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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht
Autoren: Tom Clancy
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andere mögliche Probleme?« fragte Jack.
    Pater Tim lachte. »Der Wiener Kongreß! Jack, wie konnten Sie den vergessen?«
    »Wie bitte?« platzte Alden gereizt heraus.
    »1815, das weiß doch jedes Kind. Bei der Neuordnung Europas nach den Napoleonischen Kriegen mußten sich die Schweizer verpflichten, nie mehr Söldner in andere Länder zu senden. Aber da finden wir bestimmt einen Ausweg. Darf ich das einmal kurz darlegen, Dr. Alden? Die Leibwache des Papstes besteht aus Schweizern, so wie früher die des Königs von Frankreich, die dann beim Ausbruch der Revolution getötet wurde. Einem ähnlichen Schicksal entkam die päpstliche Garde einmal nur knapp, aber sie konnte sich so lange verteidigen, bis eine kleine Abordnung den Heiligen Vater im abgelegenen Castel Gandolfo in Sicherheit bringen konnte. Söldner waren der wichtigste Exportartikel der Schweiz und weithin gefürchtet. Die Rolle der Schweizergarde im Vatikan ist inzwischen vorwiegend repräsentativ, war aber früher durchaus stark militärisch. Wie auch immer, Schweizer Söldner hatten einen so abschreckenden Ruf, daß der Wiener Kongreß die Schweiz zu der Verpflichtung zwang, ihre Soldaten nur im eigenen Land und im Vatikan einzusetzen. Dies ist, wie ich sagte, aber nur ein Randproblem. Die Schweiz beteiligt sich bestimmt mit Begeisterung an diesem Projekt, das ihrem Prestige in einer Region, wo viel Geld steckt, nur förderlich sein kann.«
    »Sicher«, merkte Jack an. »Besonders, wenn wir das Material stellen – Panzer M-1, Bradley-Schützenpanzer, Elektronik für die Kommunikation ...«
    »Jack, das kann doch nicht Ihr Ernst sein«, sagte Riley.
    »Doch, Pater. Allein aus psychologischen Gründen muß die Truppe schwere Waffen haben. Man muß demonstrieren, daß man es ernst meint. Ist das erst einmal geschehen, kann der Rest der Schweizergarde in seiner Designerkleidung von Michelangelo und bewaffnet mit Hellebarden herumstolzieren und in die Kameras der Touristen grinsen. Aber im Nahen Osten muß man schweres Kaliber auffahren.«
    Das sah Riley ein. »Gentlemen, mir gefällt die Eleganz des Konzepts, weil es an das Edle im Menschen appelliert. Alle Beteiligten behaupten, an einen Gott zu glauben, wenngleich unter verschiedenen Namen. Jerusalem, die Stadt Gottes..., hm, das ist der Schlüssel. Bis wann brauchen Sie eine Antwort?«
    »Sehr dringend ist es nicht«, antwortete Alden. Riley verstand: Das Weiße Haus war an der Sache interessiert, aber es gab keinen Grund zur Eile. Andererseits sollte sie auch nicht zuunterst in einem Aktenstoß landen. Es handelte sich eher um eine Anfrage über informelle Kanäle, die zügig und diskret zu erledigen war.
    »Nun, der Vorgang muß die Bürokratie passieren, und der Vatikan hat die älteste Verwaltung der Welt.«
    »Aus diesem Grund haben wir uns an Sie gewandt«, meinte Ryan. »Ihr General kann diese Sesselfurzer bestimmt umgehen.«
    »Aber Jack! So spricht man doch nicht von den Fürsten der Kirche!« Riley platzte fast vor Lachen.
    »Vergessen Sie nicht, ich bin Katholik und verstehe das.«
    »Ich nehme Verbindung auf«, sagte Riley. Noch heute, versprach sein Blick.
    »Aber diskret«, betonte Alden.
    »Diskret«, stimmte Riley zu.
    Zehn Minuten später war Pater Timothy Riley auf der kurzen Rückfahrt zu seiner Dienststelle in Georgetown schon in Gedanken mit dem Vorschlag beschäftigt. Ryan hatte Pater Rileys Kontakte und ihre Bedeutung richtig eingeschätzt. Der Pater faßte sein Schreiben in attischem Griechisch ab, der Philosophensprache, derer sich außer Plato und Aristoteles nie mehr als 50000 Menschen bedient hatten. Er hatte sie beim Studium am Woodstock Seminar gelernt. Er schloß die Tür zu seinem Arbeitszimmer, wies seinen Sekretär an, keine Gespräche durchzustellen, und schaltete seinen Computer ein. Zuerst lud er ein Programm, das die Verwendung des griechischen Alphabets ermöglichte. Riley hatte seine Maschinenschreibkünste dank Sekretär und Computer so gründlich verlernt, daß er für das Dokument – neun zweizeilig beschriebene Seiten – über eine Stunde brauchte. Dann zog er eine Schreibtischschublade auf und gab die Kombination für den in einem Aktenschrank versteckten kleinen, aber sicheren Safe ein. Hier lag, wie Ryan schon lange vermutete, ein Chiffrenbuch, in mühseliger Arbeit handschriftlich erstellt von einem jungen Priester aus dem Stab des Ordensgenerals.
    Riley mußte lachen; normalerweise brachte man Geheimcodes nicht mit der Priesterschaft in
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