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Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Möglichkeit, bei der Sache draufzugehen, ist größer als einige von euch ahnen.«
    »Wie meinst du das?« fragte Malm ärgerlich. »Was für einer soll denn das sein?«
    »Es kommen nur solche in Frage, die wirklich in Kauf nehmen, dabei eine Kugel verpaßt zu kriegen. Die vor Gefahr nicht zurückschrecken.«
    »Nimm mich.« Gunvald Larsson sah sich zu dem hinter ihm Stehenden um. »Ach so«, sagte er. »Hult. Ja, gut. Dir nehm ich's ab.«
    »Hallo!« rief einer, der zusammen mit mehreren Leuten auf dem Bürgersteig stand. »Ich komm gern mit.« Ein schlanker blonder Mann von Mitte Dreißig, bekleidet mit Niethosen und Pelzjacke.
    »Wer sind Sie denn?«
    »Ich heiße Bohlin.«
    »Sind Sie Polizist?«
    »Nein, Bauarbeiter.«
    »Wie kommen Sie überhaupt hierher?«
    »Ich wohne hier.« Gunvald Larsson musterte ihn nachdenklich, dann sagte er: »Macht zu, gebt ihm eine Pistole.« Norman Hansson zog seine Dienstwaffe heraus, die er einfach in der Manteltasche trug; aber Bohlin wehrte ab.
    »Kann ich nicht meine eigene nehmen? Ich brauch nur `ne Minute, um sie zu holen.« Gunvald Larsson nickte. Der Mann lief fort und Malm sagte:
    »Das ist aber gegen jede Vorschrift. Das ist… falsch.«
    »Ja«, bestätigte Gunvald Larsson. »Das ist verdammt falsch. Vor allen Dingen, daß jemand bereit ist, seine Pistole auszuleihen.« Bohlin kam in weniger als einer Minute zurück, die Pistole in der Hand. Eine zehnschüssige Zweiundzwanziger, Colt Huntsman, mit langem Lauf.
    »Na, dann wollen wir mal anfangen«, rief Gunvald Larsson. Er machte eine Pause und blickte Kollberg nach, der mit einer langen, aufgerollten Leine unter dem Arm um die Ecke verschwand. »Wir warten, bis Kollberg Beck runtergeholt hat«, fuhr er fort. »Hansson, du suchst dir einige Männer, die Sprengladungen legen können.« Hansson nickte und ging.
    Nach einer Weile sagte Gunvald Larsson: »Okay.« Er ging um die Ecke, die beiden anderen folgten ihm. Als sie das Haus erreicht hatten, sagte er:
    »Ihr nehmt die südliche Treppe und ich die andere. Wenn die Zündschnur brennt, dann nichts wie weg, am besten zwei Stock tiefer. Schaffst du das, Hult?«
    »Ja.«
    »Gut. Und dann noch etwas: Wenn einer den Mann da oben umlegt, wird er sich hinterher dafür zu verantworten haben.«
    »Auch wenn's Notwehr gewesen ist?« erkundigte sich Hult.
    »Klar. Auch bei Notwehr. Jetzt vergleichen wir die Uhren « Lennart Kollberg drückte auf die Klinke der Wohnungstür. Die Tür war verschlossen, aber er hatte den Hauptschlüssel schon in der Hand und öffnete schnell. Schon ehe er die Wohnung betreten hatte, sah er Martin Becks Mantel und Jacke in der Diele und das Funkgerät auf einem Tisch im Zimmer liegen. Dann wanderte sein Blick zu dem offenen Fenster und dem dahinter sichtbaren unteren Teil der Leichtmetalleiter. Sie sah ziemlich wacklig aus, und er hatte mehrere Kilo zugenommen, seitdem er zum letztenmal auf eine solche Leiter geklettert war. Aber er wußte, daß sie dafür konstruiert war, schwerere Körper als den seinen zu tragen, und darum stieg er ohne Zögern in die Fensteröffnung.
    Er vergewisserte sich, daß die beiden Seile, die er über die Schultern gelegt und über der Brust verkreuzt hatte, ihn nicht beim Klettern hindern und auch nicht an der Leiter hängen bleiben würden. Dann kletterte er langsam und vorsichtig zum Balkon hinauf.
    Seitdem Rönn berichtet hatte, was er durch das Fernglas gesehen hatte, war Kollberg auf das Schlimmste vorbereitet, und er glaubte sich daher gewappnet. Aber als er sich endlich hochzog, um über das Balkongeländer zu steigen und Martin Beck einen Meter von sich entfernt blutüberströmt und leblos liegen sah, begann er doch zu keuchen.
    Er sprang über das Geländer und beugte sich über Martin Becks gelblich bleiches Gesicht.
    »Martin«, flüsterte er, »Martin, verdammt…« Im gleichen Augenblick sah er die Pulsader an Martin Becks gespanntem Hals arbeiten. Kollberg legte vorsichtig die Fingerspitzen auf den Puls. Er schlug, wenn auch sehr schwach.
    Er betrachtete seinen Freund. Soviel er sehen konnte, war Martin Beck nur von einem Schuß getroffen worden, mitten in die Brust.
    Das Geschoß hatte ein erstaunlich kleines Loch in den Knopfstreifen des Hemdes gerissen. Kollberg öffnete das blutdurchtränkte Hemd. Aus der ovalen Form der Wunde war zu schließen, daß das Geschoß das Brustbein schräg von vorn getroffen hatte und in den rechten Teil des Brustkorbs eingedrungen war. Er konnte so schnell nicht
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