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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht
Autoren: Tom Clancy
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Doch dann wurde Ryans Gesicht ausdruckslos. Arnie kannte ihn nicht gut genug, um diese Miene zu deuten. »Moment mal ...«
    Der Stabschef lachte in sich hinein. Ein Besuch beim Papst konnte dem Präsidenten nicht schaden und kam bei den Wählern immer gut an. Anschließend konnte er dann bei einem öffentlichen Essen mit Vertretern von B’nai B’rith, der jüdischen Loge, demonstrieren, daß er ein Herz für alle Religionen hatte. In Wirklichkeit ging der Präsident jetzt, da seine Kinder erwachsen waren, nur noch zur Schau in die Kirche. Und das war ein amüsanter Aspekt: Die Sowjets kehrten auf ihrer Suche nach gesellschaftlichen Werten zur Religion zurück, von der sich die amerikanische Linke schon seit langem abgewandt hatte. Van Damm war ursprünglich ein überzeugter Linker gewesen, aber 25 Jahre praktische Regierungsarbeit hatten ihn eines Besseren belehrt. Inzwischen mißtraute er Ideologen beider Flügel aus Überzeugung. Als Pragmatiker suchte er nach Lösungen, die den Vorteil hatten, tatsächlich zu funktionieren. Sein politischer Tagtraum hatte ihn vom Thema abgelenkt.
    »Haben Sie etwas im Sinn, Jack?« fragte Alden.
    »Nun, wir gehören doch alle Offenbarungsreligionen an, nicht wahr, und haben heilige Schriften.« Vor Jacks innerem Auge tauchte eine Idee auf.
    »Und?«
    »Und der Vatikan ist ein richtiger Staat mit diplomatischem Status, aber ohne Militär... nun ja, die Schweizergarde... Die Schweiz ist neutral und noch nicht einmal UN-Mitglied. Dort legen die Araber ihr Geld an, dort amüsieren sie sich... Hm, ich frage mich, ob er da mitmachen würde...« Ryans Miene wurde wieder ausdruckslos, doch plötzlich sah van Damm seine Augen aufleuchten: Ihm mußte etwas eingefallen sein. Er fand es immer faszinierend, so einen Geistesblitz mitzuerleben, zog es aber vor, zu wissen, worum es ging.
    »Wie bitte? Wer soll bei was mitmachen?« fragte der Stabschef etwas gereizt. Alden wartete einfach ab.
    Ryan erläuterte.
    »Es wird doch hauptsächlich um die heiligen Stätten gestritten, nicht wahr? Ich könnte mal mit Leuten in Langley reden. Wir haben einen guten Draht ...«
    Van Damm lehnte sich zurück. »Was sind das für Kontakte? Sollen wir mit dem Nuntius sprechen?«
    Ryan schüttelte den Kopf. »Der Nuntius, Kardinal Giancetti, ist ein netter alter Herr, der aber nur repräsentiert. Sie sind schon lange genug hier und wissen das, Arnie. Wer mit jemandem sprechen will, der sich auskennt, wendet sich an Pater Riley in Georgetown. Er war mein Doktorvater, und wir verstehen uns gut. Riley hat einen direkten Draht zum General.«
    »Und wer ist das?«
    »Das Oberhaupt der Gesellschaft Jesu, Francisco Alcalde SJ, ein Spanier. Er lehrte zusammen mit Pater Tim Riley an der Universität San Giovanni Bellarmine in Rom. Beide sind Historiker, und Pater Tim ist der inoffizielle Vertreter des Ordens hier. Haben Sie ihn nie kennengelernt?«
    »Nein. Ist er die Mühe wert?«
    »Aber sicher. Riley ist einer der besten Lehrer, die ich je hatte, und kennt Washington wie seine Westentasche. Er hat auch vorzügliche Kontakte beim Home Office.« Ryan grinste, aber van Damm verstand den Witz nicht.
    »Könnten Sie ein diskretes Mittagessen arrangieren?« fragte Alden. »Nicht hier, sondern irgendwo anders?«
    »Ich schlage den Cosmos Club in Georgetown vor. Pater Tim ist dort Mitglied. Der Universitätsclub ist günstiger gelegen, aber...«
    »Schon gut. Ist er verschwiegen?«
    »Kann ein Jesuit ein Geheimnis wahren?« Ryan lachte. »Sie sind bestimmt kein Katholik.«
    »Wie schnell ließe sich das einrichten?«
    »Wäre Ihnen morgen oder übermorgen recht?«
    »Und seine Loyalität?« fragte van Damm aus heiterem Himmel.
    »Pater Tim ist US-Staatsbürger, und er ist bestimmt kein Sicherheitsrisiko. Andererseits ist er Priester und hat einen Eid geschworen, der ihn einer Autorität verpflichtet, die für ihn über der Verfassung steht. Sie können sich darauf verlassen, daß der Mann seinen Verpflichtungen nachkommt, aber vergessen Sie, welcher Art diese sind«, warnte Ryan. »Herumkommandieren kann man ihn auch nicht.«
    »Arrangieren Sie das Essen. Riley klingt ganz nach einem Mann, dem ich begegnen sollte. Richten Sie ihm aus, ich wollte nur seine Bekanntschaft machen«, meinte Alden. »Morgen und übermorgen bin ich um die Mittagszeit frei.«
    »Wird gemacht, Sir.« Ryan stand auf.
     
    Der Cosmos Club befindet sich in einem herrschaftlichen Haus, das einmal dem Diplomaten Sumner Welles gehört hatte. In Jacks
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