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Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge

Titel: Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge
Autoren: Max Frei
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in unserer Familie, und das will etwas heißen.«
    »Antschifa ist mal wieder unterwegs, oder?«, fragte ich.
    »Natürlich. Er bleibt nie länger als eine Woche bei uns.«
    »Der hat's gut«, meinte ich verträumt. »Vielleicht sollte auch ich alles hinschmeißen und den Beruf wechseln.«
    »Das würde ich Ihnen nicht empfehlen. Das Leben auf See ist nicht leicht. Das Schiff ist ein einfacher ukumbrischer Segler, auf dem man keine Magie anwenden darf und auf dem alle viel zu tun haben, selbst der Kapitän. Es gibt sogar Gerüchte, wonach die Passagiere mit anpacken müssen. Aber mein Sohn will von anderen Berufen ganz und gar nichts wissen, sondern trotzt unserer Familientradition. Außerdem besagt eine ukumbrische Tradition, nur wer mindestens sechzig Jahre auf einer Schika verbringe, sei ein echter Kapitän.«
    »Ich vermute, die Schika ist ein besonderer Schiffstyp?«, erkundigte ich mich vorsichtig.
    »Es ist das schnellste und wendigste Schiff überhaupt und eignet sich nicht für Lustpartien. Einmal bin sogar ich auf so einem Schiff gelandet, habe es von der ersten Sekunde an verflucht und war heilfroh, als ich endlich auf ein weniger schnelles Boot umsteigen konnte. Wäre ich auf der Schika geblieben - wer weiß, ob die Welt sich nicht mit vier Bänden meiner Enzyklopädie hätte zufriedengeben müssen.«
    »Verstehe. Also werde ich dort wohl doch nicht anheuern«, sagte ich. »Danke, dass Sie mich gewarnt haben. Jetzt gehe ich besser schlafen - das ist die bequemste und beste Methode des Reisens.«
    »Was das Bett meines wunderbaren Vaters Philo angeht, bin ich ganz Ihrer Meinung. Für andere Betten kann ich allerdings keine Garantie übernehmen. Finden Sie den Weg dorthin, oder soll ich Sie begleiten?«
    »Glauben Sie, ich könnte mich im Labyrinth Ihres Hauses zurechtfinden? Sir Manga, Sie schmeicheln mir.«
    »Und Sie übertreiben - wie immer«, erklärte der große Enzyklopädist und gähnte herzhaft. »Na schön, gehen wir, damit Sie sofort die richtige Tür finden.«
    Wir irrten einige Zeit durch die Flure des riesigen Hauses. Sir Manga setzte ab und an eine erschrockene Kindermiene auf, und ich versuchte, es ihm gleichzutun.
    Schließlich blieb ich allein in dem kleinen dunklen Zimmer, das ich so mochte. Ich hatte das Gefühl, Philo Melifaro - der berühmte Großvater meines Kollegen und einer der mächtigsten Magister des Ordens vom geheimen Kraut - habe ausgerechnet an mich gedacht, als er dieses Zimmer einrichtete. Er musste schon damals gewusst haben, dass er es nicht nur seiner Familie hinterlassen würde. So ein mächtiger Zauberer konnte seine Zukunft bestimmt erahnen und wissen, dass beispielsweise ich eines Tages in seinen Träumen auftauchen würde.
    Aber all das hatte jetzt keine Bedeutung, sondern war nur einer dieser Gedanken, die man kurz vor dem Einschlafen hat, wenn man die Balken an der Decke beobachtet.
    Diesmal wechselte ich so schnell von der Wirklichkeit in den Traum, dass ich meinen Weg mit kleinen weißen Steinen hätte kennzeichnen sollen, wie Hänsel und Gretel es taten.
    Zuerst glitt ich durch verschiedene angenehme Träume, ohne zu wissen, wie ich in sie hineingeraten war und was ich eigentlich darin trieb. Schließlich landete ich an einem leeren Strand - dem eigentlichen Ziel meiner Reise - und versuchte, mir meine Situation zu vergegenwärtigen. Das war zwar nicht einfach, gelang mir aber manchmal bei Träumen, die sich seit meiner Kindheit wiederholten.
    Ich kam langsam zu mir und versuchte, mir wie ein schwer Betrunkener ins Gedächtnis zu rufen, was ich getan hatte. Ich erinnerte mich an den Abend mit Familie Melifaro, an unsere Fahrt aus der Stadt aufs Land hinaus, an das Treffen mit Techi im Armstrong und Ella und an das wichtige Gespräch mit Sir Schürf. Dann sah ich genauer hin und bemerkte die Spuren im Sand. Hier war jemand mit Schuhen aus Uguland unterwegs gewesen. Ich wusste auf Anhieb, dass diese Spuren von Lonely-Lokleys Schuhen stammten. Das sagte mir eines meiner beiden Herzen, und ich vertraute ihm blind. Etwas Ähnliches war mir mit meinen Kollegen schon mehrmals passiert. Zwischen uns war eine tiefe Verbindung entstanden, die ich nicht näher beschreiben konnte. Kurz bevor ein Mitglied des Geheimen Suchtrupps auftauchte, hatte ich eine Art Duft in der Nase, der mir verriet, mit welchem meiner Kollegen ich zu rechnen hatte. Ähnlich war es, wenn ich einen Raum betrat, in dem sich noch vor kurzem jemand vom Suchtrupp aufgehalten hatte. Mit meinen Kollegen
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