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Das Echo der Vergangenheit

Das Echo der Vergangenheit

Titel: Das Echo der Vergangenheit
Autoren: Kristen Heitzmann
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erzählt hatte, die von ihrer Mutter beinahe umgebracht worden wäre.
    Mit einem Seufzer aß Rese einen Bissen von der herzhaften Frittata und warf Lance das anerkennende Lächeln zu, das er erwartete. Für ihn war eine Mahlzeit mehr als Essen im Magen. Sie war ein kulturelles Ereignis der Verbundenheit, Akzeptanz und Beziehung. Seine Kochkünste machten das nachvollziehbar.
    Sie stand auf und wusch ihren Teller in der Spüle ab. Maria brachte ihren Teller ebenfalls, offenbar unsicher, was sie als Nächstes tun sollte, obwohl die feuchten Ränder auf ihrem T-Shirt ein Indikator waren. Rese sagte zu ihr: »Ich spüle ihn.« Das spanischstämmige Mädchen verstand die Wörter nicht, aber Rese benutzte sie trotzdem.
    Maria drehte sich mit großen Augen zu Lance um. Er lächelte sie an und das Mädchen lag ihm augenblicklich zu Füßen. Rese schüttelte den Kopf, als Maria wieder in das Zimmer hinaufging, das ursprünglich für Gäste in der Pension eingerichtet worden war, und Lance folgte ihr mit dem Säugling auf dem Arm.
    Maria schien nicht zu begreifen, dass sie sich auch im Rest des Hauses aufhalten konnte, obwohl Lance ihr das erklärt hatte. Sie war es gewohnt, in nur einem überfüllten Raum zu leben. Wenigstens teilte sie diesen nicht mit sechs Männern, sondern nur mit ihrem Baby.
    Rese wandte sich wieder der Spüle zu und schrubbte die Frittatapfanne in dem heißen seifigen Wasser.
    Wenige Augenblicke später spürte sie Lance’ warmen Atem in ihrem Nacken. »Ja.«
    Sie versteifte sich. »Was ja?«
    »Ich möchte Kinder.«
    »Was?« Hatte er vergessen, dass seine neunzigjährige Großmutter mit am Tisch saß? Antonias Kichern nach zu schließen, hatte keiner von beiden es vergessen. Aber schließlich äußerten ja alle seine Verwandten ihre privaten Angelegenheiten so, dass jeder sie mithören konnte.
    »Du hast mich in New York gefragt, was ich von Kindern halte.« Er drehte sie um. »Jetzt sage ich es dir.«
    »Du hältst ein Baby auf dem Arm und schon ...«
    »Ich habe schon viele Babys auf dem Arm gehalten.«
    Sie atmete heftig aus. »Wie du siehst, spüle ich gerade.«
    »Du siehst gut aus in den Seifenblasen.« Zärtlich umfing er ihre Taille mit seinen Armen und ihr Herz fing an zu rasen. Sein magnetischer Blick ließ sie in seinen Händen zu Wachs werden, schlimmer als Maria. Seine Mundwinkel zuckten belustigt. Warum war er so unglaublich charmant?
    Lance Michelli ließ sie Dinge fühlen und denken und tun, die sie nie beabsichtigt hatte. Er hatte ihre Isolation durchbrochen und Gefühle in ihr geweckt – nicht nur für ihn, sondern auch für seine Familie, seine Freunde, für ihre eigenen Freunde auf neue Art und vor allem für sich selbst. Er hatte immer seinen Glauben, seine Stärke, seine Zweifel, seine Schwächen mit ihr geteilt. Und jetzt war sie so ernsthaft verliebt, dass es wehtat. So sehr, dass sie den Schmerz nicht überwinden konnte.
    Sein Telefon klingelte. Seufzend nahm er das Gespräch an. »Sof. Wie geht es dir?« Er zog die Augenbrauen hoch und sah zu seiner Großmutter hinüber. Auch Antonia schien überrascht.
    Es musste seine Schwester Sofie sein, die Einzige in seiner Familie, die ihre Lebensgeschichte nicht groß und breit erzählt hatte – obwohl die eine Sache, die sie Rese anvertraut hatte, sie noch immer verfolgte.
    »Ja, klar«, sagte Lance. »Ich rufe dich zurück.« Er beendete das Gespräch und drehte sich um. »Was hältst du davon, wenn Sofie herkommt?«
    »Zu Besuch?«
    »Vielleicht bleibt sie auch ein bisschen länger.«
    Bleiben. Zusätzlich zu ihm und seiner Großmutter, Star und Mom und einer Mutter mit Kind, die noch ein Teenager war. Sie hatte gedacht, sie würde eine Pension führen! Und sie hatte gedacht, sie hätte das auch so kommuniziert. Aber es spielte keine Rolle, was sie dachte. Lance fand immer einen Weg.
    »Studiert sie nicht?« Soviel sie wusste, schrieb sie gerade an ihrer Promotion. Sofie schien genauso zielstrebig zu sein wie sie selbst. Das konnte sie unmöglich aufgeben wollen.
    »Ihr Dissertationsthema ist angenommen worden. Sie könnte hier bei uns schreiben und für das Kolloquium zurückgehen.«
    »Oh.« Rese rieb sich die Schläfen und ging in Gedanken die Zimmer durch. Mom im Rosenzimmer, Maria und das Baby im Jasminzimmer. Ihre eigene Suite war im Erdgeschoss neben der Küche. Da Lance und seine Großmutter im Kutscherhaus waren, blieb das Meereszimmer für Sofie. Oder Sofie konnte sich ein Zimmer mit Antonia teilen, wie sie es in der
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