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Das Ding vom Mars

Das Ding vom Mars

Titel: Das Ding vom Mars
Autoren: David Grinnell
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mein Gehirn wie benebelt.
    Wenn ich heute aus einem großen Abstand heraus an meine Erlebnisse denke, dann weiß ich nicht mehr, ob das, was die Thubanesen auf meinem Arm lasen, ihrer Wissenschaft entsprach oder der größte Schwindel der Geschichte war.
    Heute betrachte ich die Menschheit als eine seltsame Mischung von Torheit und Genie, von Sturheit und kühnem Heldentum. Da gibt es vielhundertjährige Perioden von Einsichtslosigkeit, von unbeweglichem Beharren auf alten Vorurteilen – die gleichen Bauern graben den gleichen Boden nach der gleichen Methode, die gleichen Gläubigen tanzen die gleichen Riten nach dem gleichen Zeremoniell, die gleichen Scharlatane verkünden den gleichen Unsinn in der gleichen aufdringlichen Weise.
    Niemand lernte, nichts bewegte sich vorwärts.
    Dann aber kommt plötzlich eine Wendung. Die Ereignisse überstürzen sich. Eine Erkenntnis löst die andere ab; eine Erfindung, kaum gemacht, wird durch die nächste schon überholt. In drei Generationen springt der Mensch von der Pferdedroschke in das Raketenflugzeug, überquert mit Höchstgeschwindigkeit Land und Wasser, erfindet die drahtlose Nachrichtenübermittlung und die elektronische Rechenmaschine, erforscht die Atomkerne und den Weltraum – und nutzt alle Erkenntnisse zur Verbesserung seines täglichen Lebens aus.
    All das entdeckte die Menschheit in wenig mehr als hundert Jahren – und sie erfand noch einiges mehr. Sie teilte sich nach Rassen, Sprachen und Gesellschaftsformen. Sie mordete sich mit Hilfe ihrer neuesten Methoden. Eine fortschrittliche Rasse? Oder rückständig? Schnell im Lernen – oder langsam?
    Als ich aus der Ohnmacht erwachte – nachdem ich in dem Operationssaal des eroberten Schiffes in einen leichten Schlaf gefallen war – fand ich die kleinen, gelbhäutigen Männer schweigend um mich versammelt.
    Ich richtete mich benommen auf. Ich fühlte sofort, daß sich etwas in mir verändert hatte. Jetzt erst merkte ich, daß ich seit dem verhängnisvollen Tag auf meiner Ranch in Arizona ein leichtes Vibrieren in meinem Körper gespürt hatte. Dieses Vibrieren war verschwunden.
    Jetzt hatte ich die Gewißheit, daß die Thubanesen ihr Wort gehalten hatten. Sie hatten meinen Arm geöffnet, die in dem Knochen enthaltene Zahl gelesen und die Vibration eliminiert, die mich nach einer bestimmten Zeit getötet hätte.
    Auf meiner Haut leuchtete eine feine Narbe.
    Ich blickte die Thubanesen an. Ihre Mienen drückten Bestürzung aus. Keiner von ihnen sprach ein Wort.
    Nun wußte ich, daß ich richtig gehandelt hatte. Die Vision vom Jupiter hatte mir ein Gefühl des Vertrauens übermittelt, und es war nicht falsch, als ich ihm folgte. Kein Volk, das an der Harmonie des Weltalls teilnimmt, wünscht den Untergang einer benachbarten Welt, auch wenn er den Preis für das Überleben der Eroberer ist.
    Ich hatte einen Blick in das Universum getan und fühlte mich durch diese Sicht, die mir einen überlegenen Standpunkt gab, den Gelehrten vom Sternbild des Drachens voraus. Ich sah sie mit neuen Augen.
    Von einer Expedition, die mehrere tausend Mitglieder umfaßte, gab es nur noch wenig Überlebende. Es war eine kleine Gruppe, in Entbehrungen gestählt und durch Enttäuschungen hart geworden.
    Diese Geschöpfe wollten die Erde erobern. Zweifellos konnten sie Erfolg haben. Allein ihre Technik der Unbemerkbarkeit machte sie jedem menschlichen Gegner überlegen. Sie konnten auf der Erde die größte Verwirrung anrichten, sie konnten leicht an gewissen Knotenpunkten den gesamten Verkehr lahmlegen und die Industriezentren zerstören. Da sie unsichtbar blieben, hätte jedes Land seine Gegner der Zerstörungen verdächtigt und Vergeltungsmaßnahmen ergriffen. Ein Selbstzerfleischen der Menschheit wäre dann die Folge. Die Thubanesen hätten danach leichtes Spiel, den geschwächten Rest zu unterdrücken. Aber was sollte ihnen das alles nutzen, wenn die Menschen beweglich genug waren, die Technik der Invasoren, die der unseren vielleicht tausend Jahre voraus war – kein bedeutender Zeitraum, gemessen an kosmischen Maßstäben – in wenigen hundert Jahren zu überflügeln und dann die Thubanesen zu unterjochen, vielleicht sogar ihren Mutterstern zu erobern.
    Dies aber verkündete der Quotient, den ich zum Pluto gebracht hatte!
    Unsere Entwicklungsgeschwindigkeit lag an der Spitze ihrer Skala. Das bedeutete, daß wir zwar heute noch hinter ihrer Entwicklung zurückstanden, sie aber schon morgen überflügelt haben würden – und nichts
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