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Das Ende - Alten, S: Ende

Das Ende - Alten, S: Ende

Titel: Das Ende - Alten, S: Ende
Autoren: Steve Alten
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zwar jetzt.«
    Marquis’ kleine Schwester nickte.
    Der ehemalige Bandenchef griff in seinen Hosenbund, zog seine 9-Millimeter-Pistole heraus und warf sie in den Hafen. Dann folgte er seiner Schwester auf das Eis.
    Schließlich kletterte der Älteste ihm nach. Er war der Letzte der Gruppe.
    Sheridan Ernstmeyer wartete, bis die sechsunddreißig Männer, Frauen und Kinder sich gut dreißig Meter vom Ufer entfernt hatten, bevor sie überzeugt war, dass sie
ihnen folgen konnte. Vorsichtig trat sie auf die gefrorene Wasseroberfläche. »Das ist verrückt.«
    An der Spitze der Gruppe schlitterten Paolo und Francesca über die rutschige, dunkle Oberfläche, als würden sie Schlittschuh laufen. Liberty Island war nicht einmal mehr vierhundert Meter entfernt, doch die Freiheitsstatue verschwand in einem dichten weißen Nebel, der sich um den gefrorenen Pfad herum bildete und den Exodus aus Manhattan für fremde Augen unsichtbar machte – während die Kälte des Nebels dafür sorgte, dass die Reaper-Drohnen mit ihren Wärmebildkameras die Körperwärme der Fliehenden nicht erkennen konnten. Paolo konzentrierte sich auf die Eisscholle, die sich wenige Meter vor ihm immer weiter verlängerte und verfestigte, als er plötzlich eine schneidende Kälte spürte, die ihm bis auf die Knochen drang, sein Rückgrat hinaufstieg und ihn schaudern ließ.
    Er wandte sich nach rechts und sah, wie eine dunkle Gestalt aus dem Dunst auftauchte und wie ein Wachposten an den Rand des eisigen Pfades trat.
    Die Gestalt trug einen schwarzen Umhang, ihr Kopf war von einer Kapuze bedeckt, und in ihrer linken Knochenhand hielt sie eine Sense. Der Todesengel stand an der Kante des sich neu bildenden Eises und gab ihnen das Zeichen, näher zu kommen.
    Paolo wandte den Blick ab und führte die Gruppe an der Gestalt des Todes vorbei, während er die Armprothese noch etwas heftiger umklammerte. »Bewegt euch. Haltet eure Blicke auf das Eis gesenkt! Seht nirgendwo anders hin.«
    Dawn ignorierte die Warnung. Sie sah zum Sensenmann auf und lächelte. »Danke, Patrick.«
    David Kantors Augen wurden immer größer, doch der Älteste zog den ehemaligen Militärarzt und seine Tochter
mit sich. Seinen eigenen Blick hatte er abgewandt, obwohl er die mächtige Präsenz des übernatürlichen Wesens spürte.
    Sheridan Ernstmeyer sah den düsteren Schnitter erst, als sie fast unmittelbar vor ihm stand. »Verdammt, was soll das denn sein?«
    Der Todesengel grinste – und das Eis brach unter der Attentäterin ein. Mit den Füßen voran sank sie in die erbarmungslosen Tiefen des Hudson.
     
     
    Governor’s Island, New York
8:01 Uhr
     
    Ihre Beine bewegten sich, doch sie spürte sie nicht. Die von Angst verursachte Taubheit machte ihren Weg über das Gelände zu einer Art außerkörperlicher Erfahrung.
    Halb trugen, halb schleppten die beiden Wachsoldaten sie über den Hof und durch ein schmales Tor in der Festungsmauer.
    Leigh Nelson starrte hinaus in den nebligen Hafen, ihre Arme und Beine zitterten unkontrollierbar. Sie dachte an ihren Mann und an ihre Kinder. Sie betete, dass ihre Familie von der Pandemie verschont bliebe.
    Der Wachsoldat zu ihrer Linken drückte seine Pistole gegen ihren Hinterkopf und – brach tot zusammen. Vor Entsetzen traten dem zweiten Soldaten die Augen aus den Höhlen, und dann traf ihn das Schicksal seines Kameraden.
    Leigh sah sich um. Ihr war schwindelig vor Erleichterung.
    Dann sackten ihre Beine weg, und vollkommen verblüfft sah sie eine große Gestalt in Kapuze und Umhang
vor sich. In den runden Höhlen im Kopf des fremden Wesens zuckten drei Augenpaare.
    Entsetzt auf allen vieren kriechend, blickte sie auf. »Bitte … tu … mir … nicht … weh.«
    Der Sensenmann sprach. Seine raue Stimme klang vertraut. »Ich habe eine Grundregel: Nach Mittwoch hole ich nie eine gute Seele.«
    »Shep?« Leigh Nelsons Augen rollten nach oben, als sie in Ohnmacht fiel.
     
     
    Hoch über Manhattan erreichten die drei Militärhubschrauber ihre vorgesehenen Abwurfzonen. Um Vergebung für diese Tat betend, klinkten die verzweifelten Piloten ihre Bombenfracht aus.
     
    VA Medical Center
East Side, Manhattan, New York
8:02 Uhr
     
    Nachdem der Strom ausgefallen war, blieben die Flure leer und dunkel. Herbstliche Kühle erfüllte das Gebäude, dessen Stille nur manchmal von Hustenanfällen und Stöhnen unterbrochen wurde, die aus den Krankenstationen kamen, in denen die Vergessenen lagen. Mit Worten hatte man ihnen Respekt gezollt, doch für ihr
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