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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)
Autoren: Aimee Agresti
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Bewegung in die Sache. Die Menge staute sich so weit nach hinten, dass selbst auf der vollgestopften Freitreppe beinahe Stillstand herrschte, und die Leute sich auf dem Weg nach draußen nur Zentimeter für Zentimeter voranschoben.
    Im Zwischengeschoss entdeckte ich einen hopsenden, winkenden Dante, der sich über das Geländer beugte. Er legte die Hände um den Mund und rief mich immer wieder, um bei all dem Trubel gehört zu werden: » HAVEN ! HAVEN ! HIER OBEN !« Mit beiden Armen winkte ich zurück, noch nie war ich so erleichtert gewesen, meinen Freund zu sehen. Ich schob mich bis zur Ottomane durch die Menge, setzte dabei schonungslos die Ellbogen ein und kletterte dann auf die Erhöhung in der Mitte des Sofas, um einen besseren Überblick zu bekommen und mich Dante so weit wie möglich zu nähern. »Hast du sie erwischt?«, wollte er wissen.
    »Hab ich!«, rief ich zurück und hielt den Daumen hoch. Obwohl die Worte im Hals kratzten, hatte meine Stimme nie kraftvoller oder stolzer geklungen. Mein Herz klopfte nach meiner Großtat gegen Aurelia noch immer heftig, aber ich fühlte mich mit einem Mal unbesiegbar. Selbst inmitten dieser wogenden Masse erlaubte ich mir eine Sekunde lang, diese unglaubliche Wahrheit auszukosten: Irgendwie hatte ich die Schlacht gegen Aurelia überstanden und war als Siegerin daraus hervorgegangen. Der Gedanke verlieh mir Stärke, und ich vergaß beinahe meine schmerzenden Muskeln, meinen geschundenen, zerkratzten, wunden Körper. Es kam mir vor, als müsse das irgendjemand anders gewesen sein, aber nein, das hatte ich ganz allein bewältigt.
    Dante reckte im Siegesjubel die Arme in die Luft. »Yeah!« Der Moment des Triumphs währte aber nicht lange.
    »Brauchst du mich hier, oder soll ich besser im Tresor nachsehen?«
    »Ich hab alles unter Kontrolle, probier’s mal unten bei Lance. Hiermit kriegst du die Leute da raus.« Er hob die Hand und machte Anstalten, mir etwas zuzuwerfen. Ich stellte mich breitbeinig hin und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, aber er hatte gut gezielt. Das Ding kam näher, und ich musste auf jeden Fall verhindern, dass es in meinem Gesicht explodierte. Ich streckte beide Hände aus, fing das Wurfgeschoss mit sicherem Griff und atmete erleichtert aus. Es sah aus wie eine höckerige grüne Südfrucht, stammte aber aus dem geheimen Garten. Am Vortag hatte Dante erklärt, dass er dort so viele seltsame Pflanzen wie möglich eingesammelt hatte. Diese hier musste man nur zu Boden schleudern, und sie würde beim Aufprall eine Art Tränengas freisetzen, das nicht nur die Leute auseinandertrieb, sondern auch giftige Dünste in der Luft neutralisierte.
    »Sei vorsichtig!«, rief Dante.
    »Du auch!«, erwiderte ich genau in dem Augenblick, als aus dem Ballsaal ohrenbetäubendes Getöse ertönte. Es klang, als sei ein Teil der Decke eingestürzt. Die Menge schrie auf, und eine Stampede fegte die Treppe hinunter.
    Ich sprang von der Ottomane und verrenkte mir dabei den Knöchel. Mein Schuh gab ein leises Knirschen von sich, als ich aufkam. So langsam fühlte ich mich, als hätte ich Superkräfte. Ich griff nach unten, zog den kaputten Absatz vom Schuh und löste dann mit einem mächtigen Ruck auch den auf der anderen Seite. Jetzt trug ich eben flache Schuhe. Zum Glück hatte ich welche mit Riemchen genommen, das erwies sich nun als praktisch. Es fehlte nur noch ein letzter Schritt, und dann waren hoffentlich alle in Sicherheit. Ich atmete tief durch, das musste jetzt eben erledigt werden. Dann rannte ich los, eilte durch die Lobby und zur Treppe, die zum Tresor hinunterführte. Dort war ich ganz allein, was kein gutes Zeichen war: Offensichtlich wurde der Nachtclub noch nicht evakuiert.
    Ich huschte durch den tunnelartigen Eingangsbereich, in dem Lichter blitzten, und blieb wie angewurzelt stehen, als ich den Saal erreichte. Er war gerammelt voll, der DJ legte immer noch auf, und die Musik wummerte. Alle tranken und tanzten. Ich fragte mich, wo Lance wohl steckte, und als hätte er meine Gedanken gelesen, ertönte in der anderen Ecke des Raumes plötzlich eine Explosion, gefolgt von einer Rauchwolke. Wie Dante versprochen hatte, schlugen sich die Partygäste dort die Hand vor den Mund und stolperten hinaus. Direkt neben mir wurde gefragt: »Was ist das denn? Was ist da los?«
    »Feuer!«, rief ich der Gruppe an meiner Seite zu, Schülern des Abschlussballs, die bis hier unten vorgedrungen waren. »Ihr müsst hier raus. Da lang!« Während sie auf den Ausgang
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