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Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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noch ein Kännchen Kaffee, Herr Kommissar?« Zu seinem Erstaunen merkte Martin Beck, daß er sich geschmeichelt fühlte, weil die Kellnerin ihn erkannte Normalerweise störte es ihn, wenn er daran erinnert wurde, daß er als Chef von Riksmordkommissionen eine der Öffentlichkeit mehr oder weniger bekannte Person war Aber nun war es schon längere Zeit her, daß sein Bild in den Zeitungen oder im Fernsehen erschienen war und daß die Kellnerin ihn erkannte, nahm er als Zeichen da für, daß er zu den Stammgästen im Freden gerechnet wurde Und das mit gutem Recht Seit zwei Jahren wohnte er ganz m der Nahe, und wenn er überhaupt einmal zum Essen ausging, dann meistens m dieses Restaurant Ungewöhnlich war, daß er sich, wie an diesem Abend, in Gesellschaft befand.
    Das junge Mädchen ihm gegenüber war seine Tochter. Sie hieß Ingrid, war neunzehn Jahre alt, und wenn man davon absah, daß sie hellblond und er dunkelhaarig war, sahen sich die beiden auffallend ähnlich »Noch etwas Kaffee?« fragte Martin Beck.
    Ingrid schüttelte den Kopf, und die Kellnerin ging fort, um die Rechnung zusammenzustellen Martin Beck nahm die kleine Punschflasche aus dem Eisbehälter und goß den Rest in die beiden Gläser. Ingrid nippte an ihrem Glas.
    »So was mußten wir öfter machen«, sagte sie »Punsch trinken?«
    »Der ist gut. Aber ich meinte eigentlich, wir sollten uns öfter treffen. Das nächste Mal lade ich dich zum Essen ein. Zu Hause in Klostervagen. Du hast dir noch nicht ein einziges Mal angesehen, wie ich da wohne. « Ingrid war von zu Hause weggezogen, drei Monate bevor ihre Eltern sich trennten Martin Beck überlegte manchmal, ob er es überhaupt geschafft hatte, aus seiner verfahrenen Ehe mit Inga auszubrechen, wenn Ingrid ihn nicht dazu ermuntert hatte Sie selbst hatte sich zu Hause nicht wohl gefühlt und sich zusammen mit einer Schulfreundin ein Zimmer gesucht, noch ehe sie mit dem Gymnasium fertig war. Nun studierte sie Soziologie an der Universität und hatte vor kurzer Zeit eine Ein Zimmer-Wohnung in Stocksund gefunden Vorläufig wohnte sie dort zur Untermiete, aber es bestand Aussicht, daß der Mietvertrag auf ihren Namen umgeschrieben wurde.
    »Mama und Rolf haben mich vorgestern besucht«, fuhr sie fort ›Ich hatte eigentlich gehofft, daß du auch kommen wurdest, konnte dich aber nicht erreichen «
    »Nein, ich war ein paar Tage m Örebro Wie geht's ihnen denn?«
    »Gut Mama hat einen ganzen Koffer voll Sachen mitgebracht Handtücher und Servietten und das blaue Kaffeeservice und ich weiß nicht was noch alles Wir haben über Rolfs Geburtstag gesprochen Mama mochte, daß wir an dem Tag alle zum Essen zu ihnen kommen Wenn du kannst « Rolf war drei Jahre junger als Ingrid. Die beiden waren so verschieden wie Geschwister nur sein können, hatten sich aber immer gut verstanden.
    Die Rothaarige kam mit der Rechnung Martin Beck bezahlte und leerte sein Glas Er sah auf seine Armbanduhr. Es war ein paar Minuten vor Eins.
    »Sollen wir gehen? « fragte Ingrid und beeilte sich, den letzten Schluck Punsch auszutrinken.
    Sie schlenderten nach Österlanggatan in nördlicher Richtung hinunter. Der Himmel war sternklar, und es war ziemlich kalt. Ein paar angetrunkene Jugendliche, die Drakens Grand heraufkamen, schrien und lärmten so laut, daß ihr Gegröle von den altertümlichen Hauswänden zurückgeworfen wurde.
    Ingrid hakte sich bei ihrem Vater ein und paßte sich seinem Schritt an Sie hatte lange Beine und war schlank. Beinahe zu dünn, dachte Martin Beck, aber sie selbst behauptete immer, daß sie dringend abnehmen müsse.
    »Willst du noch mit raufkommen?« fragte er, als sie an die Stelle kamen, wo es zum Kopmantorget hinaufgeht.
    »Ja, aber nur, um mir einen Wagen zu bestellen. Es ist schon spät, und du mußt schlafen« Martin Beck gähnte »Ich bin tatsächlich ziemlich müde.« Am Sockel des Denkmals von St Georg und dem Drachen hockte ein Mann und schien mit dem Gesicht auf den Knien zu schlafen.
    Als Ingrid und Martin Beck vorbeigingen, hob er den Kopf und brab belte irgend etwas Unartikuliertes vor sich hin, streckte die Beine von sich und schlief wieder ein. Das Kinn sank ihm auf die Brust.
    »Darf denn der seinen Rausch nicht auf der Revierwache Nikolai ausschlafen?« wunderte sich Ingrid ›Er muß doch ziemlich frieren, wenn er da so sitzt «
    »Da wird er auch über kurz oder lang landen«, gab ihr Vater zur Antwort ›Wenn sie Platz haben. Im übrigen ist es lange her, daß ich mich um Betrunkene
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