Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
Vom Netzwerk:
nur um Handbreite das Dach des Eastman-Instituts, versuchte mit aufheulendem Motor sich aufzurichten, legte sich schwerfällig auf die Seite und schlug mit lautem Krach mitten im Park auf dem Boden auf und blieb wie eine angeschossene Krähe auf der Seite liegen.
    Der erste Hubschrauber war bereits an seinen Ausgangspunkt zurückgekehrt, zwischen seinen Kufen hing langsam schaukelnd ein toter Polizist. Er landete auf dem Gelände des Gaswerks. Axelssons Leiche schlug auf der Erde auf und wurde einige Meter mitgeschleift.
    Die Rotoren blieben stehen.
    Und dann folgte in ohnmächtiger und sinnloser Wut ein Kugelhagel aus Hunderten von verschiedenen Warfen auf das Haus in Dalagatan, aber ohne auf ein bestimmtes Ziel gerichtet zu sein und daher nutzlos.
    Die Polizei feuerte sinnlos, wahrscheinlich um sich Mut zu machen. Es wurde aus unmöglichen Winkeln und hoffnungslosen Entfernungen geschossen.
    Vom Bonnier-Haus und aus der Gustav Vasa-Kirche fiel kein Schuß.
    Es dauerte einige Minuten, ehe der Feuerzauber nachließ und aufhörte. Daß jemand Äke Eriksson getroffen hatte (wenn er es überhaupt war) schien völlig ausgeschlossen.
    Das Hauptquartier war ein außergewöhnlich hübsches gelbes Holzhaus mit schwarzem Blechdach, angebauter Veranda und einem hohen Rauchfang auf dem Schornstein.
    Zwanzig Minuten nach der mißglückten Luftlandung litt der größte Teil der Anwesenden immer noch an den Folgen des Schocks.
    »Er hat den Hubschrauber abgeschossen«, murmelte Malm kopfschüttelnd wohl zum zehntenmal.
    »Aha, das hast du also auch bemerkt«, murmelte Gunvald Larsson, der gerade von seinem Beobachtungsposten zurückgekommen war.
    »Ich muß militärische Unterstützung anfordern«, überlegte Malm.
    »Tja«, sagte Kollberg zweifelnd.
    »Doch. Das ist die einzige Möglichkeit.« Die einzige Möglichkeit, die Verantwortung ohne großen Prestigeverlust auf jemand anderen abzuwälzen, dachte Kollberg. Was konnte das Militär schon ausrichten?
    »Was kann denn das Militär in einem solchen Fall tun?« fragte Martin Beck.
    »Das Haus mit Bomben belegen«, antwortete Gunvald Larsson. »Den Stadtteil unter Artilleriebeschuß nehmen. Oder…« Martin Beck sah ihn fragend an: »Oder was noch?«
    »Fallschirmjäger einsetzen. Man braucht vielleicht gar keine Männer dazu, kann Polizeihunde an Fallschirmen absetzen.«
    »Spöttische Bemerkungen sind im Augenblick wirklich überflüssig«, wies Martin Beck ihn zurecht.
    Gunvald Larsson schwieg. Statt seiner warf Rönn ein, der aus irgendeinem Grund diesen Augenblick gewählt hatte, um seine Notizen durchzusehen: »Ich sehe hier, daß Eriksson gerade heute 36 Jahre alt wird.«
    »Verdammt komische Art, seinen Geburtstag zu feiern«, kommentierte Gunvald Larsson. »Aber wartet mal, wenn wir auf der Straße das Polizeiorehester aufbauen und Happy Birthday to You spielen lassen, freut er sich) vielleicht. Dann landen wir eine vergiftete Marzipantorte mit 36 Kerzen auf dem Dach.«
    »Sei still, Gunvald«, fuhr Martin Beck ihn an.
    »Wir haben die Feuerwehr noch nicht eingesetzt«, brummte Malm.
    »Das stimmt«, bestätigte Kollberg. »Aber es war ja auch nicht die Feuerwehr, die Erikssons Frau umkommen ließ. Er paßt sehr genau auf, und wenn er merkt, daß sich verkleidete Polizisten unter den Feuerwehrmännern befinden, dann…« Er brach ab.
    »Was hat denn Erikssons Frau damit zu tun?« erkundigte sich Malm.
    »'ne ganze Menge.«
    »Ach so, diese alte Geschichte. Aber an dem, was du sagst, ist was dran.
    Irgendwer kann ihn vielleicht dazu überreden, aufzugeben. Die Verlobte zum Beispiel.«
    »Hat er nicht«, sagte Rönn.
    »Trotzdem. Vielleicht die Tochter oder die Eltern?« Kollberg schüttelte sich. Das Gefühl, daß der Intendent sich seine Fachkenntnisse im Kino angeeignet hatte, wurde immer stärker. Malm stand auf und ging hinaus zu den Autos.
    Kollberg sah Martin Beck lange und fragend an. Aber Martin Beck wich seinem Blick aus, sah irgendwie sorgenvoll und verschlossen aus, wie er da in dem alten Pförtnerhäuschen an der Wand lehnte.
    Die Situation bot auch keinen Anlaß zu übertriebenem Optimismus. Drei Menschen waren bereits tot, Nyman, Kvant und Axelsson, und nach dem Absturz des Hubschraubers war die Zahl der Verletzten auf sieben gestiegen. Das war eine traurige Bilanz. Kollberg hatte keine Zeit für Gefühle oder zum Nachdenken gehabt, als er vor dem Eastman-Institut in Lebensgefahr geschwebt hatte, aber ]etzt hatte er Angst. Einerseits davor, daß Eriksson
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher