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Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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befindet«, antwortete Gunvald Larsson unschuldig.
    »Was? Na, jedenfalls hab ich hier das Kommando übernommen. Versteh ich recht, daß ihr vom Tatort kommt? Wie beurteilt ihr die Lage?«
    »Da sitzt ein verrückter Hund auf dem Dach und schießt mit einem Schnellfeuergewehr auf Polizisten«, berichtete Gunvald Larsson.
    Malm sah ihn erwartungsvoll an, aber Gunvald Larsson sprach nicht weiter. Er schlug die Arme um den Oberkörper, um sich aufzuwärmen.
    »Er hat sich verbarrikadiert«, erklärte Kollberg. »Und die angrenzenden Dächer sind niedriger. Außerdem hält er sich zeitweise in den Atelierwohnungen da oben auf. Noch haben wir ihn nicht zu Gesicht bekommen. Mit anderen Worten, es ist schwer, an ihn heranzukommen.«
    »Ach was, da gibt es Möglichkeiten«, entgegnete Malm überlegen. »Uns stehen doch alle Mittel zur Verfügung.« Kollberg wandte sich an Hansson: »Was ist aus dem Wagen geworden, der auf Odengatan beschossen wurde?«
    »Sauerei«, antwortete der mürrisch. »Zwei Mann verletzt, einer am Arm und der andere am Bein. Darf ich einen Vorschlag machen?«
    »Na, was denn?« fragte Gunvald Larsson.
    »Daß wir von hier weggehen. An einen Platz innerhalb der Absperrungen, zum Beispiel auf das Grundstück des Gaswerks an Torsgatan.«
    »Wo der alte Gasbehälter stand?« wollte Kollberg wissen.
    »Ganz recht. Der ist jetzt abgerissen. Da wird ein Verkehrsknotenpunkt gebaut.« Kollberg seufzte. Der alte Ziegelsteinbau war eine Sehenswürdigkeit gewesen, und hochgestellte Persönlichkeiten hatten sich für seine Rettung eingesetzt. Aber natürlich umsonst. Konnte denn etwas wichtiger sein als ein Verkehrsknotenpunkt?
    Kollberg schüttelte den Kopf. Warum schweiften seine Gedanken bloß dauernd ab? Wahrscheinlich war er übermüdet.
    »Können dort Hubschrauber landen?« fragte Malm.
    »Ja.« Malm warf Gunvald Larsson einen Blick zu: »Und ist der Platz… außer Reichweite des Schützen?«
    »Ja. Es sei denn, das Schwein hat auch einen Granatwerfer.« Malm machte eine lange Pause. Dann blickte er seine Mitarbeiter an und sagte mit fester, klarer Stimme: »Meine Herren. Ich habe eine Idee. Wir begeben uns einzeln auf das Gelände des Gaswerks an Torsgatan. Treffen uns dort…« Er sah auf seine Uhr. »In zehn Minuten.« Als Martin Beck und Rönn in Torsgatan ankamen, war es halb zwei, und inzwischen schien alles unter Kontrolle zu sein.
    Malm hatte sich im alten Pförtnerhäuschen an der westlichen Einfahrt des Krankenhauses eingerichtet und um sich herum nicht nur einen umfassenden technischen Apparat aufbauen lassen, sondern auch die meisten der Polizeibeamten versammelt, die bis jetzt eine Rolle in diesem Drama gespielt hatten. Sogar Hult war da, und Martin Beck sprach ihn sogleich an:
    »Ich hab nach dir gesucht.«
    »So, warum?«
    »Das ist j etzt unwichtig. Es war nur so, daß Ake Eriksson deinen Namen genannt hat, als er gestern abend bei Nyman zu Hause angerufen hat.«
    »Ake Eriksson?«
    »Ja.«
    »Ake Reinhold Eriksson?«
    »Ja.«
    »War er es, der Stig Nyman umgebracht hat?«
    »Sieht so aus.«
    »Und der sitzt jetzt da oben?«
    »Ja, offenbar.« Hult fragte nicht mehr weiter und verzog kaum das Gesicht, aber er ballte die fleischigen Hände so hart zur Faust, daß die Knöchel sich als weiße Flecken unter der Haut abzeichneten.
    Der Mann auf dem Dach hatte, soweit man das beobachten konnte, nichts Neues unternommen, nachdem er vor einer Stunde das Zielschießen auf den leeren Streifenwagen veranstaltet hatte. Obwohl man das Haus mit Ferngläsern abgesucht hatte, war tatsächlich nicht festzustellen, ob er noch am Leben war. Und die Polizei hatte immer noch keinen Schuß abgegeben.
    »Aber das Netz zieht sich zusammen«, bemerkte Malm zufrieden.
    Die Redensart war so abgedroschen, daß niemand auch nur mit den Mundwinkeln zuckte, nicht mal innerlich. Außerdem traf sie in diesem Fall tatsächlich zu.
    Der ganze Block, zu dem das Haus gehörte, war von Polizisten besetzt. Die meisten hatten tragbare Funkgeräte bei sich und konnten sowohl untereinander als auch mit der Zentrale im Funkwagen, der vor dem Pförtnerhaus stand, Verbindung halten. Tränengas-Fachleute hatten sich auf den Dachböden in den angrenzenden Häusern verteilt, und Scharfschützen lagen an Punkten bereit, die man für strategisch wichtig hielt.
    »Es gibt nur zwei solche Punkte«, stellte Gunvald Larsson fest. »Das Dach des Bonnier-Hauses und den Lampenraum über der Kuppel der Gustav Vasa-Kirche. Glaubt ihr, daß der
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