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Das Ende - Alten, S: Ende

Das Ende - Alten, S: Ende

Titel: Das Ende - Alten, S: Ende
Autoren: Steve Alten
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Opfer hatten sie nie eine Gegenleistung erhalten. Die Veteranen ferner Kriege waren ein Problem von gestern – eine Last für die Gesellschaft, wie der verrückte Onkel, der zu keiner Hochzeit eingeladen wird und an dessen Grab niemand trauert. Sich mit Amputierten und heimgekehrten Soldaten zu beschäftigen, die unter Krebs litten, schien den patriotischen Massen eine deprimierende Sache zu sein und hatte auch für Kongressabgeordnete eine nur
sehr geringe Priorität, denn Letztere fanden eine größere Erfüllung darin, neue Massenvernichtungswaffen zu finanzieren, als sich um die verheerenden Folgen von zwei schier endlosen Kriegen zu kümmern.
    Gewiss, all diejenigen, die es sich zu ihrer Lebensaufgabe gemacht hatten, etwas Licht in das Leben der verwundeten Veteranen zu bringen, verhielten sich anders, doch Scythe hatte selbst diese geduldigen Verteidiger ethischen Handelns vertrieben.
    Nachdem die Pest die Mitarbeiter aus der Klinik verjagt hatte, war sie wie ein hungriger Wolf durch die antiseptischen Flure gestrichen. Gierig nach Beute Ausschau haltend, wurde sie von neuem Leben erfüllt, als ein fliehender Techniker der Wartungscrew vergessen hatte, die Luftschleuse zu schließen, die zu den Stationen führte, auf denen die Veteranen lagen.
    Offene Wunden und bewegungslose Opfer. Frisches menschliches Fleisch wie aufgereihte Würste.
    Zwölf Stunden später gab es hier nichts mehr außer den Brutschränken des Todes.
     
    Das Lebenszeichen war wie eine Blume, die mitten in der öden Pampa erblüht; die isolierte Blase, in der es sich befand, wurde von einer Batterie genährt, die gänzlich unabhängig vom Stromnetz war. Das Neugeborene, ein noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden altes Mädchen mit kastanienbraunem Haar, schlief friedlich unter den wachsamen Augen seiner Mutter.
    Mary Louise Klipot starrte ihre Tochter an und sehnte sich danach, sie in den Armen zu halten … und ihr die Liebe und Fürsorge zu schenken, die sie selbst nie bekommen hatte. Sie sah auf, als eine dunkle Silhouette über dem Plexiglas-Brutkasten in der Kinder-Intensivstation
erschien. »Verschwinde, Tod! Du wirst mein Baby nicht stehlen! Santa Muerte beschützt es.«
    Der düstere Schnitter rammte den hölzernen Stiel seiner Sense in den Kachelboden. Als hätte das Wesen mit einem Vorschlaghammer zugeschlagen, teilte ein zwanzig Zentimeter breiter Riss den Raum in zwei Hälften.
    »Was willst du? Nicht mein Kind!«
    »Du musst für die zehntausend kleinen Kinder Rede und Antwort stehen, die deine Taten heute gestohlen haben. Bis in alle Ewigkeit wirst du den Schmerz ernten, den du gesät hast, und dein Kind wird ein Teil dieser Ernte sein.«
    »Nein!« Sie stürzte sich auf den Brutkasten und begann, um Gnade zu flehen. »Bitte, vergelte meine Sünden nicht dadurch, dass du noch ein unschuldiges Leben raubst! Gott, ich weiß, dass du da draußen bist … Bitte vergib mir … Sei der Seele meiner Tochter gnädig.«
    Der Sensenmann betrachtete das unschuldige Neugeborene. »Sage dich los von Santa Muerte, und ich werde dein Kind verschonen.«
    Mary sah auf, als außerhalb des Krankenzimmers ein leuchtend weißes Licht die Stadt erfüllte …
    »Ich sage mich los von ihr!«
    … und die alles durchdringende Hitze den Schrei gleichsam aus ihrem Kehlkopf herausbrannte und das verflüssigte Fleisch von ihren Knochen tropfen ließ.
     
    Vorsichtig stiegen Paolo und Francesca vom Eis auf die Pier von Liberty Island. Die Kinder und die Jugendlichen rannten an ihnen vorbei und eilten über den gepflasterten Weg zur Freiheitsstatue.

    David Kantor trat die verschlossenen Türen an der Basis des Denkmals ein, und die kleine Gruppe ging hinauf zur Aussichtsplattform des Sockels – als eine blendend weiße Hitzeexplosion wie ein immer weiter anwachsender Blitz den gesamten Nordosten erfüllte.
     
     
    Governor’s Island, New York
8:12 Uhr
     
    Präsident Eric Kogelo öffnete die Augen. Der Schmerz, der während der letzten sechs Stunden seinem Kopf und seinen inneren Organen so sehr zugesetzt hatte, war verschwunden, und er hatte auch kein Fieber mehr.
    Mehrere Augenblicke blieb er einfach nur im Bett liegen und genoss es, sich wieder wohlzufühlen, bis ein überwältigendes Gefühl der Beklemmung ihn zum Handeln zwang. Desorientiert und noch ein wenig schwach setzte er sich auf und stellte überrascht fest, dass er sich alleine in einem Isolationszimmer befand, dessen Tür von innen abgeschlossen war.
    Plötzlich trieb ihn eisige Furcht
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