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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)
Autoren: Aimee Agresti
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wandte ich den Blick ab. Stattdessen betrachtete ich jetzt den unteren Teil des Monitors. Selbst in dieser glühenden Hitze lief es mir bei dem Anblick eiskalt über den Rücken. Das sah zunächst aus wie eine Aufnahme aus Aurelias Büro, bis ich all die Menschen bemerkte. Sie rannten.
    Der Ballsaal brannte!
    Die eine Hälfte stand bereits in Flammen, und eine Kettenreaktion auf den Tischen entzündete den Rest: Nach und nach explodierte jedes Blumenarrangement, jedes Gesteck, und begann zu lodern. Trotzdem war der Saal immer noch zur Hälfte voller Menschen, die es nicht eilig zu haben schienen, dieses Chaos zu verlassen, selbst der DJ legte weiter auf. Schnell erkannte ich, warum: Er gehörte zum Syndikat. Die anwesenden Mitglieder servierten weiterhin Getränke und Häppchen und tanzten ausgelassen, als sei gar nichts geschehen. Deshalb blieben auch mehrere Dutzend unserer Klassenkameraden zurück, während der Rest auf die Notausgänge zuströmte. Die Feiernden fanden sich an der sichersten Stelle in der Mitte der Tanzfläche zusammen, während am Rande die Flammen flackerten. Es war, als würde dieses Feuerwerk einen besonders aufwändigen Teil der Dekoration darstellen. Jetzt loderte an anderer Stelle eine Stichflamme auf, und ich starrte sie an. Nein, das konnte doch nicht sein – das sah ja aus wie Mirabelle! Sie hatte sich in eine lebende Fackel verwandelt. Und dann passierte dasselbe mit diesem Typen, der uns zu Dante nach Hause gefolgt war. Einer nach dem anderen ging das Syndikat in Flammen auf, seine Vertreter verbrannten ohne jede Vorwarnung.
    Jetzt stürzte hier im Büro ein Stück der Decke herab und schreckte mich auf. Ich zerrte ein letztes Mal am Bildschirm – vergebens, aber wenigstens sah ich nun, dass meine erfolgreicheren Kollegen, Lance und Dante, das Alcatraz verließen und Etan mit seinem Spießgesellen in der Zelle zurückließen, wo erste Funken sprühten und auch sie zu lodern begannen. Hitze und Rauch stiegen auf, der Raum knisterte und brutzelte nun um mich herum, und das Feuer breitete sich nach allen Seiten aus, geriet völlig außer Kontrolle. Mir wurde schwer ums Herz: Den Tunnel konnte ich vergessen, der Zugang ging einfach nicht auf. Vielleicht hatte Aurelia ihn entdeckt und versiegeln lassen, als der Fernseher ausgetauscht wurde. Aber das war jetzt auch egal – ich musste hier raus, bevor auch ich ein Opfer der Flammen wurde. Aurelias Überreste brannten jetzt lichterloh, die Feuersäule war mindestens einen Meter hoch, versperrte mir den Weg zur Tür und rückte langsam immer näher und näher. Die Feuersbrunst hatte schon fast die Tür des Büros erreicht, aber die war für mich jetzt der einzige Weg nach draußen. In ein paar Minuten würde ich hier eingeschlossen sein. Mir blieb also keine Wahl: Der Weg in die Freiheit führte über Aurelia hinweg.
    Mir lief der Schweiß herunter, ich nahm noch einmal alle Kraft zusammen, lief die paar Schritte auf sie zu, die uns noch voneinander trennten, und stieß mich ab. Meine Beine mussten einen Sprung bewältigen, wie er ihnen nie zuvor gelungen war. Ich zog die Knie an, weil Aurelia die Krallen nach mir ausstreckte. Als sie meine Sohlen streifte, fühlte es sich an, als würde sich die Glut durch den Schuh fressen. Ich landete auf der anderen Seite, holte aus und traktierte mit Tritten, was das Feuer von der Tür noch übrig gelassen hatte. Endlich fielen die Überreste in sich zusammen, ich floh aus diesem Inferno und rettete mich keuchend und hustend in den relativ sicheren Flur.

35
    Sei stark … und bleib du selbst
    I ch hörte die Schreie bereits, bevor ich die Lobby erreichte – das Kreischen und Trampeln von Schuhen, das eine Massenflucht begleitet. Unsere Klassenkameraden flohen aus dem Ballsaal, und die anderen Hotelgäste mussten den Rauch ebenfalls gerochen haben, sie verließen nun ihre Räume und ergossen sich über die große Treppe.
    Ich schaute hinauf zum Oberlicht und sah in allen Stockwerken Menschen hervorströmen, die an Türen klopften und sich gegenseitig warnten, da kein Feueralarm ausgelöst worden war. Aber in der Hotelhalle waren jetzt einfach zu viele Leute, die Menge drängte sich vor dem Haupteingang, der Menschenstrom tröpfelte aber nur sehr langsam auf den Gehsteig hinaus. Die allgemeine Panik führte nicht zu raschem Handeln, weil sich hier einfach zu viele Personen auf zu engem Raum befanden. Stattdessen schlängelten sie sich einer nach dem anderen durch die Eingangstüren, und es kam kaum
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