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Das Dämonentor

Das Dämonentor

Titel: Das Dämonentor
Autoren: Hubert Haensel
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Fronja. »Wir müssen von hier fort.«
    Der Tod ihres Anführers hatte die Tatasen verunsichert. Zumindest zögerten sie, erneut die Waffen gegen die Carlumer zu erheben.
    »Schließt euch uns an«, verlangte Taremus. »Ich bin der neue König von Tata, gemeinsam werden wir das Böse von unserer Insel vertreiben.«
    »Dafür kämpfen auch wir«, sagte einer der Krieger. »Vielleicht hat Mnekarim uns geblendet, und er wollte wirklich nur die Macht. Befiehl über uns, Taremus.«
    »Warum bist du uns gefolgt?« fragte Fronja.
    »Weil…« Taremus stockte, blickte sich suchend um. »Weil ich das Geheimnis des Dämonentors kenne – seit damals, als die königlichen Magier das Unheil heraufbeschworen. Es gibt einen Zauberschlüssel, der das Tor versperrt und seine Wirkung umkehrt. Jetzt kann man noch von der anderen Seite nach Tata gelangen, aber mit dem Schlüssel wird ein Durchgang nur von hier aus möglich. Und wenn schon niemand diesen Weg geht, können wir wenigstens die Heere der Finsternis von unserer Insel fernhalten.«
    »Wo ist der Schlüssel?« wollte Mythor wissen.
    »Ich weiß, wo er vor vielen Jahren verborgen war. Ob er natürlich noch immer an seinem Platz liegt…«
    »Wir müssen das Risiko eingehen.«
    Offensichtlich hatte Taremus nichts anderes erwartet. Er hastete vor den anderen her zum Dämonentor.

6.
    Von magischen Fesseln umschlungen, mußten sie es sich gefallen lassen, daß die Priester sie unsanft vor sich herstießen. Ihre Arme waren schwer wie Blei, es war ihnen unmöglich, auch nur einen Finger zu rühren.
    »Wir haben uns einfangen lassen wie junge Hasen, und wir sind hilflos, wenn Catrox uns das Fell über die Ohren zieht«, knurrte Necron wütend.
    Aeda spie aus.
    »Ich wünschte, ich könnte wenigstens eines meiner Messer ziehen.«
    »Was willst du damit? Dich selbst töten, um von weit Schlimmeren verschont zu bleiben?«
    Immerhin erreichten sie nun das Dämonentor, wenn auch anders als erhofft. Es war wahrhaft gewaltig in seinen Ausmaßen. Allein die gähnende Öffnung, von einem wogenden Vorhang der Düsternis verschlossen, maß gut einhundert Schritt in der Breite und war mindestens ebenso hoch. Eingerahmt wurde die Höhle von einer Vielzahl steinerner Götzen und grinsender Fratzen, die die ungebrochene Macht der Dämonen spüren ließen.
    »Wartet hier!« befahl Tattaglin, als sie nur noch die Arme auszustrecken brauchten, um die scheinbar endlose Schwärze zu berühren.
    Die Düsternis fraß sich lähmend in ihre Gedanken hinein.
    »Catrox läßt uns im eigenen Saft schmoren«, fluchte Sadagar.
    Aus der Tiefe des Dämonentors erscholl höhnisches Gelächter. Gleich darauf wurde die Stimme des Dämons laut:
    »Oh, ja, ich erinnere mich der Nykerier, wie könnte ich euch vergessen. Ich entsinne mich auch, daß ich dieses Volk begünstigen wollte. Aber noch ehe ihr mir eure Geister und eure Herzen zum Pfand gabt, wie es die Tatasen schon vor dieser Zeit taten, mußte ich wieder fortziehen. Ich denke, ihr verzeiht mir.« Das Lachen wurde schier unerträglich.
    In der wallenden Schwärze begann sich eine drohende Gestalt abzuzeichnen. Gut dreieinhalb Mannslängen groß, mit sechs Armen und zwei stämmigen Beinen, wirkte sie dennoch knöchern. Der kahle, langgezogene Schädel schien gesichtslos zu sein, zumindest besaß er nur ein einziges, häßliches rüsselartiges Organ, durch das Catrox zu seinen Gefangenen sprach, ja geradezu trompetete.
    Der Dämon schwebte inmitten einer dichten Wolke, durch die hindurch seine Umrisse nur verzerrt zu erkennen waren. Mit einem seiner sechs Arme deutete er auf die Frau:
    »Du, Aeda, warst es doch, die mich einst anrief. Aber ich habe euch nichts genommen und nichts gegeben. Was also wollt ihr von mir?«
    Es lag an Sadagar, dem Dämon zu antworten. Und er tat dies mit der ganzen Verbitterung, die er empfand.
    »Unser Volk wurde dennoch hart bestraft. Erst wenn wir dich vernichtet haben, werden wir Nykerier von dem Fluch befreit, der seither auf uns lastet.«
    »Versucht es, wenn ihr könnt. Aber vergeßt nicht, welch gewaltiges Heer hinter mir steht. Es sind Tausende und aber Tausende von Shrouks.« Catrox schwieg eine kurze Weile und fuhr dann weit heftiger fort: »Eines nicht mehr fernen Tages werden alle Tatasen zu Shrouks geschmiedet sein, wenn sich der Spruch XATAN AXATA TAXAT ATAXA NATAX erfüllt.«
    »Wann?« brachte Tobar zitternd hervor.
    »Du würdest sagen, am Ende des Letzten Jahres. Leider, stellt dieses Tor nur eine einseitige
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