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Das Dämonentor

Das Dämonentor

Titel: Das Dämonentor
Autoren: Hubert Haensel
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auf die Beine zu kommen, denn da war eine unsichtbare Faust, die ihm die Luft aus den Lungen trieb.
    Huuk und Soot schossen gleichzeitig ihre Pfeile ab. Lautlos warf der Priester die Arme hoch, und noch ehe sein lebloser Körper den Boden berührte, zerfiel er zu Staub.
    Die Nykerier wandten sich zögernd um. Verzweiflung stand in ihren Gesichtern geschrieben, aber auch ein unbeugsamer Wille.
    Unter den Schwerthieben der Wälsen fielen weitere Priester. In unmittelbarer Nähe des Dämons hatten sie sich zu sicher gefühlt.
    »Haltet ein!« Catrox wurde in dem Wabern sichtbar. »Ich werde euch zermalmen.«
    Mythor schwang Alton. »Du bist nicht der erste Dämon, den ich besiege.«
    »Du Wicht…« Catrox schien sich ausschütten zu wollen vor Lachen.
    »Der Darkon kennt meine Klinge.«
    Schlagartig war Ruhe.
    »Du?« fragte Catrox ungläubig. »Du warst das, der seine Mummen zerschlagen hat?« Er sank langsam tiefer. »Die Shrouks werden euch jagen wie Ratten. Willst du sie sehen, Kometensohn?«
    Taremus schrie gellend auf: »Wirf den Schlüssel, Mythor!«
    Aber der Sohn des Kometen zögerte.
    Zischend schob sich der riesige, nur schemenhaft zu erkennende Kopf einer Schlange in die Höhle.
    Yhr! – Die Natter des Bösen trug Carlumen in ihrem Leib.
    Wie gebannt starrte Mythor auf die fliegende Stadt. Er ahnte, was das zu bedeuten hatte. Die Schlange war nicht länger im tillornischen Knoten gefangen. Irgendwie mußte es ihr gelungen sein, die Freiheit zurückzuerlangen.
    Mit dem Dämonentor ging eine erschreckende Wandlung vor. Das Schwarz schien sich aufzulösen…
    »Nein«, stammelte Gerrek entsetzt, denn zu mehr war er nicht fähig. Auch die Wälsen ließen ihre Waffen sinken und starrten dem unüberschaubaren Kriegerheer entgegen, das nicht viel weiter als einige Dutzend Steinwürfe entfernt stand. Es mußten Tausende und aber Tausende von Shrouks sein, deren Waffen im Schein einer unwirklichen Sonne funkelten. Sie stürmten heran; allein das Stampfen ihrer Füße war ohrenbetäubend.
    Taremus wirbelte herum, entriß Mythor den leuchtenden Stab und schleuderte ihn wie einen Speer in die Nebelschleier des Dämonentors.
    In einer grellen Eruption barst der magische Schlüssel. Blitze zuckten durch das Gewölbe, aus dessen Tiefe ein dumpfes Rumoren zum Toben eines entfesselten Orkans anwuchs.
    Von einem Augenblick zum anderen waren die Shrouks verschwunden.
    »Bringt euch in Sicherheit!« brüllte jemand. In dem ausbrechenden Chaos gingen die Worte fast unter.
    Mythor sah Tobar rennen und sich hinter einen steinernen Götzen werfen. Und er sah die drei Nykerier, wie diese von einem unwiderstehlichen Sog erfaßt und davongewirbelt wurden. Auch ihre Bewacher verloren den Boden unter den Füßen.
    Der Sog weitete sich aus. Taremus und die anderen, die die Gefahr erkannten und zum Eingang des Gewölbes zurückhasteten, mußten gegen einen rasch heftiger werdenden Sturm ankämpfen.
    » Carlumen! «Gerrek deutete auf die fliegende Stadt, die rasend schnell heranschoß. »Wir werden sie verlieren.«
    Nebel drang von außen her in die Höhle ein. Mythor sah, daß einige der Schleppsegel von der Schwammscholle herabhingen. Ein wahnwitziger Gedanke durchzuckte ihn.
    »Wir müssen an Bord!«
    Ob die anderen ihn verstanden, wußte er nicht. Gerrek jedenfalls hetzte bereits vorwärts; wo Glair war, konnte er schon nicht mehr erkennen. Nur Fronja war noch dicht neben ihm. Im Rennen packte er sie und umfaßte mit der Rechten ihre Hüfte. Da war ein Segel. Mythor sprang, wurde vom Sturm erfaßt und hochgeschleudert. Irgendwie bekam er ein Tau zu greifen und krallte sich daran fest.
    Carlumen drang in etwas unbeschreibliches Düsteres ein. Eine rasend schnelle, wirbelnde Bewegung erfaßte die fliegende Stadt.
*
    Schlagartig war dies alles nicht mehr. Die fliegende Stadt trieb inmitten einer Wolke schwerer Luft in der Schattenzone. Unendlich weit entfernt zeichneten sich die verwehenden Überreste eines düsteren Mahlstroms ab.
    »Das Totenreich hat verdammt viel Ähnlichkeit mit der Schattenzone.« Gerreks heiseres Krächzen brachte Mythor vollends in die Wirklichkeit zurück.
    »Wir sind nicht tot.« Von irgendwoher erklang Glairs Stimme. Der Sohn des Kometen entdeckte die Hexe schließlich in unmittelbarer Nähe der Palisaden.
    »Noch schlimmer«, ächzte der Beuteldrache. »Ich hasse das Fliegen.«
    Mythor folgte der Tochter des Kometen, die sich anschickte, am Schleppsegel emporzuklettern.
    Carlumen war zur Gruft geworden.
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