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Das Dunkel der Lagune

Das Dunkel der Lagune

Titel: Das Dunkel der Lagune
Autoren: Jack Higgins
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Geduld ist zu Ende.«
      Der Motor der Barkasse wurde angeworfen. In dem Moment drückte Rose den Hebel nieder. Der Explosionsdonner grollte durch den Regen und übertönte die Schreie der Sterbenden. Minutenlang fielen Wrackteile platschend ins Wasser. Dann kehrte eine unheimliche Stille ein.
      O'Hara kam aus dem Maschinenraum herauf und sagte kopfschüttelnd: »Heilige Mutter Gottes, die muss gesunken sein wie ein Stein.«
      Hagen löste die Gurte des Atemgeräts. »Die Explosion muss das Heck glatt weggerissen haben.« Er zog die Flossen von den Füßen und stand auf. »Wie sieht's unten bei dir aus?«
      O'Hara grinste müde. »Auch wenn's jetzt keine Rolle mehr spielt, aber ich bin fertig.«
      Hagen nickte erschöpft. Er ging in die Kajüte, trocknete sich ab und zog sich um.
      »Mark, komm schnell!«, rief Rose plötzlich.
      Als er an Deck kam, hörte er jemanden seinen Namen rufen. Er lief an die Reling und sah Kossoff im Wasser treiben. Rose und Hagen beobachteten den Russen, wie er langsam näher schwamm, schließlich kraftlos neben der Hurrier im Wasser paddelte. In seinem um Jahre gealterten Gesicht spiegelten sich die Anstrengungen, doch er zwang sich zu einem Lächeln. »Ich habe Sie leider stets unterschätzt, mein Freund«, keuchte er.
      Hagen schüttelte den Kopf. »Ich hab Glück gehabt, du nicht, das war's.«
      Kossoff ruderte verzweifelt mit den Armen und schluckte Wasser. »Ihr wollt mich doch nicht ertrinken lassen?«, stammelte er.
      Am liebsten hätte Hagen ihm geantwortet, er könne seinetwegen verrecken, doch Rose berührte seinen Arm und flehte: »Wir können ihn doch nicht einfach seinem Schicksal überlassen.« Hagen zuckte mit den Schultern, streckte Kossoff die Hand entgegen und zog ihn an Bord.
      Der Russe legte sich prustend und hustend auf das Deck. »Danke«, stieß er atemlos hervor. »Sie werden es nicht bereuen.«
      Hagen lachte nur. »Das wird sich noch rausstellen.« Er drehte sich um und wollte ins Ruderhaus gehen.
      Aus den Augenwinkeln bemerkte er hinter sich eine Bewegung. Rose rief: »Vorsicht!«, und gab ihm einen Stoß, dass er auf das Deck fiel.
      Er sprang wieder auf und schnellte herum. Rose stand zwischen ihm und dem Russen, schwankte plötzlich und sank in die Knie. Hagen war mit ein, zwei Sätzen bei ihr und fing sie auf. Sie blutete am Oberkörper. Kossoff wich zurück; in der rechten Hand hielt er ein Messer. »Es scheint mein Schicksal zu sein, dass ich mit Ihnen nur Pech habe, auch jetzt noch«, stellte er resignierend fest.
      Bevor Hagen überhaupt zu einer Reaktion fähig war, kam O'Hara bereits aus dem Ruderhaus, die MP in den Händen. »Du hundsgemeiner Mörder!«, schrie er. »Sie war tausendmal besser als du!« Er zog den Abzug durch. Der Kugelhagel ließ Kossoff gegen die Reling taumeln und rückwärts ins Wasser fallen. O'Hara nahm den Finger erst vom Abzug, als das Magazin leer geschossen war.
      Hagen hob Rose vorsichtig hoch, trug sie in die Kajüte, bettete sie auf ihre Koje und schob ihr ein Kissen unter den Kopf. Als er sich entfernen wollte, packte sie ihn verzweifelt am Arm. »Geh nicht weg, bitte. Lass mich nicht allein.«
      Er löste sich so sachte wie möglich aus ihrer Umklammerung: »Ich hol doch nur Verbandszeug.« Erleichtert sank sie auf die Koje zurück, und er ging in die Kombüse.
      Als er zurückkam, fand er O'Hara über sie gebeugt. »Sie ist ohnmächtig geworden.«
      Hagen schob den Iren beiseite, setzte sich auf den Kojenrand und schnitt mit einer Schere ihren Pullover und das Hemd auf, das sie darunter trug. Vorsichtig entfernte er den blutgetränkten Stoff. O'Hara stöhnte auf, als die Wunde sichtbar wurde. Hagen tupfte das Blut mit einem Wattebausch weg und sah sich die Wunde genauer an. »Sie hat Glück gehabt. Die Messerspitze ist vom Schlüsselbein abgelenkt worden.« Der Schnitt verlief diagonal von ihrer linken Schulter hinunter zum Brustansatz.
      »Sieht schlimm aus«, bemerkte O'Hara. »Sehr schlimm.«
      Hagen wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Aus der Wunde quoll mit jedem Herzschlag neues Blut. Er musste dringend etwas tun. »Geh an Deck und lass den Motor an«, trug er O'Hara auf. »Ich komm in ein paar Minuten nach.«
      Der Alte verließ wortlos die Kajüte. Hagen legte Watte und Mullstücke auf die Wunde, verband sie notdürftig und wickelte die Binden unter ihrer Achselhöhle hindurch und um den Hals. Sie lag währenddessen
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