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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht
Autoren: Tom Clancy
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daß er weiter Waffen in die Region schleust – ich halte das zwar für unwahrscheinlich, kann mich jedoch nicht festlegen –, aber er wird einen arabischen Angriff auf Israel lediglich unterstützen und selbst keine Schiffe umdirigieren oder Truppen in Alarmbereitschaft versetzen. Ich bezweifle sogar, daß er säbelrasselnden Arabern den Rücken stärken wird. Andrej Il’itsch sagt, sowjetische Waffen seien für die Verteidigung bestimmt, und das glaube ich ihm auch – trotz der Hinweise, die wir von den Israelis erhalten.«
    »Steht das fest?« fragte Alden. »Das Außenministerium sagt etwas anderes.«
    »Das Außenministerium irrt«, gab Ryan fest zurück.
    »Dann liegt Ihr Chef aber auch falsch«, betonte van Damm.
    »In diesem Fall, Sir, muß ich bei allem Respekt anderer Auffassung sein als der Direktor.«
    Alden nickte. »Jetzt verstehe ich, warum Trent Sie mag: Sie reden nicht wie ein Bürokrat. Wie konnten Sie sich als Mann, der sagt, was er denkt, so lange halten?«
    »Vielleicht bin ich bloß ein Aushängeschild.« Ryan lachte und wurde dann ernst. »Bitte denken Sie darüber nach. Narmonow hat mit seinem Vielvölkerstaat so viel zu tun, daß eine aggressive Außenpolitik ebenso viele Gefahren wie Vorteile bergen würde. Nein, er verkauft lediglich Waffen gegen harte Währung, und auch nur dann, wenn die Luft rein ist. Das ist ein Geschäft und weiter nichts.«
    »Wenn wir also eine friedliche Lösung finden ...?« meinte Alden versonnen.
    »Finden wir vielleicht sogar Narmonows Unterstützung«, ergänzte Ryan. »Schlimmstenfalls bleibt er im Hintergrund und murrt, weil er nicht mitmischen kann. Aber sagen Sie, wie wollen Sie im Nahen Osten Frieden schaffen?«
    »Mit Druck auf Israel«, versetzte van Damm schlicht.
    »Das halte ich aus zwei Gründen für unklug. Erstens ist es falsch, Israel unter Druck zu setzen, bevor seine Bedenken über die Sicherheit ausgeräumt sind, und dazu kann es erst kommen, wenn die Grundfragen gelöst sind.«
    »Wie zum Beispiel ...?«
    »Der Kernpunkt des Konflikts.« Die Sache, die alle übersehen, fügte Ryan in Gedanken hinzu.
    »Klar, es geht um die Religion, aber diese Narren glauben doch im Grunde an dieselben Dinge!« grollte van Damm. »Letzten Monat habe ich in den Koran geschaut und alles gefunden, was wir in der Sonntagsschule beigebracht bekamen.«
    »Wohl wahr«, stimmte Ryan zu. »Für Katholiken und Protestanten ist Christus ja auch der Sohn Gottes, was sie aber nicht davon abhält, sich in Nordirland gegenseitig abzuschlachten. Nirgendwo ist ein Jude sicherer als in Ulster. Dort sind die Christen miteinander so beschäftigt, daß sie für Antisemitismus gar keine Zeit haben. Arnie, für Nordirland und Nahost gilt eine Maxime: Ganz gleich, wie gering uns die religiösen Differenzen vorkommen mögen, für die Betroffenen sind sie ein Motiv zum Töten. Und dieser Unterschied muß für uns ausschlaggebend sein.«
    »Hm, das stimmt wohl«, gestand der Stabschef widerwillig. Er dachte kurz nach. »Haben Sie Jerusalem im Sinn?«
    »Genau.« Ryan trank sein Coke aus und pfefferte die Dose in van Damms Papierkorb. »Drei Religionen ist die Stadt heilig, beherrscht aber wird sie nur von einer, die mit einer der beiden anderen im Streit liegt. Angesichts der explosiven Lage in dieser Region könnte man sich für die Stationierung einer Friedensstreitmacht aussprechen – aber welcher? Denken Sie nur an die Zusammenstöße mit islamischen Fanatikern in Mekka. Arabische Friedenstruppen in Jerusalem würden die Sicherheit Israels bedrohen. Spricht man sich für den Status quo aus, also nur israelische Streitkräfte, nehmen die Araber Anstoß. Die UNO können wir gleich vergessen. Israel hätte Einwände, weil die Juden in diesem Forum nicht sehr beliebt sind. Die Araber würden sich an den vielen Christen in einer Friedenstruppe stoßen. Und uns gefiele die Sache auch nicht, weil man uns bei der UNO nicht gerade liebt. Der einzig verfügbaren internationalen Organisation mißtrauen alle Beteiligten. Eine Pattsituation.«
    »Dem Präsidenten liegt viel an dieser Initiative«, betonte der Stabschef. Offenbar wollte die Administration den Eindruck erwecken, daß etwas getan wurde.
    »Dann soll er halt den Papst um Vermittlung bitten, wenn er ihn wieder mal sieht.« Ryans respektloses Grinsen erstarrte für einen Augenblick. Van Damm glaubte, daß er innehielt, weil er nichts Despckticrliches über den Präsidenten, gegen den er eine Abneigung hatte, sagen wollte.
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