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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)
Autoren: Aimee Agresti
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Blick.
    In diesem Moment stürzte die komplette Plattform als riesiger Feuerball in sich zusammen. Ein Blick reichte zur Verständigung zwischen uns, dann rannten wir los, zum Hinterausgang, hinein in die Tunnel. Wir liefen durch die Gänge wie in all den Nächten, in denen wir hier unten Dampf abgelassen und trainiert hatten. Wir hatten das Feuer auf den Fersen, das uns röhrend und dröhnend hinterherspie. Dichter Rauch hing wie ein Netz in der Luft, das uns einfangen wollte. Das Blut kochte in meinen Adern, und ich spürte übermenschliche Kräfte. Man hatte mich gestoßen, geschlagen und versengt, und trotzdem fühlte ich mich stärker als je zuvor. Wir fegten in einem Tempo voran, das ich niemals für möglich gehalten hätte, der Wind wehte uns um die Nase, als würden wir in einem Cabrio fahren.
    Dennoch holte die Feuersbrunst uns ein, drohte uns zu überholen und in ihren glühenden Schlund zu reißen. Wir stiegen immer weiter auf, bis wir die Hintertür zum Lager der Kneipe erreichten, die wir jede Nacht geplündert hatten. Dort rasten wir die Treppe hoch, nahmen immer zwei Stufen auf einmal und kamen direkt hinter der Theke heraus, wo wir den Kellner umrannten, der uns einst rausgeworfen hatte, und ein komplettes Regal mit Flaschen mitrissen, die klirrend herunterfielen und zersprangen.
    »Feuer! Feuer! Alle raus!«, brüllten wir, als wir uns durch die Menge der betrunkenen Stammkunden schoben, die sich ihre Samstagabenddröhnung gönnten. Sie knurrten uns an, als sei das nur ein blöder Streich, und rührten sich nicht von der Stelle.
    Doch als wir schließlich durch die Tür ins Freie gelangt waren und die warme Abendluft uns umfing, hörten wir, wie auch die Meute das Lokal endlich panisch verließ.
    Wir liefen die enge Gasse zwischen den heruntergekommenen Backsteinbauten entlang, rannten und rannten, während Sirenen die Nacht zerrissen.
    Erst Minuten später wurde uns klar, dass wir es tatsächlich geschafft hatten. Lance und ich verlangsamten unseren Schritt nicht einmal, bis wir den Block fast ganz umrundet hatten und wieder das Hotel erreichten. Erst da schenkten wir unseren schmerzenden Muskeln und Knochen Beachtung und zogen plötzlich so langsam die Füße nach, dass wir praktisch gar nicht mehr vom Fleck kamen. Es kam mir vor, als würde ich gleich umkippen, einfach mitten auf der Straße zusammenklappen und dann tagelang nur noch schlafen und schlafen. Irgendwann wurde der Ton wieder eingeblendet und erinnerte uns daran, dass wir ja ein Teil dieser Welt waren: Das Murmeln von tausend nervösen Fremden erklang, die sich fragten, was da eigentlich passiert war, das verwirrte Scharren all dieser Menschen, die einfach dastanden und nur im Weg waren. Ein Krankenwagen ertönte grell und schrill, er rüttelte uns beide wach, als er kreischend die enge Gasse entlangfuhr. Lance griff nach meinem Handgelenk, torkelte zur Hauswand hinüber und zog mich mit sich, um dem klagenden Monster auszuweichen.
    Wir schlugen gegen die Wand und stolperten übereinander, so erschöpft waren wir. Als wir endlich festen Boden unter den Füßen hatten, packte mich Lance und schob mich gegen die Mauer. Bevor ich wusste, wie mir geschah, fanden seine Lippen die meinen, er presste sich gegen mich und raubte mir den Atem. Plötzlich war mir angenehm schwindelig. Seine Arme umfingen mich wie Ranken, er zog mich ganz nah zu sich heran und fuhr mit den Fingern durch mein Haar. Ich spürte nicht einmal mehr die Backsteinwand im Rücken. Jetzt fühlte ich nichts mehr außer ihm.
    Langsam löste er sich von mir, hielt mich aber noch immer umschlungen. Sobald er meinen Mund freigab, hauchte ich ehrfürchtig: »Du warst das also …«
    Er schob sich die Brille hoch, und dieser nervöse Tick bestätigte mir, dass es stimmte.
    »Du warst das im Tresor, am Abend der Gala. Und nicht Lucian.«
    Jetzt fiel mir zum ersten Mal auf, dass wir vermutlich viel zu nah am Hotel waren. Überall hing Rauch in der Luft. Das Gebäude strahlte Hitze aus, und das Wasser, das unter höchstem Druck aus den Feuerwehrschläuchen schoss, prallte von den uralten Fassaden ab und verteilte sich als dünner Nebel in der Luft. Am Himmel tanzten Flammen. Müde lehnte Lance Kopf und Schulter an die Wand. Er war mir immer noch so nahe, dass ich mich fragte, ob ich vielleicht noch einen weiteren Kuss ergattern konnte, ohne mich dafür rühren zu müssen, aber zuerst einmal ließ ich ihn reden.
    »Ja, ich bin euch beiden gefolgt. Diesem Lucian hab ich von Anfang an
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