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Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge

Titel: Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge
Autoren: Max Frei
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ich seit dem Vortag einen Liegeplatz gemietet hatte. Ein phlegmatischer alter Mann mit Bart, der finster und unzufrieden dreinblickte, kam aus seinem Verschlag, um mir beim Festmachen des Bootes zu helfen. Er sah mich entgeistert an - allerdings nicht, weil er in mir den respektheischenden Sir Max erkannte, denn ich hatte meinen Todesmantel nicht dabei. Offenbar gehörte für ihn jeder, der bei diesem Wetter eine Lustpartie auf dem Fluss machte, in die nächste Nervenheilanstalt.
    Ich gab ihm eine Krone, was ihn in seinem Urteil über mich offenbar nur bestätigte, denn das war viel zu viel Geld für so eine Kleinigkeit. Trotzdem murmelte er ein paar kaum verständliche Dankesworte, die man schon als kleines Kind lernt, und verschwand rasch in seinem Schuppen, wo ihn sicher eine heiße Tasse Kamra erwartete.
    Ich sah ihm neidisch nach. Mir stand noch eine kurze, aber unangenehme Fahrt in die Neustadt bevor, und mein eisiger Lochimantel klebte mir wie ein nasses Laken am Rücken.
    Ich warf mich ins A-Mobil und fuhr so stürmisch los, als würde mich eine Schar blutdürstiger Vampire verfolgen. Zwei Minuten später betrat ich im Laufschritt meine Wohnung in der Straße der gelben Steine.
    Lonely-Lokley war schon da. Reglos saß er mitten im Zimmer. Gut möglich, dass er den Mittelpunkt des Raums zuvor eigens errechnet hatte.
    Begeistert musterte ich meinen Freund. Sein schneeweißer Lochimantel schimmerte im Halbdunkel der Wohnung, und seine tödlichen Hände, die wie üblich in Schutzhandschuhen steckten, lagen friedlich in seinem Schoß. Das war kein Mensch, sondern ein Todesengel.
    »Du warst ja schneller als ich!«, rief ich begeistert.
    »Das ist kein Kunststück - schließlich habe ich mich von der Straße der vergessenen Träume bei dir gemeldet. Ich wollte dich im Armstrong und Ella erwischen und hatte nicht erwartet, dass du bei diesem Wetter draußen sein würdest.«
    »Tja, ich bin eben geheimnisvoll und unberechenbar!«, rief ich lachend. »Hab bitte noch ein wenig Geduld. Wenn ich mich nicht sofort umziehe, bekomme ich sicher eine Erkältung - und das, obwohl ich fast schon vergessen habe, was Krankheit bedeutet.«
    »Natürlich, Max, zieh dich um. Ich an deiner Stelle würde auch noch heiß duschen.«
    »Genau das habe ich vor. Aber keine Sorge - ich spute mich. Du weißt ja, wie schnell ich alles erledige.«
    »Das weiß ich«, bestätigte Schürf nickend. »Ich bestelle im Gefräßigen Truthahn ein hochprozentiges Getränk, das dich durchwärmen wird.«
    »Nicht nötig«, sagte ich und lief dabei in den Keller. »Es geht mir gut. Ich brauche keinen Alkohol.«
    »Langjährige Erfahrung hat mich gelehrt, dass ein Rausch schneller vorbeigeht als eine Erkältung«, widersprach Schürf.
    Nach wenigen Minuten kehrte ich bester Laune ins Wohnzimmer zurück. Mir war nicht mehr kalt, ich trug meinen wärmsten Hausmantel, und mein Magen knurrte.
    Auf dem Tisch tummelten sich Teller und Tassen. Als Aperitif schenkte ich mir eine große Tasse Kamra ein.
    »Jetzt fühle ich mich wieder lebendig!«, rief ich nach den ersten Schlucken.
    »Gut zu wissen«, meinte Lonely-Lokley.
    Ich versuchte, die Spur eines Lächelns in seinem Gesicht zu entdecken, aber was das anging, war ich bei Schürf fast immer auf verlorenem Posten.
    »Bei mir zu Hause kannst du deine Handschuhe ruhig ablegen«, sagte ich und setzte mich in den Sessel neben ihm. »Wenn ich anfange, auf deine Kosten dumme Witze zu reißen, kannst du sie ja wieder anziehen. Allerdings gibt es Gerüchte, nach denen ich selbst nach meinem Tod nicht schweigen werde. Mich umzubringen, wäre also keine gute Lösung.«
    »Was hast du bloß für seltsame Ideen! Dein Leben ist zu wertvoll, um es wegen kleinlicher Streitigkeiten zu beenden. Ich behalte meine Handschuhe aus anderen Gründen an.«
    »Spürst du etwa Gefahr?«, fragte ich, hörte auf zu essen und versuchte, ein kluges Gesicht zu machen. Wenn Lonely-Lokley sich bedroht fühlte, war die Lage ernst.
    »Aber nein, Max, ich spüre keine Gefahr, jedenfalls nicht hier und jetzt. Ich ziehe meine Handschuhe nicht aus, weil das Etui, in dem ich sie aufbewahre, in meinem Büro im Haus an der Brücke liegt. Du glaubst doch wohl nicht, dass ich sie einfach irgendwohin legen kann.«
    »Was deine Handschuhe angeht, fehlen mir Kenntnisse in puncto Sicherheitstechnik«, sagte ich lächelnd. »Aber zu den Magistern mit deinen Pfoten. Erzähl mir endlich von deinen Geheimnissen. Ich sterbe vor Neugier.«
    »Es ist nichts
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