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Das Ende - Alten, S: Ende

Das Ende - Alten, S: Ende

Titel: Das Ende - Alten, S: Ende
Autoren: Steve Alten
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hättest, hätte ich ganz entschieden mit nein geantwortet. Doch inzwischen haben vier Hardliner einen tödlichen Herzinfarkt erlitten.«
    »Das muss am Wasser liegen«, warf Nummer acht, ein chinesischer Arzt Mitte sechzig, ein. »Auch bei uns sind letzte Woche zwei der radikaleren kommunistischen Parteiführer gestorben. Niemand vermutet irgendwelche Manipulationen, doch wie der Älteste so gerne sagt: Es gibt keine Zufälle.«
    »Möchtest du dazu einen Kommentar abgeben, Nummer sieben?«
    »Das muss Shepherd sein«, stellte Pankaj fest. »Man muss sich nur mal vor Augen halten, was mit den Neocons in Israel passiert ist … und mit den Hardlinern in der Hamas. Nicht zu vergessen die beiden radikalen Geistlichen im Iran, die vor den Wahlen gestorben sind.«
    »Aktion gleich Reaktion«, erwiderte Nummer sechs, ein mexikanischer Umwelt-Aktivist und Nachfahre der Zapoteken. »Während Shepherd versucht, durch direkte Eingriffe in die physische Welt den Ablauf der Ereignisse zu steuern, wird Santa Muerte in der Dunkelheit darunter immer mächtiger.«
    »Woher willst du das wissen, Nummer sechs?«
    »Irgendwie ist es der Schnitterin gelungen, einen Spalt zu öffnen, durch den sie aus der Hölle Zugang zur physischen Welt gefunden hat. Vor zwei Wochen hat sie die Überreste eines Priesters exhumiert, der in Guadalajara
an der Schweinegrippe gestorben war, und damit eine lokale Hochzeitsgesellschaft infiziert.«
    Der Älteste lehnte sich im Sessel zurück. »Ebenso wie Kaiser Ashoka und Monseigneur de Chauliac vor ihm muss Mr. Shepherd lernen, sich zu beherrschen. Und wir müssen einen Weg finden, mit unserem neuen Engel der Dunkelheit Kontakt aufzunehmen. Nummer sieben, hatte deine Frau irgendwelche übernatürlichen Erlebnisse, seit du mit deiner Familie wieder nach Manhattan gezogen bist?«
    Der Professor schien sich unbehaglich zu fühlen. »Nein, Ältester.«
    »Und was ist mit deiner Tochter?«
     
     
    Trinity-Friedhof
Washington Heights, Manhattan, New York
12:03 Uhr
     
    An diesem Tag im August brannte die Mittagssonne auf die fünf großen Stadtbezirke New Yorks nieder, und die Hitze, die von den Bürgersteigen aufstieg, ließ den Zement wie Steinplatten in einem Backofen wirken.
    An der Oberfläche des Hudson konnte das bloße Auge kaum eine Bewegung erkennen, doch auf mikroskopischer Ebene schleuderten Miniatur-Tsunamis unzählige Wassermoleküle in die Atmosphäre und erhöhten die Feuchtigkeit der Kumuluswolken, die sich bereits im Westen bildeten.
    In der Stadt stöhnte die Menge unter der Mittagshitze. Geschäftsleute eilten von einem klimatisierten Gebäude ins nächste, während rotgesichtige Straßenverkäufer unter großen Sonnenschirmen und vor tragbaren Ventilatoren Erleichterung suchten.

    Vierzig Tage waren mit einer gründlichen Inspektion Manhattans vergangen, weitere einhundertdreiundfünfzig mit dem Abtransport von Trümmern, vielfältigen Reparaturarbeiten und zahlreichen Gottesdiensten. Der Puls des Big Apple hatte erneut zu schlagen begonnen. Inzwischen lebten schon fast wieder sechshunderttausend Menschen in Manhattan, und die gesunkenen Mieten versprachen einen weiteren Zustrom.
     
    Der Friedhofswärter schlief in seinem Büro seinen Rausch aus. Über einer Klimaanlage, die ihre Garantiezeit längst hinter sich hatte, waren die Jalousien heruntergezogen worden. Im Augenblick gab es keine Beerdigungen, und die Sommerhitze hatte die Touristen vertrieben.
    Es gab nur zwei Besucher.
    Unter einer gnadenlosen Sonne standen eine Mutter und ihre Tochter inmitten einer Metropolis aus Mausoleen und alten Gräbern und starrten auf einen polierten Grabstein. Nach zehn Minuten fragte das Kind: »Wurde Patrick hier wirklich beerdigt, Mommy?«
    Leigh Nelson wog ihre Antwort sorgfältig ab. Sie dachte darüber nach, welche Formulierung der Wahrheit die Neugierde ihrer Tochter befriedigen würde, ohne das Mädchen in Albträume zu stürzen. »Patrick ist jetzt bei Gott. Der Grabstein ist nichts weiter als ein Ort, wo wir ihm sagen können, wie sehr wir ihn lieben und wie sehr wir ihn vermissen.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Und wie dankbar wir ihm für das sind, was er getan hat.«
    Der Fahrer des Range Rover, der vor dem Gittertor des Westeingangs parkte, drückte auf die Hupe.
    Leigh lächelte Autumn an. »Ich glaube, wir müssen los. Daddy vermisst uns.«

    »Ich möchte noch bleiben.«
    »Ich weiß, aber es ist Dienstag, und Daddy muss zurück zur Arbeit. Wir kommen ein andermal wieder,
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