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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht
Autoren: Tom Clancy
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sollte. Eine nicht scharfgemachte Atombombe, die sich von dem auseinanderbrechenden Kampfflugzeug gelöst hattte, war weiter nach Osten geflogen. Weit von den Trümmern der Skyhawk entfernt, hatte sie sich direkt neben dem Hof eines Drusen in den Boden gebohrt. Drei Tage später bemerkten die Israelis das Fehlen der Bombe, und sie waren erst nach dem Ende des Oktoberkrieges in der Lage, die einzelnen Umstände dieses Verlustes zu rekonstruieren. Die sonst so findigen Israelis standen vor einem unlösbaren Problem. Die Bombe mußte irgendwo hinter den syrischen Linien liegen – aber wo? Welche der vier Maschinen hatte sie getragen? Bei den Syrern Erkundigungen einzuziehen kam nicht in Frage. Und konnte man den Amerikanern reinen Wein einschenken, bei denen man sich das »spezielle Nuklearmaterial« so geschickt und diskret, daß man jederzeit seinen Besitz dementieren konnte, beschafft hatte?
    So blieb die Bombe liegen, ohne daß jemand von ihr wußte – bis auf den Drusen, der sie mit Erde bedeckte und weiter sein steiniges Feld bestellte.

1
Die längste Reise
    Arnold van Damm lümmelte sich in seinem Drehsessel mit der Eleganz einer in die Ecke geworfenen Stoffpuppe. Jack hatte ihn nie ein Jackett tragen sehen außer in Gegenwart des Präsidenten, und selbst dann nicht immer. Bei formellen Anlässen fragte sich Ryan, ob Arnie den bewaffneten Agenten des Secret Service an seiner Seite überhaupt brauchte. Die Krawatte hing lose unterm aufgeknöpften Kragen; ob die jemals fest geschlungen gewesen war? dachte Ryan. Die blauen Hemden aus dem Sportversandhaus L. L. Bean waren grundsätzlich aufgekrempelt und an den Ellbogen schmuddelig, weil van Damm sich beim Aktenstudium auf seinen unaufgeräumten Schreibtisch stützte. Van Damm war knapp 50, hatte schütteres Haar und ein verknittertes Gesicht, das an eine alte Landkarte erinnerte, aber seine blaßblauen Augen blickten hellwach, und seinem scharfen Geist entging nichts. Das waren die Qualitäten, die man vom Stabschef der Präsidenten erwartet.
    Er goß Diät-Coke in einen großen Becher, der auf der einen Seite das Emblem des Weißen Hauses und auf der anderen seinen Namen trug, und musterte den stellvertretenden Direktor der CIA, kurz DDCI, mit einem Gemisch aus Sympathie und Argwohn. »Durst?«
    »Ich könnte ein richtiges Coke vertragen«, versetzte Jack grinsend. Van Damms linke Hand verschwand, und dann schleuderte er eine rote Aluminiumdose hinüber, die Ryan knapp über seinem Schoß schnappte. Die Erschütterungen machten das Öffnen riskant, und Ryan hielt die Dose beim Aufreißen demonstrativ auf van Damm gerichtet. Ob man den Mann nun mag oder nicht, dachte Ryan, Stil hat er, und der Posten ist ihm nicht zu Kopf gestiegen. Den wichtigen Mann kehrt er nur heraus, wenn es sein muß, und vor Außenstehenden. Bei Insidern spart er sich das Theater.
    »Der Chef will wissen, was da drüben los ist«, begann der Stabschef.
    »Ich auch.« Charles Alden, der Sicherheitsberater des Präsidenten, betrat den Raum. »Entschuldigen Sie die Verspätung, Arnie.«
    »Das würde uns ebenfalls interessieren«, erwiderte Jack. »Und zwar schon seit zwei Jahren. Wollen Sie unseren besten Vorschlag hören?«
    »Klar«, meinte Alden.
    »Wenn Sie wieder mal in Moskau sind, halten Sie nach einem großen weißen Kaninchen mit Weste und Taschenuhr Ausschau. Und wenn es Sie in seinen Bau einlädt, nehmen Sie an und erzählen mir dann, was Sie tief unten vorgefunden haben«, sagte Ryan in gespieltem Ernst. »Bitte, ich bin kein rechter Ultra, der nach der Rückkehr des Kalten Krieges jammert, aber damals waren die Russen wenigstens berechenbar. Inzwischen geht es im Kreml so zu wie bei uns
    vollkommen chaotisch. Komisch, ich verstehe erst jetzt, welche Kopfschmerzen wir dem KGB bereitet haben. Die politische Dynamik dort drüben ändert sich von Tag zu Tag. Narmonow mag der trickreichste Ränkeschmied der Welt sein, aber jedesmal, wenn er zur Arbeit geht, hat er eine neue Krise zu bewältigen.«
    »Was für ein Mensch ist er eigentlich?« fragte van Damm. »Sie kennen ihn doch.« Alden hatte Narmonow getroffen, van Damm aber noch nicht.
    »Ich bin ihm nur einmal begegnet«, dämpfte Ryan.
    Alden machte es sich in einem Sessel bequem. »Moment, Jack, ich habe Ihre Personalakte gesehen, und der Chef auch. Ich hätte es fast geschafft, ihm Respekt vor Ihnen einzuflößen. Zwei Intelligence Stars, für die Geschichte mit dem U-Boot und für den Fall Gerasimow. Sie sind ein stilles
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