Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge

Titel: Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge
Autoren: Max Frei
Vom Netzwerk:
ergeht es mir wie einem Hund mit seinem Herrchen oder Frauchen, überlegte ich - nur dass ich sie eigentlich nicht rieche, sondern sie eher mit einer Art sechstem Sinn spüre.
    Aber ich hatte keine Zeit, über solche Spitzfindigkeiten nachzudenken, denn ich hatte gerade eine wichtige Information bekommen und erfahren, dass ich im Traum die Spuren eines Menschen erblickte, der den gleichen Traum hatte wie ich. Es sah jetzt so aus, als würden wir beide am Meeresstrand durch den nassen Sand spazieren.
    Ich wünschte mir aufzuwachen, denn das Ganze wurde mir langsam zu viel.
    »Sei still!«, ermahnte ich mich. »Schließlich bist du genau deshalb hergekommen. Deine hysterischen Anfälle kannst du dir für später sparen.« Die seltsame Gewohnheit, mit mir selbst zu reden, erwies sich in diesem Fall als nützlich, denn ich beruhigte mich und wusste, dass ich tapfer bleiben würde. Große Auftritte konnte ich mir für ein Gespräch mit meinem Chef aufheben, denn der hatte dafür sicher manche Erklärung.
    Ich sammelte meine Kräfte, um weiterzuträumen, spazierte noch einige Zeit am leeren Strand entlang und suchte nach dem seltsamen Unbekannten, von dem Sir Schürf gesprochen hatte. Aber ich fand niemanden, sondern wurde so müde, dass mich jeder Schritt enorm anstrengte.
    Schließlich war ich so kraftlos, dass ich tatsächlich aufwachte. In dem schönen Schlafzimmer, das Sir Philo mit eigenen Händen getischlert hatte, war es herrlich ruhig. Draußen war es dunkel und still. Offenbar waren die Vögel noch nicht wach. Die Runenzeichen an der Decke brauchten nur ein paar Sekunden, um meine erschrockenen Herzen zu beruhigen, und schon Minuten später wiegten sie mich wieder sanft in den Schlaf. Diesmal meinten es die Engel, die für meine Träume zuständig waren, gut mit mir und gaben mir einen so kitschigen wie unsinnigen Traum. Das war wirklich eine Erholung.
    Bei Sonnenaufgang erwachte ich glücklich und entspannt. Keine dunklen Geheimnisse trübten meine Laune. Ich dachte nur daran, dass es tatsächlich so herrliche Strände gab und ich vielleicht einmal das Glück hätte, dorthin zu gelangen. Etwas Ähnliches war mir schon in der Nähe von Kettari passiert. Als ich dort in den Bergen unterwegs gewesen war, hatte ich ein kleines Dorf aus den Träumen meiner Kindheit gefunden.
    »Sir Philo«, sagte ich leise und blickte zur Decke. »Ich vergöttere Sie und weiß nicht, was ich ohne Sie getan hätte. Am liebsten würde ich mich auf die Liste Ihrer Ehrenenkel setzen lassen.«
    Die Decke schwieg, wie nicht anders zu erwarten war, doch meine Stimmung wurde noch besser. Beinahe wäre ich die Treppe heruntergeschwebt.
    Kurz darauf landete ich im Wohnzimmer. Endlich hatte ich Gelegenheit, einmal allein zu frühstücken und meinen Kollegen und Gastgeber Melifaro mit sadistischer Freude zu wecken. Er verließ das Bett morgens so wenig begeistert wie ich zu Schulzeiten. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass ihn kein Tohuwabohu, sondern ein angenehmer Tag im Haus an der Brücke erwartete.
    Doch mein Kollege war ausnahmsweise von allein wach geworden und bester Laune.
    »Na, Hoheit - zufrieden?«, fragte er.
    »Dieses Jahr werde ich dich noch verschonen, aber für das nächste Jahr will ich mich nicht festlegen.«
    »An deiner Stelle wäre ich vorsichtig. Schließlich bin ich - den Magistern sei Dank! - nicht dein Untertan.«
    »Du wirst deine Ansicht schon noch ändern, wenn meine Nomaden erst die Straßen von Echo unsicher machen. Unter uns gesagt: Ich habe einen Geheimplan, der die Verschmelzung des Vereinigten Königreichs und der Leeren Länder vorsieht. Ich will nämlich König beider Gebiete werden.«
    »Das klingt angenehm schrecklich«, rief Melifaro entzückt und schob sich eine gewaltige Scheibe Brot in den Rachen, ohne mit der Wimper zu zucken. »Aber ich werde dich denunzieren. So was hab ich zwar noch nie gemacht, aber irgendwann muss man ja mal damit anfangen.«
    »Vielleicht änderst du deine Meinung, wenn ich dir das Amt des Premierministers anbiete?«
    »Das klingt sehr verlockend. Fahr mich doch mit deinem A-Mobil nach Echo zurück. Dann sehen wir weiter.«
    »Du bist aber rasch zufrieden zu stellen. Einverstanden.«
    »Dich als Privatchauffeur zu haben, ist einer meiner größten Träume.«
    »Ich weiß leider, was man damit verdienen kann«, seufzte ich. »Ich war mal arm, musst du wissen - und das hat mir nicht besonders gefallen.«
    »•Ich habe gar nicht bemerkt, dass deine materielle Lage sich so rasant
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher