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Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge

Titel: Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge
Autoren: Max Frei
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gebessert hat. Aber lass uns jetzt fahren - ich muss wirklich dringend ins Haus an der Brücke.«
    Der Rückweg nach Echo führte durch eine sehr schöne Landschaft. Melifaro, den ich bisher als Sonnenanbeter gekannt hatte, ließ den Kopf hängen. Er erwartete offenbar, dass ich ihn unterhielt, doch ich konzentrierte mich ganz auf den Weg. Irgendwann schlief er ein.
    Ich hingegen widmete all meine Aufmerksamkeit dem herrlichen Morgen. Über uns stand eine kleine Wolke, aus der es ein wenig regnete, und jeder Tropfen auf meiner Haut war ein Erlebnis. Erst kurz zuvor war mir aufgefallen, wie sehr sich der Regen in Echo von dem Regen der Welt unterscheidet, aus der ich stamme. Wie hatte ich mich nur die ersten dreißig Jahre meines Lebens mit tristem Nass zufriedengeben können? Das Wasser war zwar gleich, roch in Echo aber herrlich nach Blumen und war leicht violett gefärbt.
    Mit Vergnügen vergegenwärtigte ich mir, in dieser Welt noch immer neu zu sein. Und ich wollte nicht, dass sich dieser Zustand bald änderte. Es gab noch so vieles zu entdecken, doch es gab auch noch sehr viele Möglichkeiten, sich zu blamieren. Und noch tausenderlei Kleinigkeiten, über die ich mich würde wundern können. Auch an diesem Morgen tat ich nichts anderes.
    Ich lieferte das Tagesantlitz des Ehrwürdigen Leiters des Kleinen Geheimen Suchtrupps pünktlich im Haus an der Brücke ab. Auch mir konnte es nicht schaden, im Büro vorbeizuschauen, um Sir Juffin kurz die Geschichte meines seltsamen Traums zu erzählen.
    Doch mein Chef war noch nicht da. Ich vermutete ihn in der Straße der alten Münzen, da ich wusste, dass seine Filmleidenschaft noch immer nicht erloschen war, ließ ihn aber in Ruhe, denn die Probleme von Schürf und mir konnten bis zum Abend warten - anders als meine Freundin Techi, die sicher ungeduldig im Bett lag und sich von einer Seite auf die andere wälzte. Am Vorabend hatte sie mich schon gebeten, sie auf dem Laufenden zu halten, und ich konnte die wunderbare Lady unmöglich enttäuschen. Es gibt im Leben einfach Regeln, gegen die man nicht verstoßen sollte.
    Eine Stunde vor Sonnenuntergang kam ich ins Haus an der Brücke und ging gleich in mein Büro, das ich mit Sir Juffin teilte. Auf der Lehne meines Stuhls saß Kurusch. Sonst war niemand da.
    »Wo treibt sich unser Chef herum, mein Lieber?« , fragte ich den Buriwuch.
    »Das weiß ich nicht«, gab der kluge Vogel schwermütig zurück. »Irgendwann ist er gekommen und irgendwann gegangen. Die Menschen zeichnen sich durch eine gewisse Unrast aus.«
    »Da hast du Recht«, pflichtete ich ihm bei, seufzte und meldete mich per Stummer Rede bei Juffin. »Ich bin schon zum zweiten Mal ins Haus an der Brücke gekommen, und Sie sind noch immer nicht da!«
    »Selber schuld! Wenn du dich mit mir treffen willst, solltest du dir endlich angewöhnen, dort aufzutauchen, wo ich bin. Was machst du eigentlich im Büro? Soviel ich weiß, hast du zwei Sorgenfreie Tage bekommen. Ist dein Leben etwa so langweilig, dass du es ohne Arbeit nicht aushältst?«
    »Aber nein. Ich bin ganz zufrieden mit meinem Leben, doch Sie wissen ja, dass ich manchmal etwas kopflos bin. Ich hätte schwören können, die zwei Tage seien schon um.
    Aber Spaß beiseite - ich habe ein paar Fragen, die nur Sie mir beantworten können.«
    »Ich habe eine bessere Idee: Verschieben wir die Sache doch auf morgen. Sollte es allerdings wirklich dringend sein, besuch mich heute Abend in der Straße der alten Münzen. Dort triffst du mich garantiert.«
    »Abgemacht.«
    »Und jetzt verschwinde aus meinem Büro. Ich kenn dich doch - du trinkst dort eine Tasse Kamra nach der anderen und behauptest dann, du hättest Überstunden gemacht.«
    »Immerhin ist es auch mein Büro«, gab ich etwas gereizt zurück. »Aber gut, ich geh ja schon.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Als ich merkte, dass mein Chef sich nicht so leicht überlisten ließ, seufzte ich tief, erhob mich von dem Stuhl, auf dem ich es mir gerade bequem gemacht hatte, und begab mich in den Saal der allgemeinen Arbeit, doch auch Sir Schürf, den ich dort anzutreffen gehofft hatte, war nirgendwo zu sehen. Also beschloss ich, ihn in seinem Büro aufzusuchen.
    Schurfs großes Zimmer war penibel aufgeräumt, doch er war ausgeflogen. Aber ich spürte, dass er bald auftauchen würde, und weil ich meine Vorahnungen ernst nehme, meldete ich mich nicht per Stummer Rede bei ihm, sondern zog ein Buch aus dem Regal und hockte mich in die Ecke, um mir lesend die Zeit zu
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