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Das Doppelbett

Das Doppelbett

Titel: Das Doppelbett
Autoren: Unknown
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niemals auf mich zu, sie erreichten mich nie. Immer blieb nur ich selbst zurück, nicht einmal das leere Meer konnte ich länger zwischen den Schenkeln behalten .
    Und die Nächte waren ebenso. Das Leinentuch floß wie ein weißer Strom oder wie ein großes Segel über meinen Körper, aber nie wurde ich weggeführt, nie konnte ich etwas zwischen
    meinen Schenkeln einfangen, die nutzlos brauner und brauner wurden. Ich schickte eine Hand zu ihnen hinunter, hielt sie aber im letzten Augenblick immer zurück. Und ein unruhiger, von wilden Träumen bewegter Schlaf überkam mich.
    Warum lag ich so ungenutzt da? Warum kam kein Mann und füllte mich mit seiner Wirklichkeit? Warum kam nicht mein Mann?
    Er war auf Manöver, weit draußen irgendwo am Meer, er sollte erst in mehreren Tagen heimkommen.
    Aber warum hatte ich nicht voraussehen können, daß es hier so werden würde? Warum bin ich nicht in der Stadt geblieben, wo es Restaurants gibt, Tanz, Kino, Revuen und alles andere, womit man sich zerstreuen kann? Warum lag ich hier draußen in der Marinebase, allein unter Offiziersfrauen?
    Oh, ich hatte natürlich geglaubt, daß es schön sein würde, ein paar Wochen in der Sonne zu liegen, zu baden, zu faulenzen, zu genießen. Warum fahren denn Sie als Strohwitwe an die Westküste oder nach Rimini? Ich hatte nicht geglaubt, daß die Rose der Begierde in Wind und Wetter so entsetzlich rasch aufblühen würde. Ich hatte nicht geglaubt, daß man die Sonne so heiß empfinden würde, und nicht, daß die Schwimmtouren so herausfordernd sein konnten. Gestern, als ich mich im Wasser bewegte, hatte ich den Eindruck, es sei mein Mann, der mich in den Armen hielt.
    Dummheiten, sagte ich zu mir noch heute morgen, als ich mich nach dem ersten Bad in der Sonne trocknete. Und ich blickte hinauf zu dem einsamen Rosenstrauch, der dastand und mich anlachte, übersät mit Blüten. — Dummheiten, bald ist dein Mann zurück. Fünf Tage nur, und er ist zurück. Ich schlug mein V-Zeichen mit den Beinen, wie ein Schmetterling die Flügel öffnet, und ließ die Sonne voll und ungehindert über das Geheimnis der Marinebase fließen. — Fünf Tage nur. Da kam ein Windstoß in meine Einzäunung gefahren, und der Rosenstrauch schneite einige Blätter über mich.
    Eine Stunde später erhielt ich ein militärisches Blitztelegramm: MANÖVER GEHT NOCH EINE WOCHE WEITER. LEIDER, ERIK. Ich drückte das Telegramm zu einem Ball zusammen und schleuderte ihn weit weg in eine Ecke des Strandes.
    Am Vormittag desselben Tages, gerade als einige abkühlende Wolken vorbeisegelten, sah ich wieder die fremden Beine.
    Es gab eine kleine Öffnung in den Palisaden auf dieser Seite, und sie standen einige Sekunden im Espenschatten bei dem Steig, der hinunter zur Bucht führte, lange genug, um ihrem Besitzer zu erlauben, einen Blick durch die Abzäunung zu werfen. Ich wußte, daß man mich sehen konnte, und ich streckte meine Beine aus, so lang ich konnte. Unter halbgeschlossenen Augenlidern suchte ich das Gesicht oben im Espenschatten zu erkunden. Ob es bessere Belichtungsumstände waren oder irgendein anderer Grund, jedenfalls sah ich heute zum erstenmal die Augen oben im Schatten. Sie waren gleichzeitig scheu und lüstern, fand ich.
    Die Beine standen einige Sekunden unbeweglich, dann gingen sie fort, hinunter zur Bucht, wo sie vielleicht badeten — was weiß ich. Nach einer Weile kamen sie wieder zurück, in groben Schuhen und in einem schmutzigen, ausgelaugten Overall, blieben wieder einen kleinen Moment am Steig mitten vor der Öffnung in den Palisaden stehen und stampften dann weiter.
    Ich wußte, wem die Beine gehörten. Er war einer der Wehrpflichtigen von der Marketenderei, der wahrscheinlich glaubte, es sei riesig kühn, daß er es wagte, auf diese Weise Offiziersfrauen anzustarren. Vielleicht glaubte er, er riskiere Urlaubsverbot, wenn er entdeckt würde, aber er fuhr fort, meine Haut und meinen Venushügel täglich mit den Augen zu verschlingen. Er wirkte so ungefährlich, daß ich mir schwer etwas Harmloseres denken konnte. Und außerdem stand er ja in meiner Eigenschaft als Offiziersfrau unter mir, dachte ich und streckte mich mit der ganzen Grausamkeit einer sonnengebräunten, gutgebauten Frau, die sich amüsiert, wenn irgendein armes, verschmachtendes Wesen im Schatten sie heimlich anguckt.
    Was ist es, das wir im Leben suchen? Ist es nicht der Kitzel, die Scheinhandlung, die Lust, das Gefährliche zu streifen, ohne es richtig zu berühren? Sich wollüstig
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