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Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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beinahe einsehbar war. Aber nur beinahe. Der Lautsprecher wurde eingeschaltet, und Malms Stimme dröhnte zu dem belagerten Haus hinauf. Er sagte genau das, was man von ihm billigerweise erwarten konnte:
    »Hallo! Hallo! Hier spricht Intendent Malm. Ich kenne Sie nicht, Herr Eriksson, und Sie kennen mich nicht. Aber ich kann Ihnen als Fachmann versichern, daß das Spiel für Sie aus ist. Sie sind umzingelt. Wir wollen jedoch nicht mehr Gewalt anwenden als notwendig ist, besonders nicht im Hinblick auf die unschuldigen Frauen und Kinder und die anderen Zivilisten, die sich noch in der Gefahrenzone befinden. Sie haben genug und mehr als genug Unheil verursacht, Eriksson. Jetzt haben Sie zehn Minuten Zeit, um sich zu ergeben. Wie ein Mann von Ehre. Ich appelliere an Ihre Einsicht: Zeigen Sie Mitgefühl, und Sie können das gleiche von uns erwarten. « Das hörte sich gut an.
    Aber es kam keine Antwort. Nicht einmal ein Schuß.
    »Ich frag mich, ob er sein Schicksal in eigene Hände genommen hat«, sagte Malm zu Martin Beck gewandt.
    Ja, die Sprache war wahrhaftig armselig.
    Genau zehn Minuten später starteten die Hubschrauber.
    Sie zogen einen weiten Bogen, erst ziemlich hoch, aber dann näherte jeder sich aus entgegengesetzter Seite dem Dach mit den Balkons mit den Teppichstangen und den beiden Atelierwohnungen.
    Zur selben Zeit wurden das Dach und die hochgelegenen Wohnungen von allen Seiten mit Tränengasgranaten eingedeckt. Ein Teil durchschlug die Fensterscheiben und explodierte im Innern der Räume, aber die meisten landeten auf dem Dach und den Balkons.
    Gunvald Larsson war wohl derjenige, der sich den besten Platz ausgesucht hatte, um den Verlauf der Schlußphase zu beobachten. Er war auf das Dach des Bonnier-Hauses gestiegen und lag hinter der Brustwehr. Als die Tränengasgranaten platzten und sich die schädlichen Gaswolken über den Dächern ausbreiteten, richtete er sich auf und hob das Fernglas an die Augen.
    Die Hubschrauber führten ihr Zangenmanöver tadellos durch. Der aus südlicher Richtung Kommende näherte sich genau nach Plan als erster dem Dach.
    Jetzt stand die Maschine dicht über dem südlichen Teil des Dachs. Die Plexiglashaube wurde geöffnet und der Angreifer am Seil hinuntergelassen. Es war der rothaarige Axelsson; er sah gefährlich aus in seinem schußsicheren Aufzug. Die Maschinenpistole hielt er mit beiden Händen fest im Anschlag Gasgranaten hingen an seinem Gürtel.
    Nur einen halben Meter über dem Boden schwebend, schob er den Gesichtsschutz hoch und fing an, die Gasmaske aufzusetzen. Er kam dem Dach näher und näher - die Maschinenpistole schußbereit in der rechten Armbeuge.
    Jetzt mußte Eriksson, wenn er es war, durch die Gaswolken angestolpert kommen und seine Waffen wegwerfen.
    Als die Füße des rothaarigen sympathischen Axelsson nur noch zwanzig Zentimeter über den Dachplatten hingen, peitschte ein einziger Schuß. Schußsichere Schutzhauben haben ihren Wert, aber sie können niemals das ganze Gesicht abdecken.
    Trotz der Entfernung konnte Gunvald Larsson alle Einzelheiten erkennen. Den Körper, der zusammenzuckte und dann schlaff wurde, sogar das Einschußloch genau zwischen den Augen. Der Hubschrauber machte einen Satz in die Höhe, stand einige Sekunden still und flog dann mit dem toten Polizisten, der am Seil unter der Kabine hin und her schaukelte, über die Hausdächer und das Krankenhausgelände davon. Die Maschinenpistole hing immer noch an ihrem Riemen, und die Arme und Beine des Toten bewegten sich träge und schlaff im Wind. Die Gasmaske war nicht mehr als bis zur Hälfte über das Gesicht gezogen.
    Gunvald Larsson konnte jetzt zum erstenmal für einen kurzen Moment den Mann auf dem Dach erkennen. Eine lange Gestalt im Overall, die schnell ihre Stellung in der Nähe des Schornsteins wechselte. Er konnte keine Waffe sehen, erkannte aber deutlich, daß der Mann eine Gasmaske trug.
    Der von Norden kommende Hubschrauber hatte nun seinen Teil des Zangenmanövers abgeschlossen. Er stand jetzt einige Meter über dem Dach, die Plexiglashaube war bereits geöffnet, und Sturmjäger Nummer zwei stand zum Absprung bereit.
    Da kam die Geschoßgarbe. Der Mann auf dem Dach hatte wieder seine Johnson Automatic genommen und feuerte in nicht ganz einer Minute über hundert Schuß ab. Der Schütze selbst war nicht zu sehen, aber der Abstand war so kurz, daß fast jedes Geschoß treffen mußte.
    Der Hubschrauber drehte ab nach Vasaparken, schwankte und verlor an Höhe, verfehlte
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