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Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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feststellen, ob es wieder ausgetreten war oder sich noch im Körper befand.
    Er blickte auf den Boden unter das Teppichklopfgerüst. Dort hatte sich eine Blutlache gebildet, nicht besonders groß, da die Wunde bereits kaum mehr blutete.
    Kollberg entledigte sich der Seile, hängte eines an das oberste Querrohr des Gestells, blieb mit dem anderen in der Hand stehen und lauschte. Vom Dach hörte er keinerlei Geräusch. Er rollte das Seil aus und führte ein Ende vorsichtig unter Martin Becks Rücken herum. Er arbeitete schnell und lautlos, und als er fertig war, kontrollierte er, daß die Leine wunschgemäß um Martin Becks Oberkörper lag und alle Knoten richtig geknüpft waren. Schließlich suchte er in Martin Becks Taschen, fand ein reines Taschentuch und holte sein eigenes weniger sauberes aus der Hosentasche.
    Er nahm sein Kaschmirhalstuch ab, band es um Martin Becks Brustkorb und legte die zwei zusammengefalteten Taschentücher zwischen den Knoten und die Wunde.
    Immer noch hörte er nichts.
    Nun kam der schwierigste Teil des Unternehmens. Kollberg lehnte sich über das Balkongeländer und blickte hinunter zu dem offenen Fenster. Er schob die Leiter etwas zur Seite, so daß sie jetzt dicht neben dem Fenster hing. Dann rückte er das Gestell vorsichtig an das Geländer, nahm das lose Ende der Leine, die er um Martin Becks Brustkorb gebunden hatte, wickelte es mehrmals um den oberen Balken am Geländer, da wo vorher die Leiter gehangen hatte, und band den Rest des Seils um seine eigene Taille.
    Vorsichtig hob er Martin Beck über die Brüstung, während er sich mit seinem Körper gegenstemmte, so daß sich das Seil spannte. Als Martin Beck frei auf der anderen Seite der Glaswand schwebte, lockerte Kollberg, während er die Last des Körpers mit der linken Hand festhielt, den Knoten, mit dem er das Seil um seine Mitte befestigt hatte. Dann ließ er Martin Beck langsam hinunter. Er hielt mit beiden Händen krampfhaft fest und versuchte abzuschätzen, ohne über das Geländer zu schauen, wieviel Seil er noch nachgeben mußte.
    Als Martin Beck seiner Berechnung nach vor dem offenen Fenster schweben mußte, lehnte sich Kollberg über die Brüstung. Er ließ noch ein paar Zentimeter nach und verknotete schließlich die Leine an dem Balken über der Glaswand.
    Dann nahm er die andere, unbenutzte Leine vom Gestell, hängte sie über die Schulter, kletterte schnell die Leiter hinunter und stieg in das Fenster.
    Martin Beck hing scheinbar leblos einen halben Meter unter dem Fensterbrett. Sein Kopf war zur Seite gefallen, und sein Körper pendelte leicht hin und her.
    Kollberg vergewisserte sich, daß seine Füße festen Halt hatten, dann lehnte er sich über die Fensterbank, packte mit beiden Händen das Seil und begann es zu sich heran zu ziehen. Als er das Stück Seil fassen konnte, das er unter Martin Becks Achseln hindurchgezogen hatte, hob er ihn hoch, griff unter seine Arme und zog ihn durchs Fenster ins Zimmer herein.
    Nachdem er ihn vom Seil befreit und auf den Boden gelegt hatte, kletterte er wieder die Leiter hoch, knüpfte die Leine los und ließ sie fallen. Als er wieder im Fenster stand, hakte er die Leiter ab.
    So vorsichtig er konnte, nahm er den Bewußtlosen über die Schulter, dann machte er sich an den Abtransport die Treppe hinunter.
    Es blieben Gunvald Larsson noch sechs Sekunden Zeit, als er merkte, daß er den vermutlich größten Fehler seines Lebens begangen hatte. Er stand vor der Eisentür, wollte gerade die Zündschnur anzünden - und hatte keine Streichhölzer bei sich! Als Nichtraucher gehörte kein Feuerzeug zu seiner Ausrüstung. Wenn er, was selten vorkam, einmal ins Park oder ins Riche zum Essen ging, steckte er immer eines der Streichholzheftchen ein, die dort als Reklame herumlagen. Aber sein letzter Besuch war schon lange her, außerdem trug er jetzt ein anderes Jackett.
    Ihm klappte der Kiefer herunter, und immer noch mit vor Verwunderung offenem Mund zog er seine Pistole, entsicherte sie, hielt die Mündung so an den Zündsatz, daß der Lauf schräg auf die Eisenplatte gerichtet war, um nicht das eigene Geschoß womöglich beim Rückprall in den Bauch zu bekommen, und drückte ab. Der Querschläger sauste wie eine Wespe kreuz und quer durch das steinerne Treppenhaus, aber die Zündschnur brannte mit munter blitzender blauer Flamme. Er raste hinunter. Anderthalb Stockwerke weit - dann erzitterte das Haus, als die Tür auf der B-Treppe gesprengt wurde. Und dann krachte seine eigene, mit
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