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0106 - Wir sprengten die Garde

0106 - Wir sprengten die Garde

Titel: 0106 - Wir sprengten die Garde
Autoren: Wir sprengten die Garde
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hatte ich bei verschiedenen Personen unauffällig durchblicken lassen, dass mein Vater auch Juweliergeschäfte in New York besaß, und dass ich eine erlesene Kollektion Schmuckartikel bei mir führte, um sie in Europa einem Käufer zu überbringen.
    Unser Miteinander-Bekanntwerden hatten Phil und ich ziemlich effektvoll und unter Anteilnahme einer großen Zuschauermenge eingeleitet. Unter einem nichtigen Vorwand hatten wir einen Streit vom Zaune gebrochen, der jeder Verfilmung standgehalten hätte. Dabei klärten wir unsere Zuschauer so ganz nebenbei darüber auf, was wir waren und was wir vorhatten.
    Als wir dann aber im Verlaufe unseres Auftrittes feststellten, dass unsere Kabinen nebeneinander lagen, spielten wir Gentlemen, reichten uns die Hände und besiegelten unsere Bekanntschaft mit einem Drink.
    Es konnte also gar nicht auffallen, wenn Phil und ich immer zusammen waren.
    Dass unser Schauspiel Erfolg gehabt hatte, sollte ich gleich feststellen, als wir die Bar betraten.
    Ich habe gute Ohren und hörte noch, wie der Barkeeper zu einer Miss, die sich im besten Mittelalter befand, flüsterte: »Dort kommen die beiden Verrückten.«
    Die Miss musterte uns daraufhin sehr aufmerksam.
    Wir setzten uns ganz ungeniert auf zwei Barhocker und bewiesen, dass wir durchaus wussten, was wir dem Geld unserer reichen Väter schuldig waren.
    »Ich bekomme einen Doppelten, aber ohne«, brüllte Phil und schlug mit der Flaust auf die Theke.
    »Und ich bekomme zwei Ganze, auch mit ohne«, ließ ich mich ebenso geräuschvoll vernehmen.
    Die Miss krauste etwas ihre Nase, was ihr ganz gut gelang, und warf mir einen schiefen Blick zu. Sie saß auf dem Hocker neben mir und schien sich dabei nicht besonders wohl zu fühlen.
    Phil schlug mir kameradschaftlich auf die Schulter. »Trinken wir auf unsere Freundschaft, Mr. Morris, trinken wir auf unser glückliches Zusammentreffen.«
    »Trinken wir Brüderschaft«, rief ich begeistert, »auf Blutsbrüderschaft.«
    »Einverstanden«, freute sich Phil. »Ich heiße David. Wie der in der Bibel.«
    »Und ich heiße Frank. Wie der von Hollywood.«
    Wir ließen alle Anwesenden an unserer Verbrüderung teilnehmen. Man hielt uns bestimmt für ausgemachte Trottel. Doch das wollten wir ja gerade erreichen. Die Miss neben mir erhob sich und murmelte etwas. Es klang so ungefähr wie »Flegel«. Dann rauschte sie hoheitsvoll ab.
    »Wer war denn die da?«, fragte ich den Barkeeper ziemlich laut. Die Miss musste es noch gehört haben.
    »Das war Miss Theresa Norteek. Reporterin bei Life. Sie bearbeitet die Kriminalfälle. Besonders befasst sie sich mit dem Problem der Jugendkriminalität«, klärte mich der Jüngling diskret auf.
    Ich musste lachen. »Was Sie nicht sagen. Hat sie Sie schon einmal interviewt, weil Sie das so genau wissen?«
    »Aber meine Herren«, entrüstete sich der Keeper, »sie hat es mir erzählt. Was denken Sie von mir?«
    Ich ließ einen Dollar auf die Theke trudeln. »Da, fürs Denken.« Dann wandte ich mich an Phil. »Was ist, David. Wollen wir uns den Kasten mal genauer ansehen? Bis zum Mittagessen haben wir noch etwas Zeit.«
    »Einverstanden, Frank«, säuselte Phil und bezahlte ebenfalls.
    Wir rutschten von unseren Hockern und begaben uns auf Wanderschaft.
    ***
    Wir schlenderten ziemlich planlos durch die Gegend. Besahen uns dabei weniger das Schiff, dafür umso aufmerksamer die Menschen. Doch können Sie einem anderen auf den ersten Blick ansehen, ob er ein Verbrecher ist? Es gibt gewisse Typen, bei denen merkt man es sofort. Das sind aber meistens nur die, die sowieso als Nebenfiguren auftreten. Die Leiter der Gangs und, wenn man so sagen will, die Facharbeiter, sind meistens Menschen, deren Äußeres absolut nichts verrät.
    Es was daher für uns ziemlich aussichtslos, auf diese Weise an O’Connor oder seine Garde heranzukommen. Wir sahen das auch bald ein und steuerten den Speisesaal für Fahrgäste erster Klasse an.
    Sie werden sich wundem, dass wir so vornehm über den Ozean gondelten, doch wir hatten uns das vorher gut überlegt, und wenn unser Plan Erfolg haben sollte, konnte das nur auf diese Weise geschehen.
    Der Speisesaal war schon gut besetzt. In einer Ecke entdeckte Phil einen noch freien Tisch. Wir gingen darauf zu, als von der anderen Seite her die Miss von der Bar aufkreuzte. Wir trafen am Tisch zusammen.
    »Wollen Sie sich etwa auch hierhin setzen?« fragte ich spitz.
    »Hallo, Miss Norteek«, rief ich, »was macht die Jugendkriminalität?«
    Sie zog wieder
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