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Das Echo der Vergangenheit

Das Echo der Vergangenheit

Titel: Das Echo der Vergangenheit
Autoren: Kristen Heitzmann
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Weißglut brachte und gleichzeitig völlig faszinierte, die selbst jetzt an seiner Ernsthaftigkeit zweifelte, an seiner Treue. Er zog sie näher zu sich, berührte mit dem Finger sanft ihr Kinn und hob ihr Gesicht zu ihm auf. Obwohl er es eigentlich besser wissen sollte, konnte er der magnetischen Anziehungskraft ihres Mundes nicht widerstehen.
    Ihre Lippen öffneten sich. »Ich hoffe, du verbrennst die Frittata nicht.«
    Mit einem Ruck war er wieder in der Realität. Er hatte es mit Rese zu tun, und wenn er glaubte, er würde so leicht davonkommen, dann gute Nacht.
    »Ist mir jemals etwas verbrannt?« Abgesehen von den Brücken, die er immer wieder hinter sich abriss.
    »Jetzt wäre kein guter Zeitpunkt, damit anzufangen.«
    Er verschränkte seine Finger mit ihren. »Das werde ich nicht.«
    Sie hob die Hand und berührte die Tränen auf seinen Wangen. Der sanfte Wind hatte sie beinahe getrocknet, aber nicht ganz. Er war sich nicht sicher, woher die Tränen gekommen waren und warum. Er hatte sie erst gar nicht bemerkt. Früher hätte er eine Ausrede gesucht. Aber jetzt …
    »Lance, gestern Abend … die Geburt des Babys ...«
    Sein Blick glitt über den Garten.
    »Es ist immer ein Wunder.« Zu erhaben, wie der Psalmist sagte. Doch er brauchte etwas Reales. »Drehen wir eine Runde mit der Harley.«
    »Jetzt?«
    »Star kann die Truppen füttern.«
    Sie seufzte. »Lance …«
    »Nur eine kleine Runde.« Er brauchte die Straße, die Geschwindigkeit, die Entfernung. Er brauchte Rese, aber das sagte er nicht. »Baxter kann Anstandswauwau spielen.«
    Als er seinen Namen hörte, kam der Spaniel-Retriever-Mischling angetrottet und stupste ihre verschränkten Finger mit der Nase an.
    »Das wäre Tierquälerei.«
    Er kraulte den Kopf des Hundes. »Lassen wir ihn entscheiden.«
    Rese schnaubte verächtlich. »Als hätte er einen freien Willen, was dich betrifft. Als hätte irgendjemand den.«
    Star kam durch die Tür, ihr Kopf ein weißblonder Blizzard nach dem Kahlschlag, den sie ihrem Haar in der Bronx verpasst hatte, weil sie mit Drogen vollgepumpt gewesen war. Er wusste nicht, wer sie gefangen gehalten und ihr den Cocktail verabreicht hatte, der Spuren auf ihren dünnen Ärmchen hinterlassen hatte, aber er konnte die Heilung sehen, die hier in Reses Villa in Sonoma vonstatten ging. Nicht von heute auf morgen, aber er hoffte und betete, dass es eine echte und andauernde Heilung sein möge.
    Nachdenklich fuhr sie sich mit dem Unterarm über die Stirn und fragte: »Ist das Frühstück fertig?«
    »Fast.« Er erwartete nicht mehr von sich, die Probleme der Welt lösen zu können, sondern er wollte nur sein Stück davon verbessern, wenn er konnte, und jeden Tag überstehen, ohne allzu große Fehler zu machen.
    Rese machte einen Schritt auf das Haus zu. »Komm rein, Lance.«

    * * *

    In der Wärme der großen Steinküche betrachtete Rese das Neugeborene, das noch immer keinen Namen hatte. Von seinen struppigen schwarzen Haaren bis zu seinen eingewickelten Beinchen lag Marias Baby auf Lance’ Unterarm und verströmte ein süßliches, hefeartiges Aroma. Der Kleine hatte das flache, quadratische Gesicht und die niedrige Stirn seiner Mutter und seine kleinen dunklen Augen blickten zu Lance auf, als kenne der alle Antworten der Welt.
    Maria, die nach der nächtlichen Geburt völlig ausgehungert war, verschlang ihre Mahlzeit, als würde sie nie wieder eine bekommen. Lance sagte ihr nicht, dass niemand ihr die Essensmarken wegnehmen würde. Offenbar genoss er den Enthusiasmus, mit dem sie sein Essen förmlich in sich reinschaufelte.
    Antonia strahlte das Baby auf Lance’ Arm an und flötete: »So ein guter, starker Junge.«
    Woher wollte sie das wissen, wo das Baby doch nichts tat, als Lance anzustarren? Hinter ihnen stellte Star einen mit Essen gefüllten Teller auf ein Tablett, dazu ein Glas Saft und einen Latte Macchiato. Kam Mom nicht nach unten?
    Dies war wohl kaum die unkomplizierte Umgebung, die Rese sich vorgestellt hatte, als sie ihre Mutter aus der psychiatrischen Klinik nach Hause geholt hatte, aber es war nicht gut für sie, wenn sie sich von der realen Welt abschottete. Sie sollte besser nach ihr sehen. »Ich bringe es ihr rauf.«
    »Ist schon gut.« Star nahm das Tablett. Irgendwie war sie zu Moms Hauptbetreuerin geworden; Star, die früher geglaubt hatte, eine tote Mutter sei besser, als ihre eigene so selbstsüchtige es gewesen war. Natürlich war Mom nicht tot gewesen. Das war nur die Lüge, die man der Tochter
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