Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge

Titel: Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge
Autoren: Max Frei
Vom Netzwerk:
Besonderes passiert«, sagte Schürf nachdenklich. »Es gibt nichts Beunruhigendes. Trotzdem spüre ich etwas Seltsames. Max, erinnerst du dich daran, dass du mich einmal in einen deiner Träume mitgenommen hast?«
    »Natürlich. Das war auf unserer Reise nach Kettari. Wir haben in einem engen Bett geschlafen, und du hast mir erlaubt, deinen Traum zu betreten, wie du das so schön genannt hast.«
    »Ja«, sagte Schürf nickend. »Aber in Wirklichkeit war es umgekehrt. Die seltsamen Orte, durch die wir kamen, stammten allesamt aus deinen Träumen. Von Anfang an wusste ich, dass deine Träume besondere Aufmerksamkeit verdienen. Doch darum geht es nicht. Erinnerst du dich an die großen Sandstrände am Ufer eines ruhigen Meeres? Das sah zwar alles nicht gerade freundlich aus, aber in deiner Gesellschaft habe ich es sehr genossen.«
    »Natürlich erinnere ich mich daran. Warum willst du ausgerechnet darüber reden?«
    »Weil es leider nötig ist«, meinte Schürf achselzuckend. »Ich träume in letzter Zeit oft von diesem Ort - natürlich ohne deine Begleitung. Der Strand erscheint mir überhaupt nicht freundlich, und ich habe keine Lust, ihn zu besuchen - weder im Traum noch in der Wirklichkeit.«
    »Vielleicht konnte ich dich damals begleiten, weil wir das gleiche Kissen benutzten«, überlegte ich.
    »Theoretisch hat der Abstand zwischen den Köpfen zweier Schlafender tatsächlich einen Einfluss - besonders, wenn es sich um jemanden handelt, der in diesem Bereich so unerfahren ist wie ich. Und wie ich deine Fähigkeiten einschätze, hast du das Zeug dazu, mich in deine Träume mitzunehmen - auch wenn wir weit voneinander entfernt schlafen. Aber darum geht es nicht, dessen bin ich mir sicher. Wenn ich durch dich an diesen Traum geraten wäre, hätte ich deine Anwesenheit gespürt. Aber dort gibt es dich nicht - das ist gewiss. Irgendwer, den ich nicht sehen kann und dessen Anwesenheit mir ganz und gar nicht gefällt, hält sich offenbar dort auf. Und ich glaube, ich kenne diese Person nicht.«
    »Wahnsinn!«, rief ich. »Merkwürdige Gestalten tingeln durch meinen Lieblingstraum, und ich weiß nichts davon! Jedenfalls konnte ich dich nur in meinen Traum mitnehmen, weil du die Voraussetzungen dafür mitbrachtest und den Willen dazu hattest, dich auf diese Reise zu begeben. Ich habe übrigens schon längere Zeit nicht mehr von diesem Strand geträumt. Seit meinem letzten Besuch auf dem Familiensitz von Sir Melifaro, um genau zu sein. Ich hatte diesen Traum fast vergessen - und das, obwohl ich wichtige Dinge viel schneller vergesse als Träume.«
    »Es gibt nichts Wichtigeres als bestimmte Träume, Max. Seltsam, dass ich das ausgerechnet einem Menschen sagen muss, der seine Kraft aus Träumen schöpft!«, entgegnete Schürf und schüttelte erstaunt den Kopf.
    »Das ist wohl so«, sagte ich nachdenklich. »In letzter Zeit allerdings ist die Wirklichkeit viel traumhafter als meine Träume.«
    »Eigentlich wollte ich dich fragen, ob du kürzlich mal wieder einen Traum mit einem anderen Menschen geteilt hast, aber das ist offenbar nicht der Fall gewesen«, sagte Schürf ruhig. »Hast du früher, als du noch von dem Strand träumtest, dort nie jemanden getroffen? Hast du dort nie etwas Seltsames gespürt?«
    »Nein. Ich schätze diesen Strand sehr und war mir immer sicher, er gehöre mir allein. Weißt du, manchmal ist man von Dingen seltsam überzeugt, bei denen es sich eigentlich nur um persönliche Einschätzungen handelt.«
    »Dieses Gefühl kenne ich«, pflichtete Lonely-Lokley mir bei. »Und ich glaube, man darf ihm durchaus vertrauen. Aber wie ich nun sehe, kannst du mir bei meinem Problem kaum weiterhelfen.«
    »Warum sollte ich dir nicht helfen können?«, fragte ich aufgebracht. »Schließlich hab ich dich mal an diesen Strand verschleppt. Ich wusste zwar nicht, was ich da tat, aber das bedeutet nicht, dass ich keine Verantwortung trage. Es ist schließlich mein Traum: Wer könnte sich darin besser auskennen als ich?«
    »Und wie willst du einen Traum verstehen, den du schon lange nicht mehr gehabt hast?«
    »Lass mich kurz überlegen«, sagte ich und stellte den leeren Teller ab. Ich musste laut niesen, denn eine bösartige Erkältung trat gerade auf meine Spur.
    »Du solltest kurz aufhören, an deine Unverletzlichkeit zu glauben, und ein Glas Glühwein trinken. Das ist ein altes, aber durchaus bewährtes Mittel«, sagte Lonely-Lokley im Ton eines Oberlehrers. »Viele medizinische Lehrbücher bestätigen, dass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher