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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht
Autoren: Tom Clancy
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SAC hat zugestimmt.«
    »Dennis, Sie haben doch nicht etwa ...?« Paulson fiel fast das Fernrohr aus der Hand.
    »Doch«, erwiderte Black. »Der SAC sagt, er hat hier den Befehl.« Der Verhandlungsexperte des FBI, ein erfahrener Psychiater, sollte erst in zwei Stunden eintreffen, und der SAC wollte für die Abendnachrichten etwas zu bieten haben. Black wäre dem Mann am liebsten an die Kehle gesprungen, aber das ging natürlich nicht.
    »Ich kann ihn nicht wegen Unfähigkeit festnehmen«, sagte Leary mit der Hand überm Mikrofon. Das einzige, was den Kerlen noch fehlt, ist eine Geisel, fügte er in Gedanken hinzu. Liefern wir ihnen ruhig eine, dann kriegt unser Psychiater wenigstens etwas zu tun.
    »Die Lage, Dennis?« fragte Paulson.
    »Auf meine Befehle hin sind die Eingreifrichtlinien in Kraft«, erwiderte Dennis Black. »Es kommt eine Reporterin, 28, blond, blaue Augen, etwa einsfünfundsechzig; begleitet von einem Kameramann, farbig, etwa einsneunzig. Ich habe ihm Anweisungen gegeben, wie er sich annähern soll. Der Mann hat Köpfchen und spielt mit.«
    »Roger, Dennis.«
    »Seit wann sind Sie an der Waffe, Paulson?« fragte Black noch. Laut Dienstvorschrift durfte ein Scharfschütze bei voller Alarmbereitschaft nur 30 Minuten an der Waffe bleiben; danach tauschten Beobachter und Schütze die Positionen. Offenbar war Black der Ansicht, daß irgend jemand sich an die Vorschriften halten mußte.
    »Seit 15 Minuten, Dennis, alles klar... Ah, da kommt das Fernsehen.«
    Sie lagen nur 115 Meter vom Eingang des Motels entfernt in Stellung. Die Sicht war schlecht. In 90 Minuten ging die Sonne unter. Ein stürmischer Tag; ein heißer Südwestwind fegte über die Prärie. Die Augen brannten vom Staub. Am schlimmsten war, daß die Querböen eine Geschwindigkeit von über 60 Stundenkilometern erreichten und damit sein Geschoß um bis zu 20 Zentimeter ablenken konnten.
    »Team steht bereit«, verkündete Black. »Ermächtigung zum Eingreifen ist gerade gegeben worden.«
    »Ein totales Arschloch ist er also nicht«, erwiderte Leary über Funk. Er war so aufgebracht, daß es ihm gleich war, ob der SAC nun mithörte oder nicht. Wahrscheinlich bepißt er sich gerade wieder, dachte er.
    Scharfschütze und Beobachter trugen Tarnanzüge und hatten zwei Stunden gebraucht, um ihre Positionen einzunehmen; nun verschmolzen sie mit den knorrigen Bäumen und dem struppigen Präriegras. Leary beobachtete, wie sich das Fernsehteam dem Motel näherte. Die Frau ist hübsch, dachte er, aber ihre Frisur und ihr Make-up haben unter dem scharfen trockenen Wind gelitten. Der Kameramann hätte bei den Vikings Verteidiger sein können und war vielleicht schnell und zäh genug, um Tony Wills, dem sensationellen neuen Halfback, einen Angriffskorridor freizumachen. Leary verdrängte den Gedanken.
    »Der Kameramann trägt eine kugelsichere Weste. Die Frau nicht.« Schwachsinn, dachte Leary. Dennis muß ihr doch gesagt haben, was das für Kerle sind.
    »Dennis sagt, der Mann sei gewitzt.« Paulson richtete sein Gewehr auf das Gebäude. »Bewegung an der Tür!«
    »Passen wir alle auf«, murmelte Leary.
    »Subjekt 1 in Sicht«, verkündete Paulson. »Russell kommt raus. Scharfschütze 1 hat Ziel erfaßt.«
    »Hab’ ihn!« meldeten drei andere Stimmen gleichzeitig.
    John Russell war ein Hüne – einssechsundneunzig, gut 110 Kilo schwer –, ein ehemaliger Athlet, der nun verfettete. Sein Oberkörper war nackt; er trug Jeans, und ein Stirnband hielt sein langes schwarzes Haar. Auf der Brust hatte er Tätowierungen, einige vom Fachmann, die meisten aber im Gefängnis mit Kopierstift und Spucke angefertigt. Er war ein Typ von der Sorte, der die Polizei lieber bewaffnet entgegentritt. Die lässige Arroganz seiner Bewegungen verriet seine Verachtung für Regeln und Gesetze.
    »Subjekt 1 trägt einen großen schwarzen Revolver«, meldete Leary dem Rest des Teams. Smith & Wesson? spekulierte er. »Äh, Dennis ..., hier kommt mir was komisch vor.«
    »Was?« fragte Black sofort.
    »Mike hat recht«, sagte Paulson dann, der sich Russells Gesicht durchs Zielfernrohr genau ansah. »Der steht unter Drogen, Dennis, der hat was drin. Rufen Sie das TV-Team zurück!« Aber dafür war es zu spät.
    Paulson hielt Russells Kopf im Fadenkreuz. Für ihn war Russell nun kein Mensch mehr, sondern ein Subjekt, ein Ziel. Wenigstens war der SAC vernünftig genug gewesen, dem Team begrenzte Erlaubnis zum Eingreifen zu geben, so daß sein Leiter für den Fall, daß etwas
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