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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht
Autoren: Tom Clancy
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Verbindung. Als Admiral Chester Nimitz 1944 dem Generalvikar der US-Streitkräfte, John Kardinal Spellman, die Ernennung eines neuen Bischofs für die Marianen nahelegte, holte der Geistliche ein Chiffrenbuch hervor und gab über das Fernmeldenetz der US-Marine die entsprechenden Anweisungen. Wie jede andere Organisation brauchte auch die katholische Kirche gelegentlich eine sichere Nachrichtenverbindung; der Chiffrierdienst des Vatikans existierte schon seit Jahrhunderten. Im vorliegenden Fall war der Schlüssel ein langes Zitat aus einem Diskurs von Aristoteles mit sieben fehlenden und vier auf groteske Weise falsch geschriebenen Wörtern. Ein Chiffrierprogramm erledigte den Rest. Nun mußte er eine neue Kopie ausdrucken. Anschließend schaltete er den Computer ab und löschte so das Kommuniqué. Der Ausdruck ging per Fax an den Vatikan und kam anschließend in den Reißwolf. Die ganze mühselige Aktion hatte drei Stunden gedauert, und als Riley seinem Sekretär mitteilte, er sei wieder fürs Tagesgeschäft verfügbar, wußte er, daß er bis tief in die Nacht würde arbeiten müssen. Im Gegensatz zu normalen Geschäftsleuten fluchte er aber deswegen nicht.
     
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Leary leise und schaute durchs Fernglas.
    »Mir auch nicht«, stimmte Paulson zu. Er hatte durch sein Zielfernrohr mit zehnfacher Vergrößerung zwar ein engeres Gesichtsfeld, sah aber mehr Details. Nach dem Subjekt fahndete das FBI schon seit über zehn Jahren. Der Mann, dem der Mord an zwei FBI-Agenten und einem Vollzugsbeamten zur Last gelegt wurde, John Russell (alias Richard Burton, alias Red Bear), war in einer Organisation untergetaucht, die sich »Warrior Society« nannte, die Gesellschaft der Sioux-Krieger. Viel von einem Stammeskrieger hatte John Russell indes nicht. Er war in Minnesota geboren, weit vom Sioux-Reservat entfernt, und als kleiner Krimineller im Gefängnis gelandet. Dort hatte er seine ethnische Herkunft entdeckt und sich sein verdrehtes Bild vom amerikanischen Ureinwohner zurechtgezimmert – das Paulson eher an Bakunin als an den Indianerhäuptling Cochise erinnerte. Russell hatte drei terroristische Akte begangen, bei denen drei Bundesbeamte umkamen. Dann war er abgetaucht. Früher oder später aber macht jeder Flüchtige einen Fehler, und diesmal war John Russell an der Reihe. Die »Warrior Society« finanzierte sich mit Drogenschmuggel nach Kanada, und ein FBI-Informant hatte von dem riskanten Unternehmen Wind bekommen.
    Sie waren in den gespenstischen Ruinen eines Bauerndorfes sechs Meilen von der kanadischen Grenze entfernt. Das Geiselrettungsteam des FBI, für das es wie üblich keine Geiseln zu retten gab, fungierte als Antiterroreinheit der Behörde. Die zehn Mann des Trupps, angeführt von Dennis Black, unterstanden der administrativen Kontrolle des örtlich zuständigen FBI-Agenten, genannt SAC, und genau an diesem Punkt war es bei der Behörde mit der sonst üblichen Perfektion gründlich vorbei. Der lokale SAC hatte einen komplizierten Plan für einen Hinterhalt ausgeklügelt, der allerdings schon übel begonnen und dann fast in einer Katastrophe geendet hatte: Drei Agenten lagen nach Verkehrsunfällen im Krankenhaus, zwei andere hatten schwere Schußverletzungen erlitten. Im Gegenzug war ein Subjekt mit Sicherheit getötet und ein zweites vermutlich verwundet worden. Die anderen drei oder vier – auch da war man nicht ganz sicher – hatten sich in einem ehemaligen Motel verbarrikadiert. Fest stand jedenfalls, daß entweder in der alten Herberge die Amtsleitung noch funktionierte oder, was wahrscheinlicher war, die Subjekte über ein Funktelefon die Medien verständigt hatten. Das Resultat war eine Riesenkonfusion, die einem Trupp Zirkusclowns alle Ehre gemacht hätte. Der SAC bemühte sich, den Rest seines professionellen Rufes zu retten, indem er die Medien zu seinen Gunsten manipulierte. Nur wußte er noch nicht, daß mit Fernsehteams aus Denver oder Chicago nicht so leicht umzuspringen war wie mit jungen Lokalreportern. Die Profis ließen sich nicht an der Nase herumführen.
    »Dem Kerl reißt Bill Shaw morgen den Arsch auf«, merkte Lcary leise an.
    »Damit ist uns auch nicht geholfen«, versetzte Paulson.
    »Was gibt’s?« fragte Black über den gesicherten Funkkanal.
    »Bewegung, aber keine Identifizierung«, antwortete Leary. »Schlechtes Licht. Die Kerle mögen blöd sein, aber verrückt sind sie nicht.«
    »Die Subjekte haben einen TV-Reporter mit Kamera verlangt, und der
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