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Das Ding vom Mars

Das Ding vom Mars

Titel: Das Ding vom Mars
Autoren: David Grinnell
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Treppe hinunter. Eine Tür schloß sich hinter mir, und ich stand allein in einem engen, fensterlosen Gemach. Einige niedrige Liegen bildeten die ganze Einrichtung.
    Ich blickte mich um und setzte mich auf ein Polster. Meine Hände waren noch gefesselt. Irgendwie mußte ich meine Arme frei bekommen, bevor ich an einen Ausbruchsversuch denken konnte. Mit den Augen suchte ich nach einem scharfen Gegenstand, einem Haken oder eine Kante, an der sich die Stricke durchscheuern ließen.
    Da berührte jemand meine Schulter!
    Ich fuhr herum. Hinter mir hörte ich ein Geräusch von tappenden Füßen.
    Ich hatte den Eindruck, als stünde irgend jemand direkt vor meinen Augen, aber ich konnte nichts sehen.
    Wieder tippte man mir auf die Schulter. Ich hielt den Atem an, und starrte blicklos auf die Stelle, an der ich den Unbekannten vermutete.
    Mein Arm wurde umklammert. Ich sah eine zitronengelbe Hand, die mich festhielt. Hinter der Hand stand ein Mann – ein Thubanese wie jener, den ich in Arizona gefunden hatte. Er trug einen silberglänzenden Anzug.
    Seine runden, braunen Augen waren fest auf mich gerichtet.
    Nun hatte ich selbst erlebt, was seine – und meine Unbemerkbarkeit bedeutete. Die ganze Zeit über wußte ich, daß er anwesend war, aber meine Augen spielten mir einen Streich – sie sahen über ihn hinweg.
    Auch er mußte dem neuen Radargerät seiner Feinde zum Opfer gefallen sein. „Sie – kommen – von – der – Erde?“ Der gelbhäutige Mann sprach mit der gleichen langsamen, akzentuierten Betonung wie der verunglückte Thubanese.
    „Ja“, antwortete ich. „Woher können Sie unsere Sprache?“
    Der Thubanese trat einige Schritte zurück und setzte sich. Ich fand, daß ich, auch wenn ich ihn nicht sah, doch seine Anwesenheit deutlich spürte, nachdem er einmal von meinen Augen registriert worden war.
    „Ich lernte es. Ich gehörte zum Aufklärungskommando.“
    Ich überlegte seine Worte. Von meinem Standpunkt aus war er genauso ein Gegner wie die Invasoren vom Altair. Aber wir saßen im gleichen Boot.
    „Ich wurde von einem Ihrer Freunde beauftragt, Ihrem Hauptquartier eine Botschaft zu überbringen. Er übertrug mir auch Ihr Geheimnis der Unbemerkbarkeit. – Können Sie die Fessel von meinen Händen lösen?“
    Der kleine Mann wurde sehr aufgeregt. Ich hörte ihn mit raschen, nervösen Schritten den Raum durchqueren.
    „Es gelang“, rief er, „wir haben den Quotienten!“
    Er eilte zu mir. Ich spürte, wie er die Knoten, die meine Arme zusammenschnürten, löste. Nach wenigen Minuten fiel der Strick zu Boden. Ich rieb meine Handgelenke. Langsam zirkulierte wieder das Blut durch die erstorbenen Finger.
    „Gut“, sagte ich. „Ich bin auf Ihrer Seite. Sehen Sie eine Möglichkeit, hier auszubrechen und Ihr Lager aufzusuchen?“ Ich mußte ihn in Sicherheit wiegen, wenn ich hoffen wollte, daß wir gemeinsam entfliehen konnten.
    Später konnte man dann weitersehen.
    Er setzte sich.
    „Ich habe noch keinen Weg gefunden. Aber ich bin mir sicher, daß wir aus der Zelle fliehen können. Es wird ihnen schwerfallen, uns dann einzufangen. Sie haben nur einen Detektor.“
    Ich setzte mich an seine Seite.
    „Wir sind nun zu zweit. Wenn sie uns nicht so leicht sehen können, müßte die Flucht gelingen, wenn wir zusammenarbeiten.“
    Der Thubanese pfiff. „Wir wollen es versuchen.“
    Ich unterhielt mich mehrere Stunden mit L’Prat, wie er sich nannte. Wir wurden keine Freunde, da ich nicht vergessen konnte, wie hinterlistig sich sein Kollege mir gegenüber benommen hatte. Aber L’Prat schien mich als aufrichtigen, loyalen Kameraden zu betrachten.
    Vorsichtig brachte ich das Gespräch auf die Botschaft, die ich überbringen sollte. Was war das für ein „Quotient“, von dem er gesprochen hatte?
    Nachdem wir vertrauter geworden waren, stellte ich eine direkte Frage.
    „Der Quotient?“ sagte er. „Oh, das ist die Entwicklungsgeschwindigkeit der Erdbewohner.“
    „Wie?“ fragte ich. „Welche Geschwindigkeit und welche Entwicklung?“
    „Seit langem erforschen wir die Gesetze der planetarischen Entwicklungen.
    Dabei untersuchen wir auch die Geschichte verschiedenartiger Rassen und Gesellschaftsordnungen. Wir vergleichen das Verhältnis ihrer technischen Fortschritte und ihrer sozialen Gefüge. Sie müssen wissen“, jetzt sprach er sehr langsam, und ich merkte deutlich, wie er sich bemühte, seine Gedanken klar und einfach in einer fremden Sprache auszudrücken, „daß die Bewohner verschiedener
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