mitternacht. Die Straßen um die Kathedrale waren verlassen. Gerüchte hatten die Runde gemacht, sodass sich keine Seele nach draußen wagte, um nicht den Zorn Gottes auf sich zu ziehen.
     
    Zu Fuß näherten sie sich der Kirche. Jedes Mitglied hatte den Tag zuvor irgendwo isoliert im Ort verbracht. Sie kamen nicht alle auf einmal, sondern in einem gewissen Abstand voneinander. Durch eine höhlenartige Passage, deren Eingang auf einem angrenzenden Grundstück lag und von dichtem Laubwerk verhüllt wurde, betraten sie das Gebäude.
    Neun Männer. Jeder von ihnen trug eine schwere Mönchsrobe, deren Kapuze sein Gesicht verhüllte.
    Neun Männer. Ihre Namen wurden niemals ausgesprochen, keiner wusste, wer die anderen waren, um zu verhindern, dass sich einer über den anderen aufspüren ließ oder einer die Identität des anderen würde preisgeben können, sollte man ihn foltern.
    Die neun Unbekannten.
     
    Das unterirdische Lagezentrum befand sich drei Stockwerke unter der Kirche, seine Wände waren mehr als zwei Meter dick. Der Raum enthielt einen eigenen Generator und war mit Sechzehn-Kanal-Nachtsicht-Überwachungsmonitoren und drei kreisförmigen Sicherheits-Computerstationen ausgestattet. Ein Mitglied der Neun saß an einer Computerkonsole, sieben weitere hatten es sich auf hochlehnigen gepolsterten Sesseln um einen großen, ovalen Eichentisch herum bequem gemacht. Acht Männer,
die durch die Ereignisse der letzten Monate zu anderen Menschen geworden waren. Sie warteten auf das Eintreffen ihres Führers.
    Pankaj Patel saß im siebten Sessel. Der Psychologieprofessor schien in rasendem Tempo einen uralten aramäischen Text zu lesen. Nummer fünf, ein siebenunddreißig Jahre altes Technik-Genie aus Österreich, zu dessen Vorfahren Nikola Tesla gehörte, verließ von Neugier getrieben seinen Sicherheitsposten, um mit dem neuesten Mitglied der Sekte zu sprechen. »Du liest den Zohar?«
    »Ehrlich gesagt überfliege ich das Buch nur.«
    »Was ist los, Sieben? Hast du eine Wette mit dem Ältesten verloren?«
    »Ich habe gewisse Dinge gesehen, Fünf. Ich bin über das Wasser gegangen.«
    »Ich dachte, das war Eis.«
    »Es war ein Wunder, schlicht und einfach. Jetzt bin ich ein anderer Mensch geworden. Ich bete. Ich spreche die Danksagungen. Ich schreibe sogar ein spirituelles Buch. Alle Einnahmen daraus werden an die neue Kinderklinik in Manhattan gehen.«
    »Bewundernswert. Aber sag mir doch mal, Sieben: Wenn du betest, bittest du dann auch für die Seele Bertrand DeBorns?«
    »Halt endlich die Klappe, Fünf.«
    »Sieben!« Der Älteste hatte den Raum betreten. Der Blick aus seinen undurchdringlichen Augen fixierte Patel vorwurfsvoll. »Selbstbeherrschung, mein Freund. Denk immer daran.«
    »Ich bitte um Entschuldigung, Ältester.«
    Nummer fünf und der Älteste setzten sich ebenfalls in die für sie vorgesehenen Sessel um den ovalen Eichentisch.
»Nummer drei, es ist gut, dass du hier bist, besonders angesichts deiner neuen Verantwortung im Politbüro. Werden unsere russischen Freunde Präsident Kogelos neuem Abrüstungsplan zustimmen?«
    »Wenn du mich vor zwei Tagen gefragt
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