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Das Dunkle

Das Dunkle

Titel: Das Dunkle
Autoren: Scott Westerfeld
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sich das Genörgel von dem Alten anhören, wenn er loswetterte und das Haus ein paar Stunden lang auf den Kopf stellte. Was sowieso ständig passierte, wenn er seine Schlüssel verlegt hatte.
    Sinnlos, hier im Dunkeln herumzusitzen, beschloss Dess.
    Sie wusste schon, was sie tun musste. Ihre Träume hatten ihr gezeigt, was sie brauchte.
    Bei diesem Gedanken hielt Dess jedoch einen Moment inne.
    Warum hatte sie von dem Global Positioning System geträumt, obwohl ihr Hirn im Wachzustand nichts davon wusste, dass ihr Vater eins von den Dingern besaß? Das durfte man nicht außer Acht lassen.
    Aber inzwischen …
    Sie umschloss das Gerät mit der Hand und flüsterte:
    „Meins.“

corioliskraft
    9.45 Uhr morgens
4
    „Morgen, Beth.“
    „Was soll an dem gut sein?“
    Jessica stellte sich vor ihre kleine Schwester, die eine Scheibe Weißbrot in der Hand hielt.
    „Ich hatte eigentlich nicht ,guten Morgen‘ gesagt, Beth. Nur
    ,Morgen‘. Also muss ich dir nicht erklären, was gut daran ist.“
    Beth sah Jessica mit zusammengekniffenen Augen an, während ihr kleines Hirn raste und sie an ihrem Orangensaft nippte. „Ich hab nicht behauptet, du hättest gesagt, er wäre gut. Ich habe bloß eine einfache Frage gestellt.“
    „Das ist total bescheuert. Dad, sag Beth, dass sie durchgeknallt ist.“
    „Mädels“, brummte Jessicas Vater in Undefiniert bedrohlichem Tonfall, ohne von seiner Zeitung aufzublicken.
    „Er kann dir nicht helfen, Jess. Er hört eigentlich gar nicht, was wir sagen“, erläuterte Beth. „Er reagiert einfach nur auf unseren Tonfall. Ungefähr so wie ein Hund.“
    „Diesmal habe ich euch gehört“, sagte Don Day und warf Beth einen wirklich bedrohlichen Blick zu. Sie versteckte sich wieder hinter ihrem Orangensaft.

    Mom schwebte in ihrem Arbeitsdress ins Zimmer, was in letzter Zeit auch sonntagmorgens üblich geworden war. Ihr neuer Job bei Aerospace Oklahoma hatte sie alle nach Bixby geführt.
    „Morgen, Mom. Willst du was essen?“ Jessica kehrte ihr den Rücken zu und steckte Brot in den Toaster.
    „Hallo, ihr Lieben. Nein danke, Jess. Wir frühstücken bei unserem Meeting.“
    „Wann wird aus deinem neuen Job ein alter Job, Mom?
    Und wann bist du so weit, dass du die Wochenenden zu Hause verbringst?“, fragte Beth.
    Jessica drehte sich um und sah, dass ihr Vater ebenfalls auf eine Antwort wartete.
    Ihre Mutter blickte von einem zum anderen und seufzte.
    „Ich weiß nicht. Heute bin allerdings ich schuld. Ich hab mich freiwillig für diese Arbeitsgruppe für die neue Startbahn gemeldet.“
    „Man soll sich nie freiwillig melden“, sagte Dad und senkte den Blick wieder auf seine Zeitung.
    Jessicas Mutter sah ihn mit einem Ausdruck in den Augen an, den sie in den vergangenen Wochen entwickelt hatte, einem kalten Blick, der wahrscheinlich etwas mit der Tatsache zu tun hatte, dass er noch immer arbeitslos war. Während Jessica spätabends auf die blaue Zeit gewartet hatte, hatte sie einen Streit mit angehört, ob er vorübergehend einen Job ohne Computer annehmen könnte, damit etwas mehr Geld in die Kasse und er aus dem Haus käme.
    Donald Day sah den Blick aber nicht. Das tat er nie.
    „Ich habe gestern Abend einen Staubteufel gesehen“, sagte Jessica in dem Versuch, die Spannung zu brechen.
    „Gestern Abend?“, fragte Beth zuckersüß.

    Jessica senkte den Blick und strich Butter auf ihren Toast.
    „Vorgestern Abend, wollte ich sagen. Auf dem Heimweg von der Schule. Der war riesig groß. An die dreißig Meter hoch.“
    „Wir sind hier im Land der Tornados“, sagte Dad, wobei seine Zeitung raschelte, als er aufsah. „Das liegt an der Corioliskraft. Ich hab da diese Sache auf dem Wetterkanal gesehen …“
    Beth stöhnte. „Nicht schon wieder der Wetterkanal.“
    Jessica stopfte Toastbrot in ihren Mund. Die Arbeitslosigkeit hatte bei ihrem Vater einen Hang zu seltsamen Aktivitäten ausgelöst.
    „Was ist am Wetterkanal falsch?“, fragte er.
    „Zwei Worte, Dad: Wetter und Kanal.“
    Er ignorierte sie. „Wie dem auch sei, die Corioliskraft wird durch die Rotation der Erde unter uns verursacht, die Luftströmung erzeugt. Deshalb weht der Wind über flachen Ebenen wie Oklahoma stärker; da ist nichts, um ihn aufzuhalten.“
    Jessica blinzelte. „Klingt irgendwie sinnvoll.“ Vielleicht wehte deshalb in der geheimen Stunde kein Wind: Die Erde unter Bixby hörte auf, sich zu drehen.
    Beth sah sie grimmig an, wütend, weil sie Interesse zeigte.
    „Klar, Jess, in Chicago gab es
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