Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0106 - Wir sprengten die Garde

0106 - Wir sprengten die Garde

Titel: 0106 - Wir sprengten die Garde
Autoren: Wir sprengten die Garde
Vom Netzwerk:
Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Glatteis. Uns, das heißt Phil und mir, war es zwar nicht zu wohl geworden, doch wir begaben uns auch auf eine ziemlich schwankende Unterlage. Auf ein Fahrgastschiff. Es hatte den schönen Namen Washington und besaß so an die 12 000 BRT.
    Sie werden sicher Fragen, wieso ein G-man es sich leisten kann, eine so komfortable Seereise zu unternehmen. Ich kann Sie aber beruhigen. Wir fuhren nicht zu unserem Vergnügen über den großen Teich. Wir hatten vielmehr einen Auftrag bekommen, der uns, ehrlich gesagt, am Anfang nicht besonders begeisterte.
    Phil und ich sollten O’Connor und seine sieben Männer an etwas hindern, von dem wir nicht einmal wussten, was es eigentlich war.
    Das FBI jagte O’Connors Gang schon seit über einem Jahr, wir kannten sogar dem Namen nach jeden einzelnen seiner Leute, doch niemand wusste, wie sie aussahen und wer sie waren.
    O’Connor startete nur große Sachen. So alle zwei, drei Monate einmal. Aber dann sprang etwas dabei heraus. Seine Garde, wie seine Männer in den einschlägigen Kreisen genannt wurden, bestand nur aus Spezialisten. Hal Stone zum Beispiel war Fachmann für Panzerschränke. Es gab keine Alarmanlage, die Ben Hay nicht außer Betrieb setzte, und war sie auch noch so raffiniert angelegt. Es gab keinen Raum, in den nicht Jonny Snyder eindrang, um Gus Ferron, der Colt-Man der Garde, brachte es fertig, einem aus fünfzig-Yard Entfernung die Zigarette aus dem Mund zu schießen.
    Das wussten wir alles, doch vor der raffinierten Organisation O’Connors hatten bisher die modernsten staatlichen Hilfsmittel kapitulieren müssen. Sogar die New Yorker Unterwelt stand vor einem Rätsel. Auch dort wusste niemand, wer sich hinter dem Namen O’Connor verbarg und keiner der sonst immer sehr gut informierten Boys kannten seine Mitarbeiter persönlich.
    Sie dürfen sich daher vorstellen, dass Phil und ich ziemlich überraschte Gesichter machten, als uns unser Chef schonend beibrachte, dass wir uns mit O’Connor zu befassen hätten. Mister High hatte für solche Eröffnungen seine spezielle Art.
    »Jerry und Phil«, sagte er, »ich habe etwas Besonderes für euch.«
    Wir schauten ihn erwartungsvoll an.
    Wenn der Chef so loslegte, steckte bestimmt allerhand dahinter.
    »Ich habe eine Seereise nach Europa für euch«, fuhr er fort.
    »Seit warm ist Vater Staat so großzügig?«, fragte Phil misstrauisch.
    Mr. High schob ein Blatt auf seinem Schreibtisch zur Seite. »Ihr habt dabei natürlich auch etwas zu tun.« Er lächelte.
    »Aha«, sagte ich, »wobei die frische Seeluft unsere Energie verdoppeln wird.«
    »Ihr sollt O’Connor und seine Garde fassen«, ließ der Chef die Katze aus dem Sack.
    »Ist das alles?«, fragte Phil ruhig.
    »Wir haben durch einen-Vertrauensmann erfahren, dass O’Connor beabsichtigte, ein Fahrgastschiff auf den Kopf zu stellen«, berichtete Mister High.
    »Wieso weiß man das plötzlich?«, sagte ich und steckte mir eine Zigarette an. »Vorher war nie etwas über O’Connors Pläne zu erfahren.«
    »Das ist ganz einfach, Jerry«, erklärte Mr. High väterlich. »Für eine solche Sache muss man größere Vorbereitungen treffen. Schließlich ist ein Überseedampfer kein Bankgebäude.«
    »Schön«, meinte Phil, »ein präziser Auftrag. Und wie sollten wir die Garde abliefern? Als Einschreiben oder als Muster ohne Wert?«
    Der Chef lächelte. »Am besten so, dass sie nicht mehr beißen kann. Der Zustand ist mir gleichgültig.«
    Wir erhielten dann noch genauere Informationen und waren entlassen.
    Und nun standen wir auf dem Heck der Washington und schauten mit gemischten Gefühlen zurück auf New York, dessen Silhouette sich immer weiter entfernte.
    »Lebe wohl, geliebtes New York, lebe wohl, Amerika, du mein Heimatland«, rief Phil und fuhr sich mit der Hand symbolisch über die Augen, um die dort nicht vorhandenen Tränen wegzuwischen.
    »Gehen wir in die Bar, Mr. Mac Lachlan«, antwortete ich gerührt. »Der Anblick meiner dahinsinkenden Heimatstadt stimmt auch mich in tiefster Seele traurig.«
    »Das ist eine gute Idee. Mr. Morris«, sagte Phil. »Ich kann es auch nicht mehr ertragen. Wir wollen uns trösten.«
    Wir hakten uns unter und marschierten in Richtung Bar.
    Ich muss Ihnen noch erzählen, dass Phil offiziell David Mac Lachlan hieß und auf dem Weg nach Paris war, um dort das Geld seines Vaters etwas ins Rollen zu bringen. Meine Wenigkeit stand unter dem Namen Frank Morris in der Passagierliste. Von Anfang an
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher