Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ekel von Datteln

Das Ekel von Datteln

Titel: Das Ekel von Datteln
Autoren: Leo P. Reinhard; Ard Junge
Vom Netzwerk:
ein Mord? – Rück mit der Wahrheit heraus!«
    Hoekstra seufzte.
    »Ein Mensch ist gestorben«, sagte er dann. »Wie es passiert ist, muss die Recherche erst noch herausfinden …«
    Das Gemurmel wuchs wieder an.
    »Mehr kann euch zur Zeit niemand sagen. Es gibt auch nichts zu sehen oder zu helfen. Es besteht also kein Grund, eure Arbeit liegen zu lassen. Oder wollt ihr, dass den Dijkstras die Gäste weglaufen?«
    »Sagen Sie uns wenigstens, wer es ist!«
    Hoekstra überlegte.
    »Eine junge Deutsche«, erklärte er dann. »Sie ist erst vor vier Tagen hier angekommen …«
    Zögernd zogen die ersten Dorfbewohner ab, andere folgten. Nur die Urlauber blieben noch, aber es sah nicht so aus, als würden sie es lange aushalten: Das tauende Tiefgefrorene in ihren Einkaufstaschen brachte sie schon auf Trab.
    Als Hoekstra das Hotel betreten wollte, drängte sich der junge Bakker hinter ihm her.
    »Was gibt es, Gerrit? Du kannst hier nicht …«
    Die Wangen des Jungen waren von roten Flecken übersät, die blauen Augen weit aufgerissen. Hoekstra gab den Soldaten ein Zeichen, sie ließen ihn passieren.
    »Nun – was ist?«, fragte der Polizist, als die Tür hinter ihnen zugefallen war. Ein paar Schritte weiter drinnen stand de Jong und sah aufmerksam zu ihnen herüber.
    Gerrit Bakker musste tief Luft holen, ehe er ein Wort herausbekam.
    »Mijnheer Hoekstra«, begann er schließlich. »Ist das die Frau auf Zimmer 235? So eine Kleine, mit schwarzen Haaren?«
    Der Polizist spürte, wie sein Mund austrocknete.
    »Ja«, antwortete er und schaute Gerrit an.
    Der Junge wich dem Blick aus, der Lockenkopf senkte sich. Seine Hände suchten an der gemauerten Theke der Rezeption nach einem festen Halt.
    »Ich kenne sie«, sagte er nach einer Pause. »Ich war gestern Nacht auf ihrem Zimmer …«

8
     
     
    Wie jedes Jahr fand der große Auftritt Roggenkempers genau an jener Stelle statt, wo der Wesel-Datteln- auf den Dortmund-Ems-Kanal trifft. Hier steht auch der ominöse Flaggenmast, an dem das Herz des Bürgermeisters hing.
    An normalen Tagen hat die Szenerie etwas ausgesprochen Friedvolles an sich: Lastkähne tuckern vorüber oder lassen sich an den beiden Bunkerbooten mit Treibstoff versorgen, Angeln werden ausgeworfen, Enten gründeln, Schwäne ziehen vorüber, und auf den Bänken am Ufer sitzen Rentner und Liebespaare. Die wenigen Firmen, die hier oben angesiedelt sind, handeln fast alle mit Bootsbedarf; sie stören die Idylle nicht, sondern gehören dazu.
    Bemerkenswert ist noch, dass die Wasserwege, von massiven Dämmen gehalten, hier so hoch über ihrer Umgebung liegen, dass der Ausblick auf die nahe Volksparksiedlung etwas unübersehbar Holländisches an sich hat.
     
    Die Uhr ging auf halb drei zu, als sie wieder in den Lada stiegen. Mager überließ der Blonden das Steuer und gab sich einem angenehmen Wachtraum hin, in dem eine kühle Kiste Bier und ein Liegestuhl im Schatten die Hauptrollen spielten. 35 Jahre waren eben doch kein Pappenstiel.
    Auf der B 235 und in der Volksparksiedlung kamen sie nur in Schleichfahrt voran. Zugeparkte Straßenränder, Großfamilien im Querformat, rot-weiße Absperrgitter und etliche Polizisten, die ihnen für den Rest des Weges einen Fußmarsch empfahlen. Der Wisch mit Roggenkempers gezacktem Namenszug brachte sie zum Schweigen.
    Zuletzt ging es nur noch im Schritt weiter. Während Susanne den Wagen vorsichtig durch die Fußgängerscharen lenkte, schielte Mager nach rechts. Von Bäumen fast verdeckt, war zwischen Straße und Damm ein Minensucher der Bundesmarine aufgebockt. Roggenkemper persönlich hatte die alte Krebs vor dem Hochofen gerettet und sie dem Marineverein für seine Saufabende zur Verfügung gestellt – als »neues Wahrzeichen« Dattelns, wie die Morgenpost begeistert geschrieben hatte.
    Endlich waren sie oben auf dem Deich. Vor dem Gelände einer Sportboot-Firma fand Susanne ein schattiges Plätzchen.
    »Ich peile mal die Lage«, sagte Mager und stieß die Tür auf. Ein Stück hinter der Fahnenstange, zwischen einer Wellblechhütte und dem Grab des Minensuchers, fand er, was er gesucht hatte: einen Getränkewagen.
    Während der Dicke auf sein Alster wartete, warf er einen Blick auf die Krebs, die er jetzt fast von oben bewundern konnte. Im Schatten des Bootes parkten fünf oder sechs Wannen mit Bereitschaftspolizei.
    Den ersten Halbliterbecher kippte Mager noch an der Theke, zwei weitere nahm er mit. Die Chefin saß bei geöffneten Türen, die Füße auf dem Armaturenbrett,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher